Gespräche zwischen Stadtwerken und Stadtverwaltung machen Hoffnung
Kaue: Das "Aus" ist abgewendet
Wie erst jetzt bekannt wurde, hat die Stadtwerke Gelsenkirchen GmbH (SG) den Mietvertrag der Veranstaltungsstätte Kaue bereits im Dezember zum 30. Juni 2021 gekündigt. Seit 2004 führte die SG-Tochter emschertainment GmbH jährlich rund 70 Kulturveranstaltungen in den historischen Gebäuden der Zeche Wilhelmine Victoria durch. Das drohende "Aus" der Kulturstätte sorgte für heftige Kritik. Am Donnerstag sorgte Oberbürgermeisterin Karin Welge im Hauptausschuss für eine positive Nachricht: „Sie können davon ausgehen, dass die KAUE auch in Zukunft eine Rolle im kulturellen Stadtgeschehen spielen wird“, kündigte Karin Welge an. Es sei dabei nie um das „Ob“, sondern nur um das „Wie“ gegangen.
Als Grund für die Auflösung des Mietvertrages gab die SG die in Betriebnahme des neuen Spielortes Heilig Kreuz-Kirche an und die damit verbundenen Kosten für eine Erweiterung der Mitarbeiter, die nicht zu den Einnahmen durch eine vierte Spielstätte passen würden.
Ende 2021 plant die emschertainment gemeinsam mit der Stadt Gelsenkirchen, die aufwendig restaurierte Heilig Kreuz-Kirche an der Bochumer Straße als neue Veranstaltungsstätte zu eröffnen. Die historische Kirche würde das Repertoire der emschertainment somit neben Kaue, Emscher-Lippe-Halle und Hans-Sachs-Haus um einen vierten Veranstaltungsort erweitern.
Da dies eine Aufstockung der personellen Ressourcen und eine erhebliche Ausweitung des Geschäftsbetriebs sowie zusätzliche finanzielle Belastungen für die Tochtergesellschaft bedeuten würde, hatte die SG sich zur Kündigung des Veranstaltungsortes Kaue entschieden.
„Seit meinem Amtsantritt als Geschäftsführer der Stadtwerke Gelsenkirchen am 1. April arbeiten wir gemeinsam mit der Stadtverwaltung und der emschertainment an einer für alle Seiten akzeptablen Lösung, diese muss jedoch auch finanziell tragbar sein. Angesichts der anstehenden Eröffnung von Heilig-Kreuz kann keinesfalls von einer Verringerung des kulturellen Angebotes die Rede sein, die Stadtwerke können nur keine weitere Ausweitung des Veranstaltungsbereiches finanzieren“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Harald Förster.
Die Stadt Gelsenkirchen befand sich darum in intensiven Gesprächen mit der Stadtwerke Gelsenkirchen GmbH, um gemeinsam zu prüfen, in welcher Form ein Erhalt des Veranstaltungsortes Kaue nach der Kündigung des Mietvertrags durch die Stadtwerke Gelsenkirchen GmbH möglich ist.
„Natürlich sehen wir die wirtschaftlichen Zwänge der Stadtwerke und am Ende ist niemandem geholfen, wenn eine städtische Gesellschaft durch den Betrieb einer solchen Einrichtung noch weiter in Schieflage gerät. Aber wir sehen auch, dass die Kaue in und weit über Gelsenkirchen hinaus ein wichtiger Kulturort und ein Markenzeichen ist“, betonte Oberbürgermeisterin Karin Welge Anfang der Woche und weiter: „Die Kaue hat in den vielen Jahren entscheidend zum vielfältigen und reichen kulturellen Leben in Gelsenkirchen beigetragen. Mir ist sehr dran gelegen, diese Vielfalt zu erhalten.“
In der Sitzung des Hauptausschusses am Donnerstag, 6. Mai, verkündete die Oberbürgermeisterin dann die erlösende Nachricht: „Sie können davon ausgehen, dass die KAUE auch in Zukunft eine Rolle im kulturellen Stadtgeschehen spielen wird“, kündigte Karin Welge an. "Es geht uns dabei nicht um die Rücknahme einer Kündigung, sondern um die Möglichkeit, mit einem neuen Vertrag die Rahmenbedingungen für eine ausgewogene Kulturszene neu zu gestalten.“
Die Oberbürgermeisterin betonte: „Die KAUE hat in den vielen Jahren entscheidend zum vielfältigen und reichen kulturellen Leben in Gelsenkirchen beigetragen. Mit ist sehr dran gelegen, diese Vielfalt zu erhalten, die durch die Heilig Kreuz Kirche im kommenden Jahr noch erweitert wird.“
