Furioses Finale von Ruhr.2010

Regisseur Gil Mehmert inszenierte das Finale auf der gesamten Fläche der THS-Hauptstelle auf Nordstern. Mit einem Live-Ensemble präsentierte er ein filmisch unterlegtes Finale in fünf Akten. Foto: Gerd Kaemper
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  • Regisseur Gil Mehmert inszenierte das Finale auf der gesamten Fläche der THS-Hauptstelle auf Nordstern. Mit einem Live-Ensemble präsentierte er ein filmisch unterlegtes Finale in fünf Akten. Foto: Gerd Kaemper
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Nach rund 200 Pressekonferenzen, fünf Großveranstaltung und rund 5.000 Veranstaltungen feierte Ruhr.2010 am Wochenende das Finale des Kulturhauptstadtjahres 2010. Und da sich inzwischen das Land NRW und der RVR bereit erklärt haben, finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, kann der Wandel durch Kultur auch nach 2010 weitergehen.
Von Silke Sobotta

GE. Ehe vor der THS-Hauptzentrale das Spektakel der Final-Party los ging, standen Fritz Pleitgen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ruhr.2010-GmbH, Prof. Dr. Oliver Scheytt, Geschäftsführer der Ruhr.2010-GmbH, gemeinsam mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und den Oberbürgermeistern von Gelsenkirchen, Frank Baranowski, und Essen, Reinhard Paß, zur letzten großen Pressekonferenz bereit. Nach 200 vorangegangenen Pressekonferenzen war Pleitgen zunächst ratlos, was er noch sagen sollte. Doch wer Fritz Pleitgen erlebt hat, weiß, dass ihm die Worte nicht so schnell weg bleiben.

