Architektin Kerstin Gäfke berichtet mit großem Engagement von der Baustelle Heilig Kreuz in Gelsenkirchen
„Die Baustelle brummt“
Inzwischen ist die denkmalgeschützte Heilig Kreuz-Kirche an der Bochumer Straße „verhüllt“, allerdings nicht weil der Künstler Christo vor Ort war, sondern weil hinter der Verhüllung die Fassade voll eingerüstet ist, um sie zu reinigen und Fugen zu erneuern. Auch in der Kirche ist vieles im Gange und die Baumaßnahmen zur Umgestaltung der Kirche in einen multifunktionalen Veranstaltungsraum sind in vollem Gange oder wie Architektin Kerstin Gäfke schildert: „Die Baustelle brummt!“
Eigentlich war seit Anfang des Jahres geplant, dass die Bürger durch Baustellenführungen Anteil nehmen können am Fortschreiten der Baustelle, doch dann kam Corona...
„Wir sind schon froh, dass wir wenigstens noch eine Baustellenführung im Februar anbieten konnten. Geplant war es, jeden Monat einen Termin anzubieten. Denn die Bürger sind interessiert an der Entwicklung der Bochumer Straße und der damit einhergehenden Umgestaltung der Kirche“, weiß die Architektin, die nun auf das Ende der Kontaktsperre hofft, damit es weitere Baustellenführungen geben kann.
Kerstin Gäfke ist Gelsenkirchenerin, aber nicht nur darum liegt ihr dieses Bauprojekt ganz besonders am Herzen: „Ich bin absolut brennend für das Projekt, denn es bildet die Initialzündung für das Stadterneuerungsprojekt Bochumer Straße. Und auch wenn ich schon vieles gebaut habe, so habe ich noch nie eine Kirche umgenutzt. Dieses Kirchenumgestaltungsprojekt ist wirklich etwas ganz Besonderes.“
Seit Januar 2019 läuft die Umgestaltung der Heilig Kreuz-Kirche und bisher läuft alles planmäßig. „Die Baustelle brummt innen und außen und das trotz Corona“, freut sich Gäfke. Denn die Ausbaugewerke wie Maler und Putzer sind ebenso zugange wie der technische Gebäudeausbau. Die in der Kirche geplanten Seminarräume neben dem Altarbereich sind bereits fertig gestellt und die Montage der Eventtechnik, die laut Kerstin Gäfke das „Herzstück der Baustelle“ bildet, steht kurz bevor.
Auch der eingeschossige Anbau, der als Nebentrakt die Toiletten und das Lager beherbergen wird, ist im Rohbau bereits fertig gestellt. Wobei alle Maßnahmen in enger Abstimmung mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der Unteren Denkmalbehörde erfolgen, da die Kirche denkmalgeschützt ist und die Bestandsschonung höchste Priorität hat.
Darum wird auch alles, was für die spätere Nutzung nicht nötig ist, eingelagert. Das betrifft zum Beispiel die Deckenleuchter, die mit rund vier Metern Durchmesser nicht mal eben zur Seite gelegt werden können.
Erhalten bleiben aber auf jeden Fall die Deckenbemalung. „Dabei handelt es sich anders als bei der Bemalung im Altarraum um die ursprüngliche bauzeitliche Bemalung, die besonders schützenswert ist,“ erklärt Gäfke. Die Altarbemalung wird später nicht mehr sichtbar sein, weil sich dort die Bühne befinden wird. Hier ist das Abhängen mit vielen Vorhängen nötig, um die Akkustik zu gewährleisten und damit wird die Bemalung verhüllt.
Die schönen, bunten Kirchenfenster sind bleiverglast und werden ebenfalls erhalten, obwohl sie nicht aus der Bauzeit stammen. „Sie werden aber mit einer zusätzlichen Verglasung versehen, die unter anderem auch dem Schallschutz dient“, verrät die Architektin. Bauzeitliche Bleiglasfenster finden sich auch nach dem Umbau weiterhin im vom Hauptportal rechts zu erreichenden Seitenraum, in dem später auch das Taufbecken und andere Denkmal-Exponate in Form einer Ausstellung zu sehen sein werden. „Wir denken hier an einen Gedenk- oder Erinnerungