"Giulio Cesare" in der Inszenierung von Michael Schulz sorgt für sehr gute Unterhaltung
Gelungener Opernabend

Bunt, lebhaft, mitunter überzeichnet, aber immer sehr unterhaltsam präsentiert die Händel Oper "Giulio Cesare" am MiR und begeistert das Premierenpublikum. | Foto: Karl und Monika Forster
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  • Bunt, lebhaft, mitunter überzeichnet, aber immer sehr unterhaltsam präsentiert die Händel Oper "Giulio Cesare" am MiR und begeistert das Premierenpublikum.
  • Foto: Karl und Monika Forster
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Zu "einem wirklich großen Tag auf den letzten Metern eine Spielzeit, die quasi nicht stattgefunden hat", begrüßte am Samstag Generalintendant Michael Schulz das Publikum bei der Premiere der Händel-Oper "Giulio Cesare" im Großen Haus des MiR. Und dem Hausherrn war ebenso wie dem Publikum von Beginn an die Vorfreude auf dieses langersehnte Opern-Live-Erlebnis anzumerken.

Noch 16 Vorstellungen versprach Michael Schulz dem geneigten Publikum bis zu den Theaterferien. Dabei gab sich der Hausherr locker und einfach nur hoch erfreut, dass sich das Haus mit der Oper "Giulio Cesare" von Georg Friedrich Händel, die gefühlt fünf mal Generalprobe hatte, zurückmelden konnte. Schulz bezeichnete das Werk Händels als "eine der wundervollsten Opern des Barock" und erläuterte, dass die Oper von über drei Stunden auf eine Corona-Fassung von rund zwei Stunden heruntergearbeitet wurde.
Um das zu realisieren nutzte Michael Schulz in seiner Regiearbeit die Figur des Librettisten Nicola Francesco Haym als Erzähler, der die Fäden in der Hand hielt und dem Publikum die nötigen Hinweise zum eingekürzten Geschehen gab. Dabei ließ Schulz auch den Universalgelehrten zu Ehren kommen, in dem diese von seinen vielen Talenten und Veröffentlichungen berichten konnte. Klaus Brantzen musizierte, spielte und sang als Librettist und führte ganz hervorragend durch die Geschichte.
Dabei überzeichnet Schulz seine Figuren, indem er etwa den großen Herrscher Caesar mit der kleinen und zarten Persönlichkeit der stimmgewaltigen Rina Hirayama, die Mitglied des Jungen Ensemble am MiR ist, besetzte, die nur mit Hilfe ihres Dieners das Schwert in die Höhe brachte. Als Caesar bei seiner Ankunft vom ägyptischen König Tolomeo den abgeschlagenen Kopf des von ihm besiegten Pompeius überreicht bekommt, erläutert Haym: "Enthauptungen gehören zum guten Ton. Sie sind ein römischer Brauch."
Cleopatra ist bei Schulz ein echtes Luder und ihr Bruder Tolomeo wird von ihr als Schürzenjäger bezeichnet. Tolomeos Berater und Handlanger Achilla wird von Haym als griechischer Söldner bezeichnet, der als Migrant nur geduldet, nicht aber akzeptiert ist.
Während Tolomeo um seine Macht fürchtet und Intrigen gegen Caesar schmiedet, spielt seine Schwester Cleopatra den Römer gegen ihren Bruder aus, denn sie möchte die Macht in Ägypten an sich bringen. Und so beginnt ein Kampf aus List und Tücken, aber auch Gewalt und Bomben.
Doch durch seine Bilder sorgt Michael Schulz immer wieder für eine Leichtigkeit der Barock-Oper, die gerade nach der langen Zeit der kulturellen Dürre durch die Corona-Pandemie für Begeisterung beim Premierenpublikum sorgte. Da gibt es den Sandkasten mit Pyramiden statt Sandburgen, ein Bett von der Größe einer Spielwiese, die Badewanne mit Schaum und Eselsmilch und natürlich das Nilkrokodil, das nicht fehlen darf.
Dabei ist die Bühne von Dirk Becker nicht opulent, aber es sind die kleinen Feinheiten, die für den passenden Eindruck sorgen. Die Kostüme von Renée Listerdal bedienen alle Klischees vom römischen Brustpanzer über Barockgewänder, typische ägyptische Outfits und ebenso orientalische. Beeindruckend ist auch der durchsichtige Reifrock von Cornelia, die um ihren Gatten Pompeius trauert und dabei ihren Sohn Sesto völlig übersieht, der aber ebenso wie Achilla gern Zuflucht unter ihrem Rock sucht.
Dem Ensemble mit Dongmin Lee als Cleopatra, dem Countertenor Etienne Walch vom Opernstudio NRW als Tolomeo, Noriko Ogawa-Yatake als Cornelia, Bele Kumberger als Sesto und Philipp Kranjc als Achilla und Curio war anzumerken, wie sehr es diesem Auftritt entgegen gefiebert hat. Herausragend waren das Duett von Cornelia und Sesto ebenso wie Cleopatra mit ihren beeindruckenden Koloraturen und Tolomeo mit seiner unglaublichen klaren Stimme.
Die Neue Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Giuliano Betta rundete diesen wirklich sehr gelungenen Opernabend ab und sorgte für ein langersehntes Live-Vergnügen im schönsten Opernhaus des Reviers.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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