Bernhard Aichner schreibt Gelsenkirchen-Krimi für die Mord-am-Hellweg-Anthologie 2020
„Ich bin großer Yves-Klein-Fan“
„Ich freue mich, dass ich hier sein darf“, verkündete der österreichische Autor Bernhard Aichner, der gerade zum Recherche-Besuch in Gelsenkirchen weilt und sich für seinen Gelsenkirchen-Beitrag zur Krimi-Anthologie des Mord-am-Hellweg-Krimifestivals 2020 inspirieren lässt. Und wie er das so sagt, glaubt man es ihm auch, wenn er erklärt: „Ich liebe Gelsenkirchen.“
Letzterer Ausspruch hat aber wohl weniger damit zu tun, dass Gelsenkirchen für ihn, der aus einem Dorf nahe Innsbruck stammt, „ein Riesending“ ist, sondern vielmehr damit, dass Aichner tatsächlich ein großer Yves-Klein-Fan ist und selbst ihm bereits seinen Roman „Nur Blau“ gewidmet hat.
Auf jeden Fall freuen sich Bibliotheksleiterin Anja Herzberg und Claudia Nobis, die in der Stadtbibliothek für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, dass im Herbst 2020 wieder Europas größtes Krimifestival „Mord am Hellweg“ zu Gast sein wird in Gelsenkirchen. Denn seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 ist Gelsenkirchen Partner des Festivals und gewinnt seitdem immer mehr Veranstaltungen in diesem Rahmen dazu.
Als Gelsenkirchener freut sich natürlich auch Dr. Herbert Knorr vom Westfälischen Literaturbüro in Unna, das das Krimi-Festival veranstaltet, natürlich schon auf die zehnte Auflage des Mord-am-Hellweg-Festivals, das wegen des runden Geburtstages auch wieder international werden soll. Er verspricht, dass passend zur Kurzgeschichte von Bernd Aichner für eine Lesung mit ihm der Ort in Gelsenkirchen gewählt werden wird.
„Die Anthologie hilft seit dem ersten Mord am Hellweg-Festival im Jahr 2002, die Region vorzustellen und einzubinden in das Festival. Und da der Verkauf der Bücher gut läuft, werden wir auch daran festhalten. Das Prinzip ist simpel: Jede beteiligte Stadt erhält einen Autor und erscheint im Titel des Kurzkrimis. So bleibt Mord am Hellweg im Gespräch, aber auch die beteiligten Städte“, erläutert Knorr.
Aichner verrät seinerseits, dass es ihm, wie wohl den meisten Romanautoren, unglaublich schwer fällt, sich kurz zu fassen und seine Geschichte, die auf 250 Seiten erzählt werden könnte, auf 12 bis 15 Seiten zu reduzieren. „Eine gute Kurzgeschichte braucht Zeit. Darum schreibe ich nur für Mord am Hellweg Kurzgeschichten“, lacht Aichner, der so begeistert ist von dem Krimifestival, dass er 2017 ein eigenes Krimi-Fest in Tirol ins Leben gerufen hat.
Für den Österreicher ist es ein echter Segen, dass er damit betraut wurde, den Gelsenkirchener Beitrag zu verfassen: „Ich war zwar schon häufiger in der Region, aber ich habe es bis gestern noch nie geschafft, mir das Monochrom von Yves Klein im Musiktheater im Revier anzusehen. Nun könnte ich mir vorstellen, dass das MiR auch in meiner Geschichte auftauchen wird. Aber auch Fußball ist ja ein großes Thema hier in der Stadt. Aber ich habe auch schon darüber nachgedacht, ob man das Hotel, in dem ich hier wohne, in die Luft sprengen könnte.“ Letzteres war aber nur als Scherz gemeint und auf das Maritim bezogen.
Auch wenn Knorr nicht möchte, dass das MiR wie in der letzten Anthologie eine große Rolle in der Kurzgeschichte spielt, so gerät er doch ins Schwärmen, wenn er nur an das Haus denkt: „Yves Kleins Blau wird in Gelsenkirchen geliebt. Und man muss sich nur einmal vor Augen halten, dass dieser revolutionäre Kulturtempel mitten in einer Zechen- und Stahlstadt errichtet wurde. Und jeder hier ist nach wie vor stolz darauf.“
Aber er gibt dem Autoren gleich noch auf den Weg, dass Gelsenkirchen in Sachen Kunst eine ganze Menge zu bieten hat. Sei es nun die ehemaligen Kohlehalden, das Kunstmuseum mit seiner herausragenden Kinetikausstellung oder das im Wachsen befindliche Kreativquartier Bochumer Straße.
Anhand der vielen Fotos, die der auch als Fotograf tätige Bernhard Aichner hier geschossen hat, will er sich bis Ende März seine Geschichte zurechtlegen. Und nachdem ihm beim letzten Mord am Hellweg sein Lektor gedroht hat, „jeder überzogene Tag kostet Dich einen Finger“, wird er sich wohl sputen.
Was wohl keine große Rolle in der Kurzgeschichte spielen wird, dürfte der Fußball sein. Denn da kennt sich Aichner nicht aus: „Ich schätze mal, an der Tausend-Freunde-Mauer etwas gegen Fußball zu sagen, wäre nicht so gut? Darum werde ich keinen Fußball in der Geschichte verwerten, ich hätte viel zu viel Angst, dass mich Schalke-Fans nach der Lesung an den Ohren aus dem Saal ziehen.“ Sprachs und lachte über seine eigene Angst, während die Gelsenkirchener ihm nur stumm zustimmten.
Eins ist jedenfalls sicher: „Der Herausgeber der Anthologie fordert einen Mord. Aber ich bin mir sicher: Dieses Mal wird es richtig blutig. Dabei bin ich ein friedfertiger Mensch. Ich mache das nur für meine Leser, die lieben es blutig.“
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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