Harte Seemannswelt: Am 2. Dezember feiert das Kinder-Stück "Moby Dick" Premiere im Kleinen Haus
Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Kapitän Ahab, der Jagd auf Moby Dick macht, dem weißen Wal, der ihm einst ein Bein abgerissen hat? Aus diesem Stoff wird ein großes Bühnen-Abenteuer inszeniert, als Musiktheater für Kinder.
Frei nach Hermann Melvilles epischem Roman entwickelten 1996 der Autor Tom Sijtsma und der Komponist Guus Ponsioen die Vorlage für ein atmosphärisches Kammerspiel für Kinder ab acht Jahren. Die blutrünstige Angelegenheit des Walfangs wird ausgeblendet und der Fokus auf die Abenteuergeschichte gelegt: Der Erzähler Ismael heuert auf einem Walfänger-Schiff an, um seinen Traum als Seemann zu leben und trifft nicht nur Ahab, sondern auch den Steuermann Starbuck, den gelehrten Engländer Schellfisch, den betrunkenen Koch oder den tätowierten Queequeg. Für die Kinder geht es um Begegnungen mit Menschen aus fernen Ländern.
Eigentlich sei das Stück, das in einer Hafenkneipe spielt, für zwei Darsteller gedacht, erklärt Regisseur Carsten Kirchmeier zur Inszenierung. "Wir haben drei Männer und eine Hafenkneipe, die auch ein Schiffsrumpf sein könnte." Ismael spielt Stefan Stara, der sich auch als Erzähler immer wieder ans Publikum wendet. Er trägt Anzug, den er aber im Verlauf ablegt und sich die Ärmel hochkrempelt. So wird aus dem feinen Herrn ein Anpacker, in dem Falle ein Seemann. Ahab stellt Dirk Weiler dar, der aber noch zusammen mit Adrian Kroneberger in die weiteren Rollen schlüpft. So kann die Geschichte Fahrt aufnehmen. Aus der Hafenkneipe wird sekundenschnell ein Schiff, Requisiten aus der Kneipe werden im improvisierten Spiel zu Gegenständen, die Seeleute benutzen, aus einer Strickmütze wird eine Kapitänsmütze. "Die Kinder werden animiert, das zu glauben", so Kirchmeier. "Vieles findet im Kopf der Zuschauer statt." Zwar befinden sich Segel im Bühnenbild, aber es gibt keinen Wal, keine Lichtprojektion einer Jagd. "Das wäre zuviel, wir wollten Offensichtliches nicht noch verdoppeln."
Die Moral macht es zum Lehrstück: Da Ahab à la "Tod dem Moby Dick" nach Vergeltung sinnt, setzt er auch das Leben seiner Crew aufs Spiel. Die unvertretbare Besessenheit entlarvt wiederum Ismael, der quasi zu Ahabs Gegenspieler avanciert.
"Moby Dick" wird auch zu 50 Prozent von der Musik getragen: Shanty-Songs, Musik mit Kurt-Weill-Einschlag, insgesamt Musik, die in Richtung Musical geht, unterstützen eindringlich die Handlung im Matrosen-Milieu.
"Mir hat das Stück einfach von Anfang an gefallen", sagt der Regisseur, "so dass ich selbst in mir den Abenteurer entdeckt habe."
Dramaturgin Anna Grundmeier bringt es auf den Punkt: Es gehe um die "harte Seemannswelt", gut vermittelt für Kinder ab acht Jahren. Zu sehen ab dem 2. Dezember im Kleinen Haus des Musiktheaters.
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
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