„ansehBar“ lädt zum Gallery-Walk durch den öffentlichen Raum in Gelsenkirchen ein
Kunstschau im Stadtraum
Die Künstler Nancy E. Watt und Christoph Lammert hatten die Idee zu einem Projekt, dem sie den Namen „ansehBar - Hingehn. Dranstehn. Kunst sehn“ gaben. In Form einer Galerie im Stadtraum wird damit 32 Gelsenkirchener Künstlern die Chance geboten, sich einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Und siehe da: „Gelsenkirchen ist plötzlich sehr reich!“, wie Watt feststellt, angesichts der breit aufgestellten freien Szene in der Stadt.
Rund 50 Bewerbungen mussten Nancy E. Watt und Christoph Lammert sichten, die als künstlerische Leitung die Auswahl der Künstler übernommen haben, um die 30 Künstler auszuwählen. Sie sind aber auch selbst vertreten bei der „ansehBar“, darum sind Werke von 32 Künstlern in zwei Etappen zu sehen.
Die erste Ausstellungsrunde dauert bis zum 10. August, der zweite Reigen ist vom 11. August bis 10. September zu sehen. Dazu werden 16 großflächige Plakatwände der "Ströer Deutsche Städte Medien GmbH" genutzt, die sich zwischen dem Bühlweg in Ückendorf und der Hauptstraße in der Gelsenkirchener City befinden. Jedes Plakat ist mit einem QR-Code versehen, der auf die Website zum Projekt und zu den Künstlern weiterleitet.
Bei der Auswahl der Künstler, die auch alle ein Honorar erhalten, was laut Christoph Lammert bei Ausstellungen leider nicht immer üblich ist, nutzten Lammert und Watts die öffentliche Ausschreibung. Einige Künstler wurden aber auch konkret angesprochen und zum Mitmachen bewegt.
„Wir wollten möglichst viel Farbe und künstlerische Impulse ins Projekt einbringen. Darum war es uns auch ein Anliegen solche Künstler zu motivieren, die nicht im Digitalen zu Hause sind und in der Krise ins Hintertreffen geraten,“ erklärt Lammert.
Seine Mistreiterin Nancy E. Watt ergänzt: „Unser erstes kuratorisches Ziel ist die Schaffung eines repräsentativen Ganzen, eines Gesamtwerks der Gelsenkirchener Kunstszene, wie ein Mosaik, eine Auswahl, die gleichermaßen Männer und Frauen aller Altersgruppen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund umfasst. Und an dieser Stelle bedanken wir uns bei allen Künstlern, die unsere Idee verstanden haben und von und mit denen dieses Projekt lebt.“
Vom 10. Juli bis 10. August zeigt die „ansehBar“ Werke und Positionen folgender Künstler: Anna Kleinsorg und Grietje Hansen, Felix Zdziuch, Heike Feddern, Frank M Helferich, Havva Ayvalik, Timmy Kampmann, Jesse Krauß, Marc L Vogler, Marion Mauss, Alexander Stratmann, Urban Gardening Kollektiv, Stefan Smeenk, theatergildenast, Roman Pilgrim, Sven Piayda und Nancy E. Watt.
Vom 11. August bis 10. September sind an denselben Standorten Werke und Positionen folgender Künstler zu sehen: Beni Veltum, Claudia Tebben, Consol Theater, Heidi und Jürgen Kramer Archiv, Idur Eckle, Inge Meyer-Dietrich, Jannine Koch, Jo Scholar, Jutta Altmayer, Julian Rybarski, Karin Templin-Glees, René Sikkes, Anke Sieloff, K. Roland Berger, Marion Falkowski und Christoph F. Lammert.
Die Künstler, die jetzt nicht berücksichtigt werden konnten, sollen auf jeden Fall bei der Szeniale 2021 dabeisein.
