Ganz viele Kulturhäppchen
„Das hat hier schon einen gewissen Session-Charakter“, vermerkte am Rande der Veranstaltung „Gelsenkirchener Kultursalon“ Paul Baumann, einer der sich in Gelsenkirchen auskennt in Sachen Kultur. Und er hatte recht, denn mit jeder weiteren Stunde füllte sich die „flora“ am Sonntag mehr mit Interessierten, so dass schließlich immer mehr Stühle nachgestellt werden mussten, um den Besuchern eine Sitzgelegenheit zu bieten.
Kulturschaffende zeigen was in ihnen steckt
Zwei Tage nach dem Neujahrsempfang der Stadt Gelsenkirchen, der in diesem Jahr ganz im Zeichen der Kultur stand, hatte die Szene in der „flora“ die Gelegenheit, sich zu beweisen. Gemeint ist damit die „freie Szene“ der Kulturschaffenden, die sich hier ein Stell-Dich-Ein gab und in beeindruckender Weise ihr Können und ihre Vielfalt unter Beweis stellte.
Dabei war die Leiterin des Kulturraums „die flora“ Wiltrud Apfeld eigentlich nicht zu beneiden, denn krankheitsbedingt musste sie gleich an mehreren Stellen aktiv werden und nicht nur die Veranstaltung moderieren, sondern auch die gesamte Organsiation übernehmen. Doch die Zahl der Zuschauer entschädigte wieder für diese Herausforderung, denn mit einem solchen Zulauf hatten die Initiatoren nicht gerechnet.
Doch das Programm, das geboten wurde, ließ auch nur wenige Wünsche offen und die vermutlich auch nur dadurch, dass der Schauspieler Markus Kiefer und auch die Musikerin Toma Neill erkrankt waren. Doch Künstler sind erfinderisch und so sprang zum Beispiel die Regisseurin destheatergildenastPia Pannenbecker als Leserin ein und Norbert Labatzki bewies sein Talent als Alleinunterhalter, als er nicht nur die Klezmer-Klarinette spielte, sondern auch sang und tanzte und die Besucher mitnahm in die Welt der Märchen und Legenden des Judentums.
Indianergeschichte für Kinder
„T‘gunat - die Legende vom Lachs“ ist ein Theaterstück für Kinder, das am 29. Mai um 10.30 Uhr in der „flora“ seine Premiere feiern wird und vom theatergildenast in Szene gesetzt wird. Thorsten Brunow nahm die kleinen und auch die großen Besucher mit in die Welt des Indianerjungen Shin’qo’klah. Dabei ging es um nonverbale Kommunikation in Form von Zeichensprache, die in allen Sprachen und Kulturen verständlich ist, um Pantomimen und das Zusammenleben von Mensch und Natur und die Nachhaltigkeit, die bei den Indianern eine Rolle spielte und auch uns heute noch gut zu Gesicht stehen würde.
„Deutsche Sprache - schwere Sprache“
Unter dem Motto „Deutsche Sprache - schwere Sprache“ philosophierte der Literat Roman Dell über seine Erlebnisse als Zugereister mit der deutschen Sprache und sorgte dabei für manchen Lacher. Denn als Kind mit fremden Wurzeln nach Deutschland verschlagen, galt es für ihn die deutsche Sprache zu erlernen und dabei stieß er auf so manche Schwierigkeit. Jedenfalls bis er auf die Idee kam, anhand von Bildzeitung und Bravo die Alltagssprache zu erlernen. Um dann festzustellen, dass es noch jede Menge Dialekte gibt, die ihm vielleicht auf immer und ewig unverständlich bleiben werden. Dafür kann er nach 17 Jahren in Deutschland inzwischen Schopenhauer auf Deutsch lesen und versteht, was er da liest. Damit hat er so manchem hier Geborenen ganz klar etwas voraus.
Spontane Darbietung von Flüchtlingen aus Syrien
Apropos Sprache: Ewesta Hussen, eine junge Frau aus Syrien, begeisterte mit ihren Kenntnissen der deutschen Sprache, die sie in wenigen Monaten erlernte. Die 21-jährige Zahnmedizin-Studentin und ihr 20-jähriger Bruder Welat, der Musik studiert, kamen über Dresden nach Gelsenkirchen und leben seit November hier. Der Gelsenkirchener Heinz Niski hat die Patenschaft für die beiden jungen Leute übernommen, die auch im Wohnzimmer GE an einem Kulturprojekt für Flüchtlingen teilnehmen.
Während Ewesta nach nur zwei Monaten Deutschunterricht durch ihre enormen Kenntnisse begeisterte, präsentierte Welat das, was er am Besten kann: Seinen Gesang. A capella sang der junge Mann zwei Lieder, davon eins seinen Vorlieben entsprechend ein wenig traurig, das zweite dafür aber flotter. Diese ganz spontane Einlage sorgte bei den Besuchern für einen bleibenden Eindruck und diente auch als Beweis für die Kompetenzen, die die Flüchtlinge mitbringen.
Dafür, dass es auch danach nicht langweilig wurde in der „flora“, sorgten ein Filmbeitrag von Jesse Krauß, das Theaterstück „Die Polizei“ als Kooperation der Freien Theater Bühne im Revier (BiR) und Trias Theater Ruhr mit den beiden Regisseuren und Schauspielern Elmar Rasch und Ulrich Penquitt, eine klassische Musikeinlage des Komponisten Michael Walter, die von David Sarazhynski an der Violine und Julia Haas am Klavier dargebracht wurde und die philosophischen Liebeslieder von Norbert Labatzki.
Das Fazit der gelungenen Veranstaltung: Die Premiere ist gelungen und macht Lust auf mehr!
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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