Paul Calderone vom Ballett im Revier:
"Ich muss tanzen!"

Paul Calderone ist vielseitig talentiert, doch sein Herz gehört dem Tanz. Foto: Gerd Kaemper
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Premiere "Mass" im Musiktheater im Revier, die Balletttänzer verbeugen sich, treten zurück, um den Sängern Platz zu machen, aber einer bleibt stehen: Paul Calderone, Mitglied des Balletts im Revier, hat in Leonard Bernsteins Stück für Sänger, Tänzer und Schauspieler neben seiner Tanz- auch eine Gesangsrolle übernommen...

 "In der letzten Spielzeit gab es die "Fifty Fifty- Wunschkonzertshow, da habe ich einmal mitgemacht und ein selbst komponiertes Lied gesungen, deshalb hat man mich gefragt", erklärt Paul Calderone, der in der Nähe von Toronto/Kanada aufgewachsen ist. "Es war ein spannender Probenprozess und ich liebe es, neue Erfahrungen zu sammeln, deshalb habe ich die Rolle gern übernommen." Hat man als Tänzer dann mehr Lampenfieber, wenn man plötzlich auch als Sänger gefragt ist? "Nein. Also vielleicht bei der Premiere. Aber ich versuche mich immer so gut vorzubereiten, dass erst gar keine Nervosität aufkommt. Und ich liebe Herausforderungen." Die er hervorragend meistert.

"Lampenfieber" kennt er nicht

"Lampenfieber" ist das Wort, dass der sympathische Kanadier, dessen Muttersprache Englisch ist, neu lernt. Seit 2011 lebt er in Deutschland, wohnt seitdem in Düsseldorf und spricht fließend Deutsch. "Das habe ich allerdings erst nach über vier Jahren hier gelernt", gibt er schmunzelnd zu. Die Leiterin seiner Ballettschule in Toronto sorgte für seinen Kontakt zum Ballett-Direktor Martin Schläpfer in Düsseldorf. "Deshalb durfte ich damals dort vortanzen, aber ich war eigentlich verletzt", erinnert er sich kopfschüttelnd.

Schläpfer nahm ihn trotzdem, weil er auf die Ballettlehrerin in Toronto vertraute, und Paul sagte alle weiteren Vortanzen ab, um gesund zu werden. "Nein, Europa war überhaupt nicht mein großer Traum, ich hatte eher Richtung New York oder Kalifornien geplant, aber dann ist mir Düsseldorf passiert", erinnert er sich. Mit süßen 19 Jahren wechselte er mutig den Kontinent, um den einen wirklichen Traum mit Leben zu füllen: Tanzen!

"Ich kann mich nicht erinnern, jemals nicht getanzt zu haben. Das ist in mir, ich muss das tun, sonst bin ich unglücklich. Schon als ich drei Jahre alt war, musste meine Mutter mich filmen ..."

"Ich kann mich nicht erinnern, jemals nicht getanzt zu haben", sagt er. "Das ist in mir, ich muss das tun, sonst bin ich unglücklich. Schon als ich drei Jahre alt war, musste meine Mutter mich filmen..." Darüber hinaus habe er so viele Ideen, die er am liebsten in Bewegungen umsetzt, dass er nach vier Jahren in der Düsseldorfer Kompanie angefangen hat, frei zu arbeiten. "Plötzlich hatte ich mit so vielen Deutschen zu tun, dass ich - anders als im Ballett, wo die Hauptsprache Englisch ist - doch endlich deutsch sprechen lernen musste." Er liebt besonders Veranstaltungen, bei denen sich die verschiedenen Kunstarten treffen. "Bei einer Kunstausstellung eine Tanzperformance zu selbst komponierter Musik präsentieren, das gefällt mir gut", erklärt er, solche Projekte habe er während der "freien" Zeit verfolgt.

"Doch dann lief mein Visum ab und ich brauchte unbedingt eine feste Anstellung, um es verlängert zu bekommen", grinst er. "Dann habe ich in Gelsenkirchen vorgetanzt, weil mir alle erzählt haben, wie wunderbar Bridget Breiner choreografiert." Das Ballett im Revier hat ihn genommen, seit letzter Spielzeit gehört er zur Kompanie. "Es ist toll, weil ich hier mit so vielen verschiedenen Choreografen arbeiten darf, ich habe so viel gelernt." Der Balletttanz sei die Basis, die er als Tänzer mitbringt, jeder Choreograf ergänzt diese Grundbewegungen sozusagen durch seine eigene Sprache, erklärt er. "Bridget Breiner erfindet zum Beispiel für jeden Satz einer Geschichte, die sie erzählen will, Bewegungen. Sie macht das so sensibel, als male sie Bilder, um diese dann zum Leben zu erwecken", schwärmt er.

Wegen der extrem unterschiedlichen Bewegungssprachen, die er beherrschen muss, liebt Paul Calderone zum Beispiel das Programm "Der Rest ist Tanz". "Ich bin in allen drei Szenen und muss mich extrem konzentrieren, um exakt umzuschalten." Aber sein Herzensstück der Spielzeit ist "Romeo und Julia". "Da bin ich der Priester, der ja bei Shakespeare keine große Rolle spielt, aber Bridget hat das so toll inszeniert, dass es meine Lieblingsrolle ist."

Lieblingsrolle in "Romeo und Julia"

Wenn der 27-Jährige nicht in Gelsenkirchen probt oder auf der Bühne steht, dann liebt er es nach wie vor so viel Kunst wie möglich zusammenzubringen. "Ich spiele in einer Band, wir komponieren zusammen, ich liebe Mode, mache manchmal auch Foto-Shoots und arbeite mitunter als Akt-Modell", erzählt er gut gelaunt. Gibt es eine Traumrolle? Lautes Lachen. "Nein. Mein Traum ist es, zu tun, was ich liebe. Egal wo." Auch in Gelsenkirchen. Und in der Fifty-Fifty-Wunschkonzert-Show, die in dieser Spielzeit in die nächste Runde geht, ist er als Gast auch wieder dabei. "Ich weiß nur noch nicht wann genau..."

Wer Paul Calderone und das Ballett im Revier in einem der erwähnten Stücke erleben möchte, kann das zu folgenden Terminen:
"Der Rest ist Tanz": 12. und 19. Januar jeweils um 19.30 Uhr;
"Romeo & Julia": 3. und 10. Februar, 2. März, 5. und 19. Mai;
"Mass": 2., 4. und 10. November, 9. Dezember, 13. und 20. Januar, 16. Februar. Termine

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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