Eine Klasse voller kleiner Dirigenten
Generalmusikdirektor Rasmus Baumann verwandelt eine dritte Klasse in eine Schar kleiner Dirigenten.
„Gehört dir das ganze Theater?“, „Wie kann ein Dirigent das ganze Stück behalten?“, „Machst du noch einen richtigen Job, wo du Geld verdienst?“ Fragen über Fragen schwirren durch das Klassenzimmer der 3c der Pfefferackerschule in Buer. Es ist „Musikwerkstatt“ und Generalmusikdirektor Rasmus Baumann sowie Hornist Roland Vesper stellen sich den Fragen der Kinder.
Eigentlich waren die beiden Musiker der Neuen Philarmonie Westfalen zu den Drittklässlern gekommen, um ihnen das nächste Familienkonzert, den „Rattenfänger von Hameln“, detailliert zu erläutern. Dass der Dirigent mit seinem Taktstock und der Hornist mit seinem Instrument im Mittelpunkt des kindlichen Interesses stehen, haben die beiden Männer jedoch einkalkuliert.
Fragen über Fragen
Die Kinder der Pfefferackerschule haben sich gut auf den Termin vorbereitet, ihre Fragen auf Kärtchen geschrieben und das Stück mit der Musiklehrerin bereits durchgesprochen. Und da es in der Klasse einige Kinder gibt, die Musikinstumente spielen, können Akkordeonschüler Luis, die Klavierschülerin Melina und Keyboarderin Laura (um nur einige der kleine Musiker zu nennen) ihre Gäste mit musikalischem Wissen erstaunen.
Mit sichtlichem Spaß, geduldig und kindgerecht beantworten die erwachsenen Musiker auch die ungewöhnlichen Fragen und geben den Kindern die Möglichkeit, ihren Job im wahrsten Wortsinn zu begreifen. „Habt ihr ein paar Strohalme?“, fragt Rasmus Baumann, macht die Klasse mit den imaginären Taktstöcken zu einer Schar kleiner Dirigenten und verrät das wichtigste Geheimnis des Dirigierens. „Ein Dirigent muss für das Orchester einatmen“. Und mit hörbaren Einatmen heben und Ausatmen senken sich zwanzig kleine Taktstöcke. Dann dürfen sie das Lippenflüstern üben und probieren, dem Horn damit ein paar Töne zu entlocken. Einigen Kindern gelingt es sogar auf Anhieb.
"War richtig gut!"
Nach der aktionsreichen Dreiviertelstunde wissen die Kinder, dass Rasmus Baumman „nur“der Chef der Musiker ist, dass ein Orchester in der Regel ohne elektronische Musikeffekte auskommt, dass ein Dirigent auch jeden Tag üben muss und dass Dirigieren eine richtige Arbeit ist, die keinen zusätzlichen Job daneben zulässt.
„War richtig gut“, zeigt sich Finn Luis Witschel begeistert und gibt damit das Stimmungsbild seiner Klassenkameraden und das von Schulleiter Marcus Bechtel wieder, der die Musikwerkstatt als Lehrer begleitet hat: „Das sollten wir unbedingt wiederholen.“
Das Projekt „Musikwerkstatt im Klassenzimmer“ wurde 1999 von engagierten Musikern und Musikerinnen der Neuen Philharmonie Westfalen ins Leben gerufen. Es findet seitdem mit durchweg positivem Eco in den Kreisen Recklinghausen, Unna und in der Stadt Gelsenkirchen statt.
Autor:Silvia Dammer aus Hagen |
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