Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf wird in Gelsenkirchen - wie versprochen - mit offenen Armen empfangen
"Gelsenkirchen ist einfach meine Stadt"
Anders als in seiner Wahlheimat Ostfriesland, wo dem gebürtigen Gelsenkirchener und Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf derzeit dank einer örtlichen Zeitung eine "steife Brise" entgegen weht, flogen ihm in Gelsenkirchen die Herzen zu.
Und während in Ostfriesland eine Hetzkampagne gegen Wolf in Szene gesetzt wird, die ein wenig an das kleine gallische Dorf erinnert, das man aus Asterix und Obelix kennt, nur eben im negativen Sinne, weil der Kampf nicht gegen die bösen Römer, sondern den hoch geschätzten und viel geliebten Autoren geht, der an der ostfriesischen Küste als Touristenmagnet wirkt, war hier das kleine Haus des Musiktheaters bereits Wochen vor der Lesung restlos ausverkauft.
Begleitet wurde der Autor, der sich zum neunten Mal in Folge auf Platz eins der Spiegel-Taschenbuch-Bestsellerliste schrieb, einmal mehr von seiner Gattin Bettina Göschl, der Kinderbuchautorin und Krimi-Lieder-Sängerin, an der Gitarre und mit Gesang sowie ihrem "Komplizen" Gunnar Peschke am Bass. "Die anderen Komplizen konnten leider nicht kommen, weil es mit ihrem Freigang nicht geklappt hat", lachte Wolf bei der Begrüßung.
Eröffnet wurde der Abend durch Anja Herzberg, die Leiterin der Stadtbibliothek, die sich bedankte bei ihrem Team, hier vor allem Claudia Nobis, die die Lesung vorbereitet hatte, dem Team des Musiktheaters im Revier und auch der Buchhandlung Junius, die wieder einmal einen prall gefüllten Büchertisch aufgebaut hatte, der Werke von Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl im Angebot hatte.
"Möglich wird ein Abend wie dieser aber erst durch die Unterstützung durch den Förderverein Freunde der Stadtbibliothek", erklärte Herzberg. Dessen Vorsitzende Christiane Baring warb für den Verein und stand auch mit einem Infostand für Fragen bereit.
"Hallo, ich wünsche einen mörderisch-schönen Abend", begrüßte Klaus-Peter Wolf seine Fans. Der Autor erzählte, dass er morgens noch in Neuharlingersiel war, weil dort der ZDF-Fernsehgarten für Sonntag, 6. Oktober, aufgezeichnet wurde. "Die wollten mal einen Dichter dabei haben", verkündete er und schilderte, dass er natürlich mit Andrea Kiewel über seine Krimis geplaudert habe, aber auch vier Bücher vorgestellt hat, die ihn gerade beeindrucken.
Und wenn Klaus-Peter Wolf dann erzählt, dass er in diesem Jahr gleich zwei Romane auf Platz eins der Bestsellerlisten hatte, dann staunt selbst noch der eine oder andere Fan. "Ostfriesennacht war sofort von Null auf Eins und hielt sich über viele Wochen dort, bis, ja bis "Todesspiel im Hafen" herauskam und "Ostfriesennacht" verdrängte", amüsierte sich der stolze Autor, der aber sofort nachlegte: "Ich verstehe das selber auch nicht, aber das mache nicht ich, sondern Sie. Danke dafür, dass Sie meine Bücher kaufen!"
Mittlerweile sind vier Ostfriesenkrimis verfilmt, drei wurden bereits ausgestrahlt und allesamt zu Quotenhits. Der vierte Krimi entstand im Frühjahr und die Zuschauer werden demnächst im ZDF eine neue Ann Kathrin Klaasen-Darstellerin sehen und in den Genuss eines neuen Regisseurs kommen. Dazu verriet der Autor, dass die neue Ann Kathrin-Darstellerin Julia Jentsch ebenso wie die bisherige Christiane Paul bereits vor dem ersten Film auf seiner Liste der Top-Darstellerinnen für die Rolle stand. Mit Stefan Lukacs hat die Produktionsfirma Schiwago einen neuen Regisseur gefunden, der mit einer neuen Sicht an die Romane geht.