Und so verkündete er auch, dass er völlig entspannt sei „mit einem Ruhepuls von 120.“ Doch er lobte vor allem die Jury, die keine bessere Wahl als Essen für das Ruhrgebiet hätte treffen können, und die Menschen, die die Kultur zu einem Charakteristikum haben werden lassen.
„Wir haben mit fünf Großveranstaltungen die Menschen auf dem Weg zur Metropole Ruhr zusammengebracht Der Rest war eine regelrechte Bürgerbewegung, und das hat mich am meisten fasziniert. Aber jetzt genug der Worte, ich komme mir schon vor, wie ein amerikanischer Fernseh-Prediger“, verkündete ein stolzer und zufriedener Fritz Pleitgen.
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hatte auf dem Weg nach Gelsenkirchen für sich noch einmal die Ereignisse des Jahres 2010 Revue passieren lassen: „Die Menschen hier haben bewiesen, dass sie stolz sind auf ihre Vielfalt. Unsere phantastischen Städte haben sich bei den Local Heroes präsentiert und es hat gelungene große Projekte gegeben. Dabei ist mir das Stillleben auf der A40 besonders präsent, denn zu dem Zeitpunkt war ich gerade zur Ministerpräsidentin gewählt worden“, strahlte eine begeisterte Landes-Mutter. „Der Day of Song und vor allem auch das Schachtzeichen waren für mich als ein Kind des Ruhrgebietes phantastische Gesamtkunstwerke. Ich hoffe, dass es weitergeht mit der Kultur im Wandel. Das Land ist auf jeden Fall gewillt die gleiche Summe dafür zur Verfügung zu stellen wie auch der Regionalverband Ruhr.“ Aber Kraft sprach auch Danksagungen aus. An die Ruhr.2010 GmbH, aber auch an die vielen ehrenamtlichen Helfer, die durch ihre immerwährend freundlichen Gesichter das Ruhrgebiet repräsentiert haben.
Oliver Scheytt freute sich vor allem darüber, dass durch die Local Heroes „aus 53 Flitterwochen eine neue Gesamtwahrnehmung und neues Selbstbewusstsein geworden sind“.
Oberbürgermeister Frank Baranowski schilderte über den Herkules, dass es wohl noch nie Kunst im öffentlichen Raum gegeben hat, die derart diskutiert wurde, wie dieser. Reinhard Paß vertrat die Ansicht, dass Zollverein gut auf den Herkules verzichten konnte und freute sich umso mehr für Gelsenkirchen, das den Göttersohn nun beherbergen darf.
Stolz zeigte sich der Essener OB darüber, dass die Idee zur Ruhr.2010 in Essen geboren wurde, durch den damaligen Kulturdezernten Oliver Scheytt, und darüber, was erreicht wurde im Kulturhauptstadtjahr: „Das wird uns in die Zukunft tragen.“
Der Regisseur des Final-Spektakels war Gil Mehmert, der auch die Eröffnungsfeier inszeniert hatte. Im Vorfeld der Feier erklärte er: „Ich hoffe, dass dieses Finale noch mächtiger wird als alles bisher gesehene. Anfang des Jahres auf Zollverein hatten wir ja nur Ideen, jetzt können wir aus dem Vollen schöpfen mit Sehenswertem aus einem Jahr Kulturhauptstadt. Freuen Sie sich auf ein inszeniertes Public Viewing mit einem Stummfilm, der wie in alten Zeiten von einem Orchester begleitet wird.“
Beim Empfang in der THS-Hauptzentrale wurde in Anwesenheit von Vertretern der Kulturhauptstädte 2010 Istanbul und Pecs der Staffelstab an die Verantwortlichen für der Kulturhauptstädte 2011 Turku in Finnland und Tallin in Estland übergeben. Und natürlich gab es dazu auch eine Püttlampe, wie es sich für die Region gehört.
Als es hinaus ging in den schneebedeckten Nordsternpark meinte Fritz Pleitgen noch: „Hiermit schließt sich ein Kreis. Wir haben wieder ein ähnliches Wetter wir bei der Auftaktveranstaltung“.
Das regte Oberbürgermeister Frank Baranowski dazu an, darüber zu philosophieren, wie hoch wohl die Rate der langen Unterhosen an diesem Tag sei.
„Durch das Kulturhauptstadtjahr wurde die kreative Szene der Region vernetzt, das muss man als großen Erfolg bezeichnen“, freute sich Ministerpräsidentin Kraft. „Wir können stolz sein auf das, was mit der Kulturhauptstadt erreicht wurde in einer Region, die den Ball gern flach hält. Jedenfalls wenn es nicht gerade um Fußball geht.“
In die Zukunft blickend waren sich die Ministerpräsidenten, Oberbürgermeister Frank Baranowski und auch Bundesumweltminister Norbert Röttgen in einer Sache einig: Die Region hat das Zeug, die Expo-Klimaschutz auszurichten.
„Blicken wir in die Ferne, dann können wir schon heute ein neues Dekadenprojekt ausmachen. Mit einer Expo „Klima-Technik-Umwelt“ könnten wir im Jahr 2020 unsere Erfolge in diesen Bereich präsentieren. Damit würden wir gleichzeitig ein neues Kapitel in der Erzählung des Wandels unserer Region aufschlagen. Lassen Sie uns deshalb weiterhin den Mut haben, Großes zu bewegen. Wie das geht, das haben die Macher und Mitmacher im Ruhrgebiet im vergangenen Kulturhauptstadtjahr mit ihrer Energie und Begeisterungsfähigkeit gezeigt“, erklärte Frank Baranowski. Und Röttgen nahm diese „nächste Ambition“ gern zur Kenntnis.
Der Bundesumweltminister und Landesvorsitzende der CDU in NRW gratulierte „zu Ruhr.2010. Wandel sagt sich so einfach, er ist es aber nicht. Man muss aufgeben, was man kennt. Loslassen. Und man weiß nicht, was kommt.“
In die Zukunft blickend prognostizierte er: „Vielleicht wird die Region ja eines Tages Umwelthauptstadt.“
Ein wenig fassungslos oder zumindest doch erstaunt zeigt sich Essens Bürgermeister Reinhard Paß, als er schilderte: „Es ist kaum zu glauben, dass das Kulturhauptstadtjahr schon um ist. Wir haben doch gerade erst die Welt aufgefordert: Komm zur Ruhr! Aber wir blicken auch zurück auf rund 5.000 Veranstaltungen, zu denen Menschen aus aller Welt zu uns in unsere rauhe, aber herzliche Region kamen. Und wir ernteten unter dem Motto ‚Kultur durch Wandel – Wandel durch Kultur‘ die Früchte unseres Strukturwandels.“
Und dann startete endlich das, wofür noch einmal die Menschen aus der ganzen Region und weit darüber hinaus zusammengekommen waren: das Programm der Finalparty. Und wie es sich für die Region gehört, gab es zunächst ein „typisches Ruhrgebiets-Feuerwerk“, als ein Metallarbeiter mit einer Flex an einem Geländer die Funken nur so sprühen ließ.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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