Theaterstück über Alfred Zingler zu Ehren seines 75. Todestages
Ein Leben für die Demokratie
Alfred Zingler war das, was man heute eine „Wahl-Gelsenkirchener“ nennen würde und doch machte er die Geschicke der Stadt zu den seinen und opferte sein Leben für seine politische Überzeugung. Denn Zingler war bis zu seinem Tod Sozialdemokrat und Verfechter der demokratischen Strukturen der Weimarer Republik.
Am 75. Todestag Alfred Zinglers, am Mittwoch, 28. August, feiert um 19.30 Uhr das Theaterstück „Alfred und Margarethe Zingler - Ein Leben im Widerstand“ im Alfred-Zingler-Haus am Margaretenhof 10-12 seine Premiere, die allerdings bereits ausverkauft ist. Derzeit gibt es noch Karten für Freitag, 30. August, um 19.30 Uhr in der „flora“. Das Stück erzählt vom Leben des Paares während des niederländischen Exils.
Eintrittskarten gibt es zum Preis von 10 Euro, ermäßigt 5 Euro, direkt im Alfred-Zingler-Haus und für die „flora“ bei der Stadt- und Tourist Info im Hans-Sachs-Haus.
In seiner Ehefrau Margarethe fand Zingler eine kämpferische Mitstreiterin für die Demokratie und gegegen die NS-Ideologie. Gemeinsam floh das Paar ins Exil in die Niederlande, um von dort weiterhin den Widerstand im nördlichen Ruhrgebiet unterstützen zu können.
Alfred Zingler wurde 1885 als Sohn eines preußischen Amtsgerichtssekretärs in Niederschlesien geboren. Nach dem Schulabschluss begann er eine Ausbildung für den mittleren Justizdienst, hielt sich selbst nicht für geeignet, brach die Ausbildung ab und folgte seinen literarisch-kulturellen Interessen.
Zunächst wirkte er als Schauspieler bis er sich 1913 beruflich neu orientierte und Chefredakteur der „Breslauer Morgenzeitung“ wurde. Zunehmend mit dem sozialdemokratischen Gedankengut verbunden, schloss er sich 1919 der SPD an. Inzwischen war er überzeugter Journalist, der sich besonders dem Theater, der Kunst und Politik widmete. Über mehrere Zeitungen kam er nach Gelsenkirchen und wurde 1922 Lokalredakteur der sozialdemokratischen Zeitung „Volkswille“. Unter seiner Federführung erschien die Zeitung bis zum Verbot am 27. Februar 1933.
Alfred und Margarethe Zingler gehörten zu den einflussreichen Persönlichkeiten der Sozialdemokratie. Doch die Machtergreifung durch die NSDAP blieb für sie nicht ohne Folgen und so emigrierten sie 1933 in die Niederlande und schlossen sich dort der antifaschistischen Widerstandsbewegung an.
Nach der Besetzung der Niederlande durch die Nationalsozialisten wurde das Ehepaar am 3. Juli 1943 aufgespürt und ins Gefängnis Arnheim eingeliefert. Später waren beide im KZ Herzogenbruch-Vught und im polizeilichen Durchgangslager Amersfoot, bevor sie im Januar 1944 in das Gefängnis Gelsenkirchen eingewiesen wurden. Am 17. Juli 1944 wurde Alfred Zingler vom Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler zum Tode verurteilt und am 28. August 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet.
Margarethe Zingler durchlebte ebenso wie ihr Mann die Mühle der Inhaftierung und der Verhöre. Das Verfahren gegen Margarethe Zingler wegen „Hochverrats“ wurde erst am 16. September 1944 in Berlin eröffnet. Das Berliner Gericht sah die Quelle ihrer Widerstandsarbeit nicht im parteipolitischen Engagement, sondern in der Unterstützung ihres Mannes. Der Sozialdemokratin blieb die Todesstrafe erspart. Erneut unter dem Vorsitz Roland Freislers sprach der Volksgerichtshof eine dreijährige Haftstrafe aus. Margarethe Zingler überlebte ihre Gefangenschaft in Cottbus und Leipzig. Am 19. April 1945 wurde sie von den amerikanischen Truppen befreit und am 7. Mai 1945 endgültig aus dem Frauengefängnis Klein-Meusdorf entlassen.
Im Oktober 1945 kehrte Margarethe Zingler nach Gelsenkirchen zurück und knüpfte ohne Umschweife an ihr politisches Engagement vor ihrer Emigration an. Sie war an dem demokratischen Aufbau der Stadt intensiv beteiligt. Die überzeugte Sozialdemokratin war aktiv an der Wiedergründung der hiesigen SPD beteiligt und nahm gleich mehrere innerparteiliche Aufgaben wahr. Ferner übernahm sie nach 1945 Vorsitz und Geschäftsführung der Gelsenkirchener Arbeiterwohlfahrt, wurde erneut Stadtverordnete (1946-1948), und gehörte später zahlreichen politischen Ausschüssen der Stadt an.
1967 war es ihr noch vergönnt, das nach ihrem Mann benannte „Alfred-Zingler-Haus“ zu eröffnen. Margarethe Zingler starb am 16. Juni 1973 im Alter von 87 Jahren. Rodica Proca als Margarethe und Markus Kiefer als Alfred Zingler blicken zu Anfang des Stückes noch mit Hoffnung in die Zukunft und glauben nicht, dass der Nationalsozialismus Deutschland über lange Zeit beherrschen wird. Immer dabei ist Christopher Gollan als Erzähler. Foto: Gerd Kaemper
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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