"Stefan stammt aus Österreich und musste erst einmal eingenordet werden. Das hat Jörg Tapper vom Café ten Cate übernommen und ihn in eine ostfriesische Teezeremonie eingeführt", lacht Wolf bei der Erinnerung. Schon länger war man gemeinsam mit Schiwago auf der Suche nach einer Titelmusik, die ähnlich der Tatort-Musik, schon beim hören verkündet, dass ein Ostfriesenkrimi beginnt. "Wir saßen bei uns zu Hause im Wohnzimmer und haben uns die Köpfe zerbrochen, aber ohne Ergebnis. Jedenfalls bis Bettina mit einem Tablett mit Kaffee und Kuchen hereinkam und dabei "Ostfriesenblues" vor sich hin summte. Wir schauten uns an und wussten: Das ist es!"
In Gelsenkirchen erfreute Bettina Göschl die Zuhörer auch mit einem Lied über die Nordseeluft auf Wangerooge, der Insel, auf der Ubbo Heide lebt. Das Besondere daran war, dass das Lied aus der Feder des Gelsenkircheners Hermann Henkel stammt.
Nicht alle Fans waren angetan von der Idee, dass die Sommerfeldt-Trilogie mit "Todesspiel im Hafen" endet, aber die Aussicht auf eine neue Reihe unter dem Motto "Rupert undercover" versöhnte sofort wieder. Und so schilderte Wolf, wie es überhaupt zu den Dr. Bernhard Sommerfeldt-Krimis kam. "Ich wechsele ja gern die Erzählperspektiven. Das sorgt für Spannung, Humor und Unterhaltung, aber bei Sommerfeldt klappte das nicht. Seine Perspektive war einfach immer die beste", wundert sich Klaus-Peter Wolf auch noch nach drei gelungenen Romanen. Aber er verriet auch, dass er sich das Schreiben nicht ganz einfach macht, denn er recherchiert gern an Originalschauplätzen und so verkündete er einer erstaunten Ehefrau: "Bettina, ich muss in den Knast!" Die nahm es gelassen, sie kennt ja ihren Mann, und war sich sicher, dass er auch schon eine Idee hatte, wie.
Hier kam ihm ein Zufall zur Hilfe, denn in der Justizvollzugsanstalt Lingen hat er viele Fans unter den Insassen wie auch den Justizvollzugsbeamten. Und so flatterte ihm eine Einladung ins Haus zu einer Lesung , bei der "das Publikum schon da ist und nicht nach der Pause verschwinden kann". Mulmig wurde es dem mutigen Autor nur, als er wieder raus wollte und an der Ausgangs-Schleuse einen anderen Beamten antraf als bei seinem Eintritt. Dazwischen erlebte er eine Führung durch die Anstalt und erfuhr, dass Lingen das einzige Gefängniskrankenhaus in Niedersachen hat. Kein Wunder, dass Dr. Sommerfeldt nach seiner Festnahme in Gelsenkirchen in die JVA Lingen kam.
In Gelsenkirchen las Wolf das Kapitel, in dem Dr. Bernhard Sommerfeldt die Flucht aus der JVA Lingen durch die Hilfe von Hannah Grün gelingt, die sich, wie sollte es anders sein, sofort in den Frauenversteher verliebt. Natürlich durfte nach der Pause auch ein Rupert-Kapitel nicht fehlen. Dabei ging es um Friedrich Dürrenmatt, einen von Wolf sehr geschätzten Dichter, der vom Kulturbanausen Rupert mit dem BKA-Mann Dirk Klatt verwechselt wird.
Und auch wenn ein Kritiker über Klaus-Peter Wolf, der seine Bücher allesamt selbst als Hörbücher einliest, sagte: "Wolf liest wie ein Psychopath", hatten die Besucher im MiR viel Freude an ihrem Autor und werden ihn immer wieder mit offenen Armen in Empfang nehmen!
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.