Claudia Lüke erschafft „Pandora‘s Cube“ aus Plastik-Müll und macht damit auf ein Problem aufmerksam, das am Ende alle Menschen betrifft
Eine zeitgemäße Büchse der Pandora

Fotograf Uwe Jesiorkowski nahm Platz in "Pandora‘s Cube" und spürte, wie ihm der Müll bis zum Hals ging. Foto: Claudia Lüke
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  • Fotograf Uwe Jesiorkowski nahm Platz in "Pandora‘s Cube" und spürte, wie ihm der Müll bis zum Hals ging. Foto: Claudia Lüke
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Die Gelsenkirchener Künstlerin Claudia Lüke ist eine von sechs Künstlern, die zur interaktiven Kunstausstellung „#Zerowasteart“ eingeladen wurden. Ihr Beitrag trägt den Titel „Pandora‘s Cube“ und zeigt auf beeindruckende Weise, wie uns der Plastikmüll inzwischen quasi bis zum Hals steht.

Die mal andere Kunstausstellung schlägt die Brücke von den verheerenden Folgen extremer Müll-Mengen in unseren Meeren bis zu konkreten Lösungsansätzen für die alltägliche Müllvermeidung. Sechs Künstler touren deutschlandweit, pro Ausstellungsort ist ein lokaler Künstler vertreten.
Ziel des Projekts ist es, das Thema der Müllvermeidung als konkrete und individuelle Handlungsmöglichkeit gegen zunehmende Umwelt- und Sozialprobleme, in das Bewusstsein der Menschen zu tragen. Ganz im Sinne von: "Refuse – Reuse – Recycle – Rethink".
Die verheerenden Folgen von Müll in unseren Meeren sind mittlerweile in aller Munde. Seevögel und Meeressäuger sterben laut Greenpeace, weil sie Müll fressen oder daran ersticken. Am Ende gelangen Mikroplastikpartikel in unsere Lebensmittel und auf unsere Teller. „Vom Meer auf unsere Teller“, wie Claudia Lüke zu bedenken gibt.
In der Ausschreibung zur interaktiven Kunstausstellung heißt es „Zero Waste ist kein Zustand. Es ist die Utopie, keinen Müll auf unserem Planeten zu hinterlassen. Der Schlüssel ist es, anzufangen und ein Bewusstsein für dieses Problem zu fördern. Dazu möchten wir die Menschen mit Kunst inspirieren. Kunst aus Müll, über die diskutiert wird, die zum Nachdenken anregt und bewusst macht, wie wir mit Müll umgehen.“ Und damit trafen die Initiatoren einen Punkt, der auch Claudia Lüke beschäftigt.
Nur die Umsetzung war für die Künstlerin nicht ganz einfach. „Plastik ist nicht gerade mein Material“, gibt Claudia Lüke zu. „Wir haben drei Wochen lang mit sechs Leuten Müll gesammelt, um genug beisammen zu haben, um den Würfel zu bauen. Denn mir war von Anfang an klar, dass es sich um ein dreidimensionales Problem handelt, darum die Würfelform. Auf den Namen kam ich, weil Pandora in der griechischen Mythologie eine Büchse öffnete, in der Übel, die bis dahin unbekannt waren, in die Welt entwichen. Damals waren es Arbeit, Krankheit und Tod, heute sind es Mikroplastikteile aus zersetztem Plastikmüll in unserer Nahrung.“
Schon seit längerem widmet sich die Gelsenkirchenerin mit ihrer Kunst und auch in ihren pädagogischen Arbeiten der Nachhaltigkeit, sei es durch das Anlegen eines Färbergartens oder die Verwendung von bereits aussortierten Materialien wie alten Druckplatten, die bei ihr zu neuen Kunstwerken werden.
Sie erklärt: „Die von allen so beschrieene Plastiktüte ist aus meiner Sicht nur ein Problem und genau darauf will diese Ausstellung aufmerksam machen. Einwegplastikflaschen gehen zum Beispiel auch nicht komplett ins Recycling und ich weiß nun auch, dass es unglaublich viele Arten von Plastik gibt. Für mich handelte es sich dabei um ein neues Material, das ich spannend fand, das sich aber auch als problematischer Werkstoff entpuppte.“
Gelernt hat Lüke auch noch etwas: Es gibt Einstoffplastik, das tatsächlich komplett recyclebar ist. Aber vermutlich ist es zu teuer oder taugt nicht für jede Verwendung.
Der Künstlerin ist aber vor allem eins wichtig: „Kunst hat den Auftrag, die Sichtweise auf den Problempunkt zu lenken und die Augen zu öffnen für Probleme, an denen wir alle Anteil haben. Hier können Künstler eine Menge beitragen, um unsere Welt ein bisschen besser zu machen.“

Von der Kunstbühne in den Unterricht

Ein Grund mehr für sie, ihre Erfahrungen und ihr Wissen auch mit ihren Schülern zu teilen. Unter dem Motto „Wir machen die Welle“ führt sie im Kunstunterricht mit den Klassen sechs des Schalker Gymnasiums eine Themenwoche durch. Dazu sammeln die Schüler Müll und kreiieren daraus ein Kunstobjekt in Form einer Welle.
Zu besichtigen sind die Ergebnisse am Tag der offenen Tür des Schalker Gymnasiums am Samstag, 30. November, von 9 bis 13 Uhr in der Liboriusstraße 103.
Mitte Oktober fiel der Startschuss für die Zerowasteart im Kölner Hauptbahnhof, sie zieht 2020 weiter durch die deutschlandweiten Hauptbahnhöfe. Los geht es damit am 9. Januar und die erste Station wird Dortmund sein, danach geht es nach Düsseldorf, Münster, Bochum, Essen, Duisburg und Wuppertal.

Zerowasteart wandert durch die Republik

Nach den nordrhein-westfälischen Bahnhöfen sollen weitere in der ganzen Republik folgen.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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