Auf die Frage, was die künstlerische Leitung bewegt hat, dieses Projekt ins Leben zu rufen, erklärt Christoph Lammert: „Es geht uns nicht nur darum, schöne Bilder in die Stadt zu tragen. Vielmehr geht es darum, Kunst zu zeigen in einer Zeit, in der Kunst durch geschlossene Galerien, Museen und Theater nur schwer zugänglich ist. Denn Kunst passiert weiter, trotz Corona. Durch die Krise wurde vielen erst bewusst, wieviele Menschen in Kunst und Kultur arbeiten und wie sehr wir alle ihre Arbeit vermissen. Kunst hat damit bewiesen, dass sie systemrelevant ist. Darum ist es wichtig, freie oder ungenutzte Räume für die Kunst zu nutzen.“
„Spätestens seit den 1960er Jahren haben die Künstler die heiligen Hallen des Museums verlassen, und sich provokativ und direkt mit dem Alltagsleben auf der Straße auseinandergesetzt. ansehBar ist eine Intervention, mit der wir den Zeitgeist eingefangen haben. Wir Integrieren verschiedene Felder untereinander und miteinander. Wir stellen neue Möglickeiten vor, Kunst im öffenlichen Raum - gesellig, nachhaltig und demokratisch – zu präsentieren“, erklärt Nancy E. Watts das Anliegen der „ansehBar“.
Kulturdezernentin Annette Berg hat sich schnell überzeugen lassen von der Idee: „Das Projekt ist etwas Besonderes, denn hier werden verschiedene Ziele realisiert. Zum einen geht es darum, die freie Szene sichtbar zu machen. Zum anderen aber auch darum, Künstler in der Krise besonders zu fördern, indem man ihre Kunst präsentiert. Das Gemeinschaftswerk, das durch die hochprofessionelle Begleitung Nancy E. Watts und Christoph Lammerts entstanden ist, zeigt was Kunst und Kultur in und für Gelsenkirchen ausmachen.“ Sie würde sich wünschen, dass sich viele auf den Weg machen, zu einem Gallery-Walk entlang der öffentlichen Galerie.
Beteiligte Partner ziehen an einem Strang
Andrea Lamest, die Leiterin des Referats Kultur, schilderte: „Als wir Anfang Mai die ersten Gespräche führten, war nicht abzusehen, wie es weitergehen könnte mit der Kultur. Uns ging es aber allen um den Erhalt der kulturellen Infrastruktur. Als die künstlerische Leitung dann das Konzept und den Finanzierungsplan vorlegte, war schnell klar, dass es sich um ein interdisziplinäres Konzept handelt, das anders ist als in anderen Städten üblich. Damit kam dieses super Projekt genau zur richtigen Zeit.“
Das künstlerische Leitungsteam hofft, dass durch den auf jedem Plakat angebrachten QR-Code viele auch den Weg in die Ateliers der beteiligten Künstler finden, Gespräche mit diesen führen und vielleicht sogar das eine oder andere Kunstwerk kaufen.
Um die Spannbreite der Szene zu zeigen, befinden sich unter den 30 ausgewählten Künstlern auch Musiker und Theatermacher. Auch diese Beiträge sind mit einem QR-Code versehen. Im Falle des Musikers Marc L Vogler kann darüber zum Beispiel ein Ausschnitt aus dessen „Corona-Requiem“ abgerufen werden.
Christoph Lammert sprach dem Kultur-Referat seinen Dank aus, denn „es macht vieles für die Kunst möglich. Das habe ich persönlich schon ganz anders erlebt an anderen Orten.“ An die Ströer Gruppe und den anwesenden Hermann Meyersick richtete das künstlerische Leitungsteam ebenfalls einen Dank für die Partnerschaft und konstruktive Begleitung, die aus der Ausstellung eine plakative Idee machte. Hermann Meyersick revanchierte sich mit einem Glückwunsch an die Macher der Ausstellung: „Unserem inhabergeführten Unternehmen geht es durch Corona auch nicht gut, umso größer ist unsere Verbundenheit zu den Künstlern. Unsere Aufgabe ist es, Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum zu erzeugen und das ist genau das, was sich Künstler derzeit wünschen. Dazu stehen wir gern zur Verfügung, auch über Corona hinaus.“
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.