Die Operette von Paul Lincke wird am MiR „aufgepeppt“ präsentiert
„Frau Luna“ bietet Unterhaltung pur

Lämmerlein (Patricia Pallmer), Pannecke (Joachim G. Maaß) und Fritz Steppke (Sebastian Schiller) träumen mit ihren VR-Brillen von einer Reise zum Mond. Foto: Björn Hickmann
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  • Lämmerlein (Patricia Pallmer), Pannecke (Joachim G. Maaß) und Fritz Steppke (Sebastian Schiller) träumen mit ihren VR-Brillen von einer Reise zum Mond. Foto: Björn Hickmann
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Wenn von „Demokratisierung des Weltalls“, „Monddackelblick“, „Abnähern“ und „intergalaktischen Schwerelosnötigern“ die Rede ist, dann befindet man sich vermutlich gerade im Kleinen Haus des MiR und erfreut sich der Operette „Frau Luna“ in einer Inszenierung von Thomas Weber-Schallauer.

Das Premierenpublikum zeigte sich begeistert von der Inszenierung, den Kostümen und dem Bühnenbild, zu dem auch jede Menge Hintergrundfilme des Universums, von Raketenstarts und mehr gehörten.
Denn Weber-Schallauer holt das Stück, das 1899 seine Uraufführung im Apollo-Theater Berlin feierte, in die Neuzeit und statt mit einem Heißluftballon macht sich der junge Berliner Fritz Steppke dank virtueller Realität und dazu passender VR-Brille auf den Weg zum Mond. Und auch dort ist natürlich nichts mehr so, wie es sich Paul Lincke und sein Librettist Heinz Bolten-Baeckers seinerzeit vorgestellt haben.
Es gibt Mond-Prokuristen, wie Theophil und Stella, Prinz Sternschnuppe, den Mars und auch Venus, die allesamt gemeinsam mit Frau Luna eine große Mondparty feiern wollen. Da werden die Handys gezückt, um Selfies vom eigenen und dem tollen Outfit der anderen hochkarätigen Gäste zu schießen, und es ist die Rede von Followern und Fans.
Aber auch der Mond hat so seine Probleme, nämlich die Überbevölkerung. Darum lässt die „Willkommenskultur“ zu wünschen übrig und es ist die Rede von Abschiebung und Schutzhaft. Allerdings steckt dahinter eigentlich, dass Theophil verhindern möchte, dass seine auf dem Mond Angebetete Stella von seinem kleinen Techtelmechtel mit Frau Pusebach, der Vermieterin von Fritz Steppkes „Loft“ - oder war es doch ein Loch? -, erfährt.
Die Geschichte im Hintergrund bleibt, wie sie Lincke und Bolten-Baeckers erdacht haben, und die Darsteller dürfen auch mal anmerken, „der Komponist möchte das so“. Darum gibt es natürlich auch Steppkes Freundin Marie genannt Mieze, den zum Modedesigner beförderten Lämmermeier und Hausmeister Pannecke, der bitte nicht zu verwechseln ist mit Theophil. Denn nicht nur, dass Frau Pusebach mit beiden Herren ein Krösken hatte, sie werden auch beide einmal mehr toll präsentiert von Joachim G. Maaß.
Wenn dann noch Frau Luna in Person von Anke Sieloff und bekleidet mit einem strahlenden Leucht-Gewand die Bühne betritt, dann bleiben keine Unterhaltungswünsche mehr offen. Überhaupt sind die Kostüme von Yvonne Förster ein echter Hingucker, auch wenn manch ein Darsteller schon eine Menge Mut mitbringen muss, angesichts der ausgefallenen Kostüme und Kopfschmücke.
Am Ende hat selbst die strahlende Frau Luna keine Chance bei Fritz Steppke, der einfach zu seiner Mieze steht und für sie sogar seine Träumereien von der Reise zum Mond aufgeben und in seinen alten Beruf beim Ministerium zurückkehren würde, um dort Katastrophen-Szenarien durchzuspielen. Vielleicht wird damit ja der Weg für Prinz Sternschnuppe frei zum Herzen von Frau Luna.
Das Arrangement von Henning Hagedorn und Matthias Grimmiger ermöglicht statt eines großen Orchesters den Einsatz von 14 Instrumenten, wobei das Banjo und Saxophon für Jazzklänge sorgen, die sich dem Klangbild der Operettenszene der 20er Jahre annähern. Am Pult sorgte Bernhard Stengel für die richtigen Einsätze.
Herausragend waren die Darbietungen von Dongmin Lee, Ava Gesell und Lina Hoffmann, nicht zu vergessen Christa Platzer, die als „Berliner Schnauze“ Frau Pusebach das Leben einhauchte.
Die Operette bereitete dem Premierenpublikum sehr unterhaltsame zweieinhalb Stunden, die damit endeten, dass alle in das wohlbekannte „Das macht die Berliner Luft, Luft, Luft...“ einstimmten. 

Weitere Termine

Nach der Premiere folgen diese Termine: Freitag, 11., 19.30 Uhr, Sonntag, 13., 15 Uhr, Samstag, 19., 19.30 Uhr, Freitag, 25., 19.30 Uhr und Donnerstag, 31. Oktober, 19.30 Uhr. Danach wird das Stück am 21. Dezember und 31. Dezember, 9. Januar, 16. Mai sowie am 10. und 13. Juni zu sehen sein.
Eintrittskarten gibt es an der Theaterkasse des MiR unter Telefon 4097-200.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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