Chris Seidler bleibt mit den Kindern und Jugendlichen der Opera School in regem Kontakt
Gelsenkirchener Opera School jetzt digital
„Man muss sehr kreativ und schnell sein, aber die Krise hat auch ihre positiven Seiten. Dabei vermisse ich vor allem, dass ich meine Leute mal in den Arm nehmen kann. Denn die digitalen Medien helfen dabei, dass keine Lücke in den Kontakten entsteht, aber das persönliche Miteinander fehlt mir dabei sehr“, schildert die Komponistin und Musikerin Chris Seidler.
Dass Chris Seidler wie viele andere Künstler in Gelsenkirchen sehr kreativ ist, weiß man nicht erst seit Corona. Doch durch Corona hat diese Kreativität ganz neue Ausmaße erreicht, denn sie will sich durch die Pandemie nicht unterkriegen lassen und vor allem will sie ihre Schützlinge aus der Opera School nicht aus den Augen und dem Herzen verlieren.
„Ich mache zur Zeit ganz viel, denn ich gehöre zu den Glücklichen, die das dreimonatige Künstlerstipendium 'Auszeit – Shut Down als Chance für die Kultur' der Stadt Gelsenkirchen erhalten. Das ermöglicht mir, dass ich auf vielen verschiedenen Wegen den Kontakt zu meinen Opera-School-Leuten halten kann. Ohne das Stipendium wäre das allerdings nicht möglich, denn es ist wahrlich zeitaufwendig“, erläutert die Musikerin.
Die "Digital Opera School" findet natürlich nicht live statt, wie schon der Name sagt, aber auf vielen verschiedenen Wegen. So hat Seidler vor einigen Wochen das Opera-School-TV ins Leben gerufen. „Ich hatte immer schon die Idee zu einer eigenen Sendung und dankt der neuen Medien wurde sie nun aus der Not geboren“, freut sich Seidler. Über Streamings hält sie so den Kontakt zu den rund 25 jungen Leuten der Opera School.
Wie Corona das Miteinander verändert
„Wir treffen uns über Zoom zu Online-Meetings, das geht übers Handy, Tablet oder Notebook und einen einfachen Kopfhörer, um einen besseren Klang hören zu können. Also keine teure Ausstattung, sondern Medien, die inzwischen jeder hat. Das Material wie Playbacks oder Noten verschicke ich per Whatsapp. Und natürlich frage ich auch Sachen ab und überzeuge mich davon, dass die jungen Leute auch wirklich am musikalischen Ball bleiben. Dabei ist es erstaunlich, wie die Kinder damit umgehen, aber das hängt vermutlich mit der Schule zusammen, wo jetzt ja auch die Arbeit mit den Medien erwartet wird“, verrät Chris Seidler.
Ermöglicht wurde das Ganze allerdings nur durch die tatkräftige Unterstützung ihres Ehemanns Carlo Rafalski, der das Musikstudio im Haus der beiden zu einem Fernsehstudio umbaute. „Hier stehen jetzt Kameras und Rundfunkmikrofone, damit alles möglichst professionell erfolgen kann“, freut sich die Musikerin, die das TV derzeit nur für die Opera School inszeniert. „Aber vielleicht werde ich es bald auch öffentlich machen und auf diesem Weg zum Beispiel Coaching-Stunden für Jedermann anbieten mit Sprechunterricht und gemeinsamen Gesangsangeboten.“
Mit Hilfe der Playbacks und Noten sowie zwei Geräten, zum Beispiel Handy und Tablet oder zwei Handys, nehmen die jungen Leute ihren Gesang auf und leiten ihn dann über das Internet wieder der Komponistin zu.
„Ich bin ja ein Freund von Plan B und darum habe ich weitere Ideen, wie die Opera School auch in der Corona-Zeit weiterlaufen kann“, sprach's und berichtete gleich davon, dass sie eine Rundfunkproduktion der Opera School in Arbeit hat.
Dabei fühlt sich Seidler, „als wäre ich auf einer Insel und alle anderen auf andere Inseln verteilt. Darum bin ich gespannt, wie es weitergeht, wenn es Lockerungen gibt.“
Noch hat sie auch die Hoffnung auf Auftritte wie den am 6. und 7. Juni in der „flora“ oder später im "stadt.bau.raum". Im "stadt.bau.raum" wären ihrer Ansicht nach auch Proben mit der Einhaltung von Abständen möglich. Allerdings bedarf das der Erlaubnis der Stadt, weil es sich um einen städtischen Raum handelt.
"Mehrwert" durch neues Medientraining
Definitiv sieht Chris Seidler in der Corona-Pandemie auch etwas Gutes: „Ich lerne auf meine alten Tage noch eine Menge dazu. So habe ich durch das Opera-School-TV inzwischen ein richtiges Medien-Training erfahren und ich werde viel sicherer vor Kameras und Mikro. Das kommt mir auch bei anderen Projekten zugute, wie bei meiner Oper 'Hildegard' über Hildegard von Bingen. Ich agiere inzwischen viel entspannter vor einer Kamera und komme mehr so rüber, wie ich wirklich bin. Das wird mir bei den bevorstehenden Interviews zur Oper deutlich helfen.“
Die Oper „Hildegard“ komponierte die Gelsenkirchenerin unter ihrem kompletten Namen Christiane Seidler für Concord Theatricals Berlin. Die Liedtexte stammen von Seidler und John Havu, der auch das Libretto beitrug. Die freie Zeit, die Corona ihr derzeit ungewollt beschert, nutzt Seidler nun, um die Oper in verschiedenen Versionen zu konzipieren. Zum Beispiel eine kleinere Besetzung, die sich für Corona-Beschränkungen eignet, zusätzlich zur vollen Besetzung, eine Wunschbesetzung oder eine kleinere Fassung.
„Eigentlich wäre jetzt die Zeit der Akquise für die Oper, aber bei geschlossenen Theatern ist das nicht denkbar. Aber ich male wahnsinnig gern und darum habe ich kleine Szenen zur Oper gemalt und diese mit Musik hinterlegt, um das Projekt so den Theatern vorstellen zu können. Diese Beiträge kann man auch schon bald auf der Seite www.concordtheatricals.de › hildegard ansehen. Hörbeispiele gibt es bereits jetzt“, macht die Komponistin Lust aufs Reinhören in ihre Oper.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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