Geballte Frauenpower
Als Hausherrin begrüßte Wiltrud Apfeld, die Leiterin des Kulturraums „die flora“ die engagierten Gelsenkirchenerinnen beim Empfang zum Internationalen Frauentag der Gleichstellungsstelle oder besser des Frauenbüros der Stadt Gelsenkirchen und freute sich, das auch der Bruch mit der liebgewonnenen Tradition der Matinee-Veranstaltung am Sonntagmorgen die Frauen nicht davon abhielt, den Weg in die „flora“ zu finden.
Herausforderungen der Zeit kommen nicht an Flüchtlingen vorbei
Dabei widmete sich der Frauenempfang einmal mehr der Beschäftigung mit den Herausforderungen der Zeit und wie könnte es anders sein, dabei ging es natürlich um die Flüchtlingsproblematik.
Special-Begrüßung für Stadtspiegel-Fotografen
Oberbürgermeister Frank Baranowski ließ es sich in seiner Begrüßungsrede auch nicht nehmen, den einzigen anderen Mann, der der Veranstaltung beiwohnte, extra zu begrüßen: Den "Stadtspiegel-Fotografen" unseren Freien Mitarbeiter Gerd Kaemper. Denn wie das Stadtoberhaupt klar stellte: „Jedes Jahr im März nehmen wir einmal sehenden Auges Abstand vom Diskriminierungsverbot – vom Verbot, als öffentliche Einrichtung eine Entscheidung für oder gegen eine Person allein aufgrund ihres Geschlechts vorzunehmen. Und darum sind Männer bei diesem Empfang allenfalls Randfiguren, entweder hier vorne am Mikrofon oder hinten im Raum als Techniker. Wobei das trifft in diesem Jahr auch nicht zu.“
Frauen in Kriegs- und Krisenzeiten
Mit Blick auf die noch anstehende Rede von Karin Welge, die nicht nur Stadtkämmerin und Personalvorstand, sondern auch kommissarisch weiterhin als Sozialdezernentin tätig ist, schlug Baranowski die Brücke vom Frauenempfang zur Flüchtlingsproblematik. „Denn beim Themenkomplex „Flucht und Migration“ geht es natürlich sehr stark um das besondere humanitäre Anliegen, das Frauen aus Kriegs- und Krisengebiete haben. In ihrer Heimat, auf der Flucht, auf den Wanderungswegen. Wir alle wissen, dass Frauen fast immer zu den ersten Opfern im Krieg gehören. Dass sie von manchen Kriegsparteien gezielt als Beute betrachtet und behandelt werden... All das hält uns dazu an, Frauen und Mädchen aus Kriegsregionen bei uns Schutz und Aufnahme zu bieten. Es verpflichtet uns darauf zu achten, dass sie hier sicher untergebracht und endlich menschenwürdig behandelt werden“, schilderte der Oberbürgermeister.
Dabei ist sich das Stadtoberhaupt der Tatsache bewusst, dass das Anliegen der Stadt, allen Flüchtlingen, die eine Bleibeperspektive in unserem Land haben, einen guten Zugang zu Bildung und Unterstützungsleistungen zu eröffnen, nicht immer auf Gegenliebe stoßen wird. Doch Baranowski sagt deutlich: „Dem müssen wir uns stellen. Diese Widerstände müssen wir überwinden.“
Der Gelsenkirchener Weg wird kein leichter und kurzer sein
Karin Welge referierte über „Vielfalt, Humanität und Respekt“ und gab dabei zu bedenken, dass am Anfang eines Weges immer ein erster Schritt steht, man aber nie weiß, wie lang der Weg am Ende sein wird. Darum bat sie auch um Verständnis dafür, dass es in der Flüchtlingsfrage noch lange kein Ende des Weges geben wird. Aber auch in der Gleichbehandlung und Geschlechtergerechtigkeit sieht sie einen unendlichen Weg, wie sie an Aussagen des türkischen Staatsoberhauptes Recep Tayyip Erdogan festmachte, der Frauen nur als Mütter sieht.
Die Dezernentin erinnerte daran, dass man in Gelsenkirchen bewährt ist in der Integration und viele der Frauen erlebt haben, wie aus Fremden Nachbarn und Freunde wurden. Darum ermunterte sie die Frauen: „Wenn jeder seinen eigenen, kleinen, tatkräftigen, persönlichen oder politischen Beitrag leistet, dann wird die Flüchtlingsfrage nicht zu einem Flüchtlingsproblem.“
Aber der hier eingeschlagene Weg ist ein guter
Voller Stolz erinnerte Welge daran, dass Gelsenkirchen wenig Aufmerksamkeit erzeugt hat im Umgang mit den Flüchtlingen, ganz einfach weil alles rund lief. „Man kann es als Stadt als Erfolg werten, dass die Medien hier keinen Anlass zur Berichterstattung fanden.“
Sie schilderte, dass man sich in Gelsenkirchen bereits im Jahr 2012 mit dem Thema Flüchtlinge befasst hatte und zu dem Schluss kam, das hier niemand länger als unbedingt nötig in Gemeinschaftsunterkünften leben sollte. Die dezentrale Unterbringung war das Stichwort. Und keinesfalls wie in anderen Städten Zelte oder große Unterkünfte. Das ist in Gelsenkirchen gelungen, jedenfalls bis der nicht zu erwartende große Ansturm kam.
Die Menschen die heute kommen sind unsere Nachbarn von morgen
Die nächste Aufgabe sieht die Sozialdezernentin darin, die hier angekommenen Menschen in den gesellschaftlichen Gegebenheiten unseres Landes zu unterweisen, ihnen Arbeit zu geben, um einen strukturierten Alltag zu bekommen und ihnen vor allem auch unsere Sprache nahe zu bringen. Dazu bedarf es aus Sicht von Karin Welge noch lange des Engagements der Ehrenamtlichen. Denn wie lange der Weg noch Teil unserer Geschichte ist, kann derzeit niemand absehen. Sie gab den Frauen den Satz mit auf den Weg: „Die Menschen mit anerkanntem Status sind unsere Nachbarn von morgen, auf sie sollten wir zugehen.“
Im Anschluss unterhielt Kabarettistin Andrea Badey das Publikum mit ihrem Programm „Eine Frau geht „seinen“ Weg“.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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