„The Black Rider“ feierte Premiere am MiR und teilte die Gemüter
Herrlich schräges Musiktheater
Nach dem Buch des Autors William S. Burroughs komponierte und textete Tom Waits das Musiktheaterstück „The Black Rider - The Casting of the magic Bullets“. Passend zur schrägen Musik von Tom Waits inszeniert Astrid Griesbach eine turbulente wie skurrile Geschichte, die ebenso abschrecken wie begeistern kann.
Die Zuschauer fühlen sich direkt zu Anfang wie auf einem Rummelplatz. Blasmusik und mehr sorgen für die Einstimmung zu einem leichten Spiel.
Und ein Spiel ist es, was hier gezeigt wird, nur eben auch ein tödliches, bei dem der Teufel seine Finger im Spiel hat. Dargestellt wird der Gehörnte in diesem Fall von einer Puppe und bis zu drei Spielern, die sie zu einem mitunter gruseligen Leben verhelfen.
Die schrillen Kostüme und Puppen von Atif Mohammed Nor Hussein passen zum bunt-schrägen Bühnenbild von Lisette Schürer. Wobei die Bühne immer wieder beeindruckend genutzt wird, in dem sie mal hier und mal dort ein Türchen öffnet oder neue Teile des Rummelplatzes hineingebracht werden.
Die Kirmesatmosphäre wird verstärkt, wenn Wilhelm, dem aus eigener Kraft kein Schuss gelingen will, der aber nach dem Willen seiner zukünftigen Schwiegereltern vom Schreiber zum Jäger mutieren soll, mit Hilfe des Teufels mit jedem Schuss einen Treffer erzielt. Und schon fliegen ihm die Kirmesrosen und Stofftiere nur so entgegen.
Denn wie in der Vorlage, nach deren Idee „The Black Rider“ entstand, dem Freischütz, glaubt Käthchens Vater, dass es bei der Ehe weniger um Liebe geht. So erklärt der Vater: „Kommt was in den Magen rein, kommt das Glück von ganz allein.“ Und wer könnte wohl besser für ein Essen sorgen als ein Jäger?
So in die Zwickmühle gebracht, bittet Wilhelm um seiner großen Liebe zu Käthchen um die Unterstützung des Teufels, der passenderweise in einem Gruselkabinett auf dem Rummel zu Hause ist. Als es dann mit dem Schießen klappt, sind auch die Schwiegereltern schnell gewonnen und der Hochzeit steht nichts mehr im Wege.
Und so singt man gemeinschaftlich “In the morning“ ohne zu wissen, dass der Teufel immer das letzte Wort hat...
Mit Astrid Griesbach hat das Musiktheater nicht nur eine der renommiertesten Puppentheater-Regisseurinnen des deutschsprachigen Raumes für die Inszenierung gewinnen können, sondern auch eine Regisseurin, die bei Robert Wilson, der bei der Uraufführung im Jahr1990 im Thalia-Theater in Hamburg Regie führte, hospitiert hat.
Mit Annika Firley als Käthchen gelingt dem MiR eine weitere sehr gute Besetzung und auch die Ensemble-Mitglieder Joachim G. Maaß als radfahrender Kuno und Sebastian Schiller als Wilhelm begeistern mit ihrer Darbietung.
Die Puppenspieler Gloria Iberl-Thieme, Daniel Jeroma, Marharyta Pshenitsyna, Merten Schroedter und Seth Tietze hauchen den Puppen wahrhaftig Leben ein und sorgen für das schräge Gesamtkunstwerk.
Unter der Leitung von Heribert Feckler sorgt die Neue Philharmonie Westfalen für die passende Klängen des skurrilen Geschehens, das der Besucher auf der Bühne miterleben darf und wird dabei von einer Musikrichtung in die nächste katapultiert.
Alles in allem ein mehr als unterhaltsamer Abend, auch wenn die Technik das ein oder andere Mal hakte und man sich an das Spiel mit „Schild“ zum Corona-Schutz als Zuschauer noch gewöhnen muss.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.