OB Karin Welge sucht das Gespräch mit Kulturschaffenden und Veranstaltern
Die Kunst- und Kulturszene in der Pandemie
Seit über einem Jahr leben die Gelsenkirchener nun bereits in einer Pandemie und zu Beginn war kaum absehbar, dass diese weltweite Infektionswelle das öffentliche Leben so lange und so intensiv lahmlegen würde. Viele gesellschaftliche Bereiche sind von der Pandemie berührt, jedoch haben die Auswirkungen der Corona-Beschränkungen die Kunst- und Kulturszene in Gelsenkirchen überproportional getroffen: Live-Konzerte und Open-Air-Festivals, Aufführungen, Ausstellungen und Lesungen konnten und können zum Teil immer noch nicht – oder nur online - stattfinden, kreative Impulse für die Arbeit gibt es kaum noch.
In der letzten Woche wurde auch die für Juni geplante Szeniale auf das nächste Jahr verschoben, viele Theatermacher und Veranstalter sorgen sich zudem, ob nach der Aufhebung der strengen Corona-Beschränkungen überhaupt ein Publikum wieder den Weg zurück in ihre Kulturorte finden wird. Was bedeutet dieser ungewollte Stillstand für die Künstlerinnen und Künstler und Veranstalter in Gelsenkirchen? Das wollte Oberbürgermeisterin Karin Welge aus direkten Gesprächen erfahren und lud über 50 kreative Köpfe dieser Stadt zum Online-Austausch in einer Videokonferenz.
„Ich habe eine Idee und eine Ahnung davon, wie hart die Einschränkungen für Sie und Ihre Arbeit in den vergangenen 15 Monaten waren und bisweilen immer noch sind, aber ich möchte ein Gefühl dafür bekommen, was die Auswirkungen der Corona-Pandemie tatsächlich für Sie bedeuten“, stellte die Oberbürgermeisterin gleich zu Beginn der Online-Konferenz heraus – und betonte: „Die Kultur hat eine weitreichende Bedeutung für diese Stadt. Sie ist das, was wir brauchen, um unsere Seele zu bereichern. Daher werden wir auch in der Nach-Pandemie-Zeit darauf achten, dass die Kultur in dieser Stadt einen hohen Stellenwert hat und nicht zu kurz kommt.“
Ein klares Bekenntnis zur Kultur in der Stadt
Sie habe die Möglichkeiten, Ausstellungen, Theateraufführungen, Konzerte, Lesungen und Kinos zu besuchen, in den vergangenen Monaten sehr vermisst, erklärte Karin Welge. Umso mehr habe sie sich über neue Ausstellungsformate, Streaming-Angebote der Künstlerszene und Balkonkonzerte gefreut. Stadträtin und Kulturdezernentin Anne Heselhaus pflichtete ihr bei – und hob zugleich die neuen Ausdrucksformen von Kreativität hervor, die während der Zeit des Lockdowns in Gelsenkirchen entstanden sind.
„Ich möchte Ihnen herzlich danken dafür, dass Sie uns auf vielfältigen Wegen immer wieder gezeigt haben, dass Ihnen Ihre Experimentierfreudigkeit und Ihre Kreativität nicht abhanden gekommen sind“, sagte sie, an die Kulturschaffenden gewandt – und bedauerte zugleich, dass beliebte kulturelle Formate auch in diesem Jahr nicht in gewohnter Form stattfinden können.
Gerne würde man den Kulturschaffenden in Gelsenkirchen Planungssicherheit für die kommenden Wochen geben, betonten die Oberbürgermeisterin und die Stadträtin. Doch leider müsse auch weiterhin mit Störfaktoren wie dem unvorhersehbaren Infektionsgeschehen und plötzlich auftretender Impfstoffknappheit gerechnet werden.
„Wenn der derzeitige positive Trend beim Infektionsgeschehen weiterhin anhält, rechne ich in vier bis sechs Wochen damit, dass Veranstaltungen zumindest unter freiem Himmel wieder möglich sein werden“, erklärte Karin Welge. „Wir halten daher an unseren Planungen für Veranstaltungen im Sommer fest“, ergänzte Anne Heselhaus.
Bei Formaten wie dem „SommerSound“ und Straßentheaterfestivals wolle man möglichst vielen Kulturschaffenden Auftrittsmöglichkeiten bieten. Und diese seien auch bitter nötig, betonten Musiker wie Norbert Labatzki und Julian Rybarski sowie der Schauspieler Ulrich Penquitt - genau so wie Plakatwerbung dafür, um die Öffentlichkeit für auf die Auftritte aufmerksam zu machen.
Hier wünschten sich auch Veranstalter wie Bernd Zimmermann von „PublicJazz“ und die bildenden Künstler in der Runde Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit. „Man kann so eine Krise ja nicht nur negativ sehen, sondern die in dieser Krise neu entstandene Energie auch mitnehmen und für die Zukunft nutzen“, machte sich Künstlerin Claudia Lüke für eine vermehrte Nutzung von neuen Medien stark, die sich auch Elke Fabri von Ensemble „caterva musica“ wünscht. Der Wille, vor allem junge Gelsenkirchener für Kunst und Kultur zu begeistern, einte die Beteiligten dieser Online-Konferenz. Anne Heselhaus, die unter anderem als Dezernentin auch für Kindergärten und Schulen zuständig ist, versprach hierbei Unterstützung bei der Vernetzung.
Stärkere Vernetzung untereinander gewünscht
Die Vernetzung untereinander war auch in einem anderen Bereich ein großes Thema: Zahlreiche Kulturschaffende wünschten sich einen verstärkten Austausch untereinander und mit der Stadtspitze und lobten Oberbürgermeisterin Karin Welge für ihre Einladung zu dieser Online-Konferenz.
„Wir würden uns auch langfristig eine Möglichkeit für einen interdisziplinären Austausch wünschen – davon könnten alle Kunstformen in dieser Stadt profitieren“, sagte Künstlerin Jannine Koch, die sich – wie viele bildende Künstler in der Runde - während der Corona-Zeit von Seiten der Stadt und des Landes ansonsten gut unterstützt fühlte.
Die Halfmannshof-Künstlerin Gabi Rottes und MiR-Generalintendant Michael Schulz boten die ihnen zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten sofort spontan für derartige Kulturtreffen an. Michael Schulz forderte die Kulturschaffenden zudem auf, in den bevorstehenden schweren Jahren nach der Corona-Pandemie an einem Strang zu ziehen: „Gemeinsam können wir das, was an starker Kulturszene in Gelsenkirchen vorhanden ist, sichtbarer machen“, betonte der Generalintendant.
Insgesamt zogen die Teilnehmer ein positives Fazit nach der ersten Kultur-Konferenz in diesem Format. Oberbürgermeisterin Welge dankte ihnen zum Schluss für ihr unermüdliches kulturelles Engagement, die Einblicke in den Arbeitsalltag in Corona-Zeiten und versprach eine baldige Fortsetzung des Kulturdialoges.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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