Krebs kann jeden treffen
Seit seiner Gründung im Jahr 2007 arbeitet der Förderverein für Krebsberatung und -hilfe in der Emscher-Lippe Region mit seinen 30 Mitgliedern eher im Stillen, um die Arbeit der Krebsberatungsstelle für die Region zu unterstützen. Damit soll nun Schluss sein und der Verein möchte sich „laut und deutlich der breiten Öffentlichkeit vorstellen.“
Von Silke Sobotta
GE. Dazu findet am Sonntag (20.) ab 17 Uhr die Benefiz-Gala „Chanson meets Classic“ als Veranstaltung in einer für den Förderverein völlig neuen Dimension statt. Im Großen Haus des Musiktheater im Revier lädt der Förderverein zu „einem lustigen Abend, allen bescheidenen Mitteln zum trotz“ ein, wie der Vorsitzende Michael Poschmann erklärt. Es gibt Hemdsärmeliges ebenso wie Feines und auf jeden Fall gute Unterhaltung und eine gute Verköstigung.
„Wir werden an diesem Abend experimentierfreudig Neuland betreten“, verrät Poschmann, der bereits ganz gespannt darauf ist, wie die Veranstaltung bei den Bürgern ankommt.
Das Programm bestreiten ab 18 Uhr die heimische Chanson-Diva Maegie Koreen und die aus Radio und Fernsehen bekannten Jungen Tenöre. Dadurch bietet der Abend mal robuste Töne, wenn Maegie Koreen mit ihren Chanson-Zöglingen Sonja Godoj, Emine Cambel und Pascal Varee das Programm „Mensch, Ruhrpott!“ präsentiert. Dabei wird es ein polnisches Bergarbeiterlied, ein türkisches Heimatlied und ein internationales Ruhrpottlied zu hören geben. Aber natürlich auch viel mehr, wie etwa „Currywurst“ nach Art von Herbert Grönemeyer.
Für die leiseren Töne sind die jungen Tenöre zuständig, die englische Pop-Songs mit klassischen Stimmen in deutscher Sprache darbieten.
Vor diesem musikalischen Programm und in der Pause sorgt der Köcheclub Gelsenkirchen unter Leitung von Heinrich Wächter für mal deftige und mal eher feine Küche. So gibt es Grünkohl mit reichlich Beilage, aber auch verführerische Canapes und einen Flying Service, der die Gäste im Vorbeigehen beköstigt.
„Das experimentelle daran sind nicht die Speisen und Getränke, sondern die Tatsache, dass es keinen festgelegten Preis dafür gibt, keine Getränkemarken und keine Kasse. Jedem, der bei Speis und Trank zugreift, wird vielmehr direkt eine Spendendose entgegen gehalten. Das ist ein gewagter Versuch, aber wir hoffen, dass es den Leuten so gut gefällt, dass wir am Ende ohne rote Zahlen herauskommen“, lacht der Vorsitzende des Fördervereins.
Sehr viel ernster geht es im Förderverein zu, wenn Anne Grütter, die Diplompädagogin, Psychotherapeutin und (HPG) Psychoonkologin der Krebsberatungsstelle aus der Praxis berichtet. „Wir hatten im Jahr 2010 1.700 Beratungen und 650 Betroffene, die uns aufgesucht haben. Als Schwerpunkt haben wir uns die Arbeit mit Familien gesetzt, in denen ein Elternteil an Krebs erkrankt ist und minderjährige Kinder betroffen sind. Denn wir haben gelernt, dass aufgeklärte Kinder weniger Angst haben.“
Die Beratung hilft den Eltern, ihren Kindern die Krankheit zu erklären, aber die Kinder werden auch auf spielerische Weise durch Anne Grüter und ihre Mitstreiter über die Krankheit informiert.
Die Beratungsstelle bietet Informationen, Beratung, Begleitung und Vermittlung und das bis zu einem Jahr über den Tod des Erkrankten hinaus. „Es ist schwer für einen Vater, wenn er nach dem Tod seiner Frau zum ersten Mal einen Kindergeburtstag ausrichten muss. Dabei stößt er schnell an seine Grenzen. Auch dazu haben wir einen Kooperationspartner gefunden: den Ziegenmichelhof. Dort werden die Geburtstage ausgerichtet, um den Elternteil zu entlasten“, erklärt Anne Grüter.
Die psychosoziale Betreuung der Hilfesuchenden erfolgt während und nach der klinischen Behandlung und der Betroffene wird immer in seinem familiären Umfeld betrachtet. „Wir haben gerade den Fall einer Mutter, die noch sehr geschwächt nach Hause kommt. Dort wird sie von ihrem 14-jähriger Sohn erwartet. Die Krankenkasse zahlt keine Haushaltshilfe mehr, weil der Sohn ‚zu alt‘ ist. Aber wie soll das gehen? Hier müssen wir neben der psychologischen Betreuung auch Unterstützung im Alltag bietet“, weiß Grüter.
Dr. med. Gerald Meckenstock, Chefarzt der Klinik für Medizinische und Radiologische Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin im St. Josef-Hospital, fügt an: „Frau Grüter leistet psycho-onkologische Arbeit in St. Josef. dafür zahlt keine Krankenkasse. Üblicherweise wird ein solches Angebot vom Krankenhaus selbst gestemmt. Nach dem Krankenhausaufenthalt wären für solche Aufgaben rund 70 Euro pro Stunde bei einem Psychologen fällig. Durch die Krebsberatungsstelle und die Hilfe des Fördervereins wird diese ambulante Hilfe ermöglicht und bietet den Erkrankten zusätzlich noch Kontinuität und nicht ständig wechselnde Bezugspersonen.“
Der Mediziner weiß, dass das Angebot derzeit nicht optimal ist und der doppelte Bedarf gegeben ist, aber er sieht es als guten Ansatz: „Wenn der Patient gut begleitet wird, dann kann sich das auch positiv auf sein Krankheitsbild auswirken.“
Für die Gelsenkirchenerin Maegie Koreen war sofort, als der Förderverein die Anfrage an sie richtete, klar: „Das alles möchte ich von Herzen gern unterstützen.“
Nun sind die Bürger gefragt, wenn es darum geht, die wichtige Arbeit der Krebsberatungsstelle und des Fördervereins zu unterstützen. Bei der Gala können sie in der Bluebox auch ihre persönliche Meinung zu dem Angebot los werden und natürlich gern Mitglied im Förderverein werden und damit einer guten Sache dienen, die jeden treffen kann. Spenden sind erwünscht auf das Spendenkonto des Förderverein für Krebsberatung und -hilfe in der Emscher-Lippe Region e.V. 101 161 778, Bankleitzahl 240 500 01 bei der Sparkasse Gelsenkirchen.
Karten für die Gala gibt es zum Preis von 15, 20 und 25 Euro (zuzüglich 2,50 Euro Vorverkaufsgebühr) unter Tel. 4097-200.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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