Die Politik kritisierte das bisherige Vorgehen
Für Annelie Hensel, Sprecherin der CDU-Fraktion im Kulturausschuss ist die Kaue ein fester Bestandteil der Gelsenkirchener Kulturlandschaft: „Die Kaue hat sich über viele Jahre hinweg in der Kulturszene etabliert und ist mittlerweile über die Stadtgrenzen hinweg ein bekannter und hoch geschätzter Veranstaltungsort. Für die Menschen in Heßler, Schalke und der Feldmark ist sie ferner ein starker Identifikationsfaktor. Ich verstehe nicht, wieso die Botschaft der Kündigung erst jetzt die Öffentlichkeit erreicht und ich frage mich schon, wieso die Verwaltung es nicht für nötig befunden hatte, spätestens die in der letzten Woche stattgefundene Sitzung des Kulturausschusses dazu zu nutzen, um über den Sachstand zu informieren.“
Der kulturpolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion Taner Ünalgan erklärt: „Für uns ist die Kaue schon traditionell ein kulturpolitisch wichtiger Veranstaltungsort in unserer Stadt. Deshalb werden wir ausloten, welche zukünftigen Möglichkeiten vorhanden sind, die einerseits die Kaue als Kulturort sichern und gleichzeitig die bislang durchaus enormen Kosten für die Stadt erträglicher gestalten. Insgesamt macht es auch Sinn, das Thema im Rahmen der frisch beschlossenen Kulturentwicklungsplanung mit auf dem Schirm zu haben.“
Ünalgan führt aus: "Mit unseren kulturpolitischen Haushaltsanträgen mit einer Gesamtsumme im deutlichen sechsstelligen Bereich bei den diesjährigen Haushaltsberatungen haben wir auch signalisiert, dass Kultur in Bezug auf Zusammenhalt und Lebensqualität in einer Stadtgesellschaft einen hohen Stellenwert besitzt. Es ist gut, dass diese Haltung sowohl vonseiten der Stadtwerke, der Stadtverwaltung, aber auch der privaten Immobiliengesellschaft, der die Kaue gehört, geteilt wird, denn öffentliche Kulturorte sind Teil der Daseinsvorsorge in einer lebenswerten Kommune und dürfen nicht zum alleinigen Spielball renditeorientierter Interessen gemacht werden."
Mit Irritation nahmen die Grünen die Kündigung zur Kenntnis und fordern die Oberbürgermeisterin sowie den neuen Stadtwerke-Geschäftsführer Harald Förster auf, den Vorgang öffentlich nachvollziehbar aufzuklären. Die Kündigungsabsicht sei nicht öffentlich in den politischen Gremien diskutiert worden und stellte sich den Grünen bisher nur als ein mögliches Szenario dar, sobald der Spielbetrieb der Heilig-Kreuz-Kirche aufgenommen werde.
„Dass die Kündigung alternativlos und beschlossene Sache ist, zumal in dieser Zeitperspektive, war uns nicht bewusst“, erläutert Stadtverordneter Dennis Hoffmann, der die Grünen im Aufsichtsrat der Stadtwerke vertritt. Mit offenen Karten zu spielen sehe anders aus.
„Es ist absolut nachvollziehbar, dass sich zahlreiche Gelsenkirchener darüber ärgern, dass hier Fakten geschaffen wurden und keine öffentliche Diskussion zur Zukunft der Kaue stattgefunden hat, aber das bedeutet nicht automatisch das Aus für den Standort“, kommentiert Adrianna Gorczyk, Vorsitzende und kulturpolitische Sprecherin der grünen Ratsfraktion.
Der Kulturort "Die Kaue"
Bis in die späten 1970er Jahre war die "Kaue" Teil der Zeche Wilhelmine Victoria im Stadtteil Schalke. Dann wurde die Zeche geschlossen und drohte zu verfallen.
Ab 1989 wurde sie jedoch zu einem modernen Veranstaltungsort umgebaut und 1992 wiedereröffnet. Seitdem haben bereits viele renommierte Künstler in der überregional bekannten Gelsenkirchener Institution das Publikum begeistert.
Heute ist die Kaue mit 305 Sitz- oder 450 Stehplätzen ein lebendiger Ort der Industriekultur des Ruhrgebiets.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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