Denn hier empfängt man den als „Nestbeschmutzer“ beschimpften Klaus-Peter Wolf herzlich und mit offenen Armen
Ein (unbeabsichtigtes) Lob für Gelsenkirchen

Eigentlich ist Klaus-Peter Wolf so schnell durch nichts aus der Ruhe zu bringen, doch der Leserbriefschreiber hat ihn auf die Palme gebracht. Umso mehr freut er sich bereits auf die Lesetour durch das Ruhrgebiet, die ihn am Freitag, 27. September, um 20 Uhr ins Kleine Haus des Musiktheaters im Revier führt. Und hier wird Wolf mit offenen Herzen und Armen empfangen. Versprochen! Foto: Wolfgang Weßling
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  • Eigentlich ist Klaus-Peter Wolf so schnell durch nichts aus der Ruhe zu bringen, doch der Leserbriefschreiber hat ihn auf die Palme gebracht. Umso mehr freut er sich bereits auf die Lesetour durch das Ruhrgebiet, die ihn am Freitag, 27. September, um 20 Uhr ins Kleine Haus des Musiktheaters im Revier führt. Und hier wird Wolf mit offenen Herzen und Armen empfangen. Versprochen! Foto: Wolfgang Weßling
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Der in Gelsenkirchen gebürtige Bestseller-Autor Klaus-Peter Wolf hat derzeit einen Fan der anderen Art. Denn dieser profiliert sich als Leserbriefschreiber und attackiert den Autor der Ostfriesenkrimis als „Nestbeschmutzer“. Der fleißige Leserbriefschreiber rät Wolf darum, nach Gelsenkirchen zurück zu gehen, weil hier „Nestbeschmutzern“ keine Strafe droht. Wenn das nicht ein Lob für Gelsenkirchen ist...

Noch dazu, wenn man bedenkt, dass Gelsenkirchen es dem verärgerten Ostfriesen zu verdanken hat, dass die Stadt es nun mit dem „Streiflicht“, der berühmten Glosse der Süddeutschen Zeitung auf den Titel geschafft hat und das mit einer sehr wohlwollenden Berichterstattung.
Aber zurück zum „Nestbeschmutzer“. Bereits im Februar meldete sich der Leserbriefschreiber bei der Ostfriesenzeitung, griff Klaus-Peter Wolf, den Wahl-Ostfriesen, verbal mit sehr maritimer Wortwahl an und bezichtigte ihn ein Nestbeschmutzer zu sein, weil er sich anmaße die Ostfriesen als schlimme Finger durch die Romane poltern zu lassen.
Was den Krimi-Autoren aber wirklich aus der sonst für ihn so typischen Ruhe brachte, war der Satz „Früher hätte man solche Nestbeschmutzer bei Nebel ins Watt gejagt.“ Auch wenn dieses „früher“ vermutlich schon einige Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte meint, ließ es, wie das Streiflicht schreibt „Wolf die Zähne fletschen“. Er brachte den Fall zur Anzeige und der Staatsanwalt fordert, den Mann für seine Verwünschung mit einer Geldstrafe von 1500 Euro zu belegen.
Stein des Anstoßes für den Leserbriefschreiber ist, wenn man dem „Streiflicht“ folgt, die Tatsache, dass Wolf aus Nordrhein-Westfalen und hier dann auch Gelsenkirchen stammt. In seinen Ostfriesenkrimis gibt es darum auch viele Querverbindungen in unsere Stadt, denn hier wurde nicht nur der Autor geboren, sondern auch seine Hauptfigur, Kommissarin Ann Kathrin Klaasen.
Hier ermittelte Klaasen mit ihrem Team der Auricher Polizei und auch sein zweiter „Held“, der Serienkiller Bernhard Sommerfeldt, agierte in Gelsenkirchen. Er wiederum stammt aber aus Bamberg, war in Norddeich als allseits beliebter Hausarzt tätig und flüchtete nach Gelsenkirchen, wo er von Ann Kathrin Klaasen in der Buchhandlung Junius verhaftet wurde.
Streng genommen müsste der Leserbriefschreiber nun auch wünschen, dass Klaus-Peter Wolf nach Bamberg ziehen sollte, weil er ja selbst diese Stadt in seine Romane einfließen lässt. Das könnte man ja als versteckten Liebesbeweis deuten. Aber so weit geht der Schreiber der Schmäh-Leserbriefe denn doch nicht.
Fakt ist, dass die Gelsenkirchener stolz sind auf den Krimi-Autoren aus ihren Reihen und sehr viel Spaß daran haben, wenn der Gelsenkirchener Stadtgarten, das Bildungszentrum, der Weiße Riese oder andere Örtlichkeiten, die den Gelsenkirchenern lieb und teuer sind, in den Ostfriesenkrimis, die bislang in 24 Sprachen übersetzt und über zehn Millionen Mal verkauft worden sind, auftauchen.
Ähnliche Reaktionen kann man Jahr für Jahr bei den Premierenlesungen des jeweils neuen Ostfriesenkrimis in Wolfs Wahlheimat Norden erleben. Denn dort finden sich gerade viele Ostfriesen ein, die mit großem Vergnügen der Lesung lauschen und sich freuen, dass ihre Stadt in Ostfriesland dank Klaus-Peter Wolf in aller Welt berühmt und ja, auch ein wenig berüchtigt, worden ist. Vergrätzt wirkt aber niemand angesichts der mörderischen Aktivitäten, die darin von erfundenen Ostfriesen begangen werden.
Denn man sollte doch die Kirche im Dorf lassen und bedenken, dass die Romane eben Phantasiegeschichten sind, die an realen Orten spielen und in denen mitunter reale Personen agieren. Nur die wirklichen Bösewichte, die gibt es im wahren Leben nicht und das ist auch gut so. Sonst würden vermutlich nicht mehr so viele Touristen gerade aus Gelsenkirchen und Umgebung ins schöne Ostfriesland reisen, um die Orte kennen zu lernen, an denen Wolfs Figuren agieren.
Darum kann man sich gut dem wohlgemeinten Rat des „Streiflicht“ anschließen: „Lieber Wolf, dieser Ostfriese ist kein echter Ostfriese, sondern bloß ein zorniger Wattwurm, der Schlammkringel macht. Schreib weiter, Wolf, und denk an Karl Kraus, der auch viel Ärger hatte und seinen Kritikern einfach den Degen umdrehte: „Ich bin der Vogel, den sein Nest beschmutzt.“

Eigentlich ist Klaus-Peter Wolf so schnell durch nichts aus der Ruhe zu bringen, doch der Leserbriefschreiber hat ihn auf die Palme gebracht. Umso mehr freut er sich bereits auf die Lesetour durch das Ruhrgebiet, die ihn am Freitag, 27. September, um 20 Uhr ins Kleine Haus des Musiktheaters im Revier führt. Und hier wird Wolf mit offenen Herzen und Armen empfangen. Versprochen! Foto: Wolfgang Weßling
In Gelsenkirchen liest Klaus-Peter Wolf aus seinem aktuellen Krimi. Foto: Cover
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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