Fetziger Figaro im Musiktheater
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie es wohl wäre wenn in sehr emotionsgeladenen Situationen alle in Operngesang ausbrechen würden? Dann erhalten Sie Ihre Antowrt in der MiR-Inszenierung von „Le nozze di Figaro“, die einmal mehr beweist, dass manche Geschichten einfach zeitlos sind.
Bereits bei der Ouvertüre sieht man einen vor Freude strahlenden Valterri Rauhalammi. Der am MiR neue Dirigent führt die Neue Philharmonie Westfalen mit einer sagenhaften Leichtigkeit und hat dabei offensichtlich viel Spaß. Regisseur Peter Hailer nutzt die Zeit für eine Einführung in die Charaktere: jede Figur stolpert, schlendert, rennt oder flaniert einmal über die Bühne und stimmt somit das Publikum auf die kommenden drei Stunden ein.
Und dann beginnt das musikalisch und bildlich prachtvolle Spektakel, in dem es um Liebe, Intrigen, Irrungen und Wirrungen geht. Mit viel Fingerspitzengefühl führt Hailer seine Sänger und lässt das Stück seine eigene Dynamik und Komik entfalten; da verstecken sich dann auch mal zwei Rivalen unter einer Decke, ohne das der Eine vom Anderen weiß...
Wie gewohnt sind alle Rollen mit einem passenden MiR-Ensemblemitglied besetzt, die Duette sind harmonisch und die Chemie zwischen den Akteuren stimmt. Auch eine leicht kränkelnde Anke Sieloff schlägt sich wacker in der Rolle des Pagen Cherubino. Alfia Kamalova als Susanna und Piotr Prochera als Figaro überzeugen als verliebtes, jedoch von Problemen geplagtes Paar und heimsen am Ende des Abends auch eine gute Portion des Applauses ein.
Jede Menge Wirbel - nur kein Staub
Trotz Perücken und Arien wirkt Mozarts Meisterwerk überhaupt nicht staubig, im Gegenteil: die Kostüme vermischen die Sechziger Jahre mit modernen Elementen, die Handlung ist actiongeladen und die Musik bleibt bis zum Finale mitreißend.
Der Bildwechsel verläuft nahtlos, und auch die karge Ausstattung belastet das bereits handlungsschwere Stück nicht unnötig. Besonderes Ausstattungs-Highlight ist das „Himmelbett“ der Gräfin, die brilliant von Petra Schmidt zum Leben erweckt wird.
Überraschend ist sicherlich für viele, dass es sich bei dieser Inszenierung des „Figaro“ um eine leicht zugängliche handelt. Eine Identifikation mit den Charakteren fällt leicht, sind doch alle Typen, vom Frischverliebten über den Narren bis hin zum Kontrolfreak vertreten. Und dass der Gärtner Antonio (gespielt von Nikolai Miassojedov) der Einzige ist, der die Wahrheit sagt und deshalb das Nachsehen hat, gibt dem Stück die passende Prise Absurdität.
Noch zehn Vorstellung von "Le nozze di Figaro"
Mozarts „Le nozze di Figaro“ ist noch zehn Mal im Musiktheater im Revier zu sehen: Am 25. und 30. November, am 16., 25. und 30. Dezember, am 24. Januar, am 17. Februar und am 1., 3., sowie 8. März 2013. Karten gibt es wie gewohnt über die Webseite des MiR oder unter Tel. 40 97 200.
Autor:Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen |
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