H.G. Butzko: Gelsenkirchen hat mehr zu bieten als Fußball

Der Kappenträger H.G. Butzko ist demnächst zu Gast in der Kaue in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen. | Foto: Privat
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Dafür sieht sich H.G. Butzko als bestes Beispiel. Der Kabarettist erhält im März die bedeutendste Auszeichnung, die im deutschsprachigen Raum jährlich in den Sparten Kabarett, Chanson/Musik/Lied und Kleinkunst vergeben wird, den Deutschen Kleinkunstpreis.

Am Samstag, 25. Januar, kommt der echte Gelsenkirchener „Jung“ in die Kaue. „Der beste Kabarettist der Welt“, wie er sich selbst nennt kehrt dann zurück zu seinen Wurzeln in seine Heimatstadt Gelsenkirchen. Der Stadtspiegel sprach mit Butzko über seine Jugend in Gelsenkirchen und seinen Werdegang zum vielfach ausgezeichneten Kabarettisten.

Herrschaftszeiten am 25. Januar in der Kaue

H.G. Butzkos aktuelles Programm trägt den Titel „Herrschaftszeiten“ und darin beschäftigt er sich mit dem was derzeit Politik so treibt. Er geht der Verfassung auf den Grund, in der es heißt „Alle Gewalt geht vom Volke aus“ und kommt bei seinen Überlegungen zu dem Schluss, dass es heute vielmehr heißen müsste: „Alle Gewalt geht dem Volke aus“. Mehr dazu gibt es dann am 25. Januar in der Kaue.

Der Deutsche Kleinkunstpreis

Stadtspiegel: Sie erhalten im März den deutschen Kleinkunstpreis. Welche Bedeutung hat das für Sie?
H.G. Butzko: „Nun ja, gucken Sie sich einfach die Liste meiner Vorgänger an: Dieter Hildebrandt, Hanns Dieter Hüsch, Gerd Polt, Volker Pispers, Urban Priol, Erwin Pelzig, Wilfried Schmickler, Georg Schramm, usw. usw...Mit diesen Namen jetzt in einer Reihe aufgeführt zu werden, ist natürlich, ich sag mal „gewöhnungsbedürftig“. Also ganz ehrlich: Eigentlich müsste ich zum Therapeuten. Das Problem ist nur: Mein Ego passt grade nicht durch die Tür vom Behandlungszimmer.“

Ein Kind der Schalker Meile

Sie sind 1965 in GE geboren und sagen von sich selbst, dass Sie aufgewachsen sind gegenüber vom Stadion. Welchem: Glückauf-Kampfbahn oder Parkstadion?Oder anders: Sind Sie ein Kind der Schalker Meile oder des Berger Feldes?
„Ganz klar ein Kind der Schalker Meile. Ich hab noch bei Ernst Kuzorra Straßenbahntickets gekauft, danach bei Stan Libuda. Charly Neumann hat im Stockwerk über uns gewohnt. Und gekickt habe ich damals in der Glückauf-Kampfbahn, allerdings bei Teutonia Schalke. Zum Glück. Wäre ich stattdessen zu Schalke 04 gegangen, hätte mich mein überragendes Talent Profifußballer werden lassen, und wer würde dann heute politisches Kabarett machen?“

Butzko war schon früh ein konsequenter Geist

Sie haben Abitur in Gelsenkirchen gemacht? Wann war das? An welcher Schule?
„Abi hab ich 1985 gemacht, und zwar am Grillo-, bzw. Ricarda-Huch-Gymnasium. War eine spannende Zeit damals. Die einen machten sich Sorgen um ihre Noten und die spätere Karriere, die anderen um Atomkraft und den NATO-Doppelbeschluss. Wir waren damals so polarisiert, dass wir uns nicht auf einen Ort für die Abifeier einigen konnten. Also gab es zwei Partys an zwei Orten. Nix da von wegen fauler Kompromiss und Konsenssauce. Im Grunde ein vorbildlicher Vorgang, wenn es um Prinzipien, Standpunkte und klare Haltungen geht. Angela Merkel war also nicht bei uns in der Stufe. Viele Jahre später habe ich übrigens erfahren, dass einige Lehrer damals insgeheim sehr stolz auf unser konsequentes Verhalten waren.

Vom "Amt" zum Kabarett

Und wie kommt man dann zum Kabarett?
„Angefangen hab ich nach der Schule zunächst als Schauspieler und Regisseur bei diversen Theatern. Das hab ich ungefähr 7 Jahre lang gemacht. Bis mir dann diese Unkreativität auf den Sack ging. Ein Staats- oder Stadttheater ist ja nichts anderes, als ein Amt. Ein Amt zur Produktion von Bühnendarstellung. Und wer die Mentalität von Mitarbeitern anderer Ämter und Behörden kennt, der ahnt jetzt auch, warum die Qualität deutscher Theaterproduktionen ist, wie sie ist. Als Kabarettist ist man Autor, Regisseur und Darsteller in einem, ohne dass einem irgendjemand reinreden kann. Vom Theater zum Kabarett war also der logische Schritt.“

Und warum gerade politisches Kabarett?
„Naja, ich gehörte ja schon in der Schule zu denen, die sich Sorgen um Atomkraft und NATO-Doppelbeschluss gemacht haben, statt um Noten und Karriere. Keine Ahnung, wieso. Vielleicht weil es für gute Noten nicht gereicht hat. Dass ich jetzt als politischer Kabarettist Karriere mache, war natürlich so nicht beabsichtigt.“ (lacht)

Tegtmeiers Erben für den Gelsenkirchener

Dann haben Sie auch noch letzten November den Preis „Tegmeiers Erben“ gewonnen. Hat das einen ähnlichen Stellenwert wie der deutsche Kleinkunstpreis?
„Für mich schon. Klar, in vielen Regionen in Deutschland hat das nicht die selbe Bedeutung. Aber wer, wie ich, schon als Kind Schallplatten mit Jürgen von Manger gehört hat, der weiß diese Auszeichnung sehr zu schätzen. Eine Tegtmeiernummer wie z B „der Kleinaktionär“ ist auch heute in Zeiten der Banken- und Eurokrise immer noch topaktuell und hochbrisant. Jürgen von Manger hat als kleiner Mann die großen Themen beleuchtet. Das mach ich auch. Aber natürlich hab ich eine andere Bühnenfigur und einen anderen Stil. Von Manger hat sich absichtlich doof gestellt. Ich mach mich absichtlich schlau.“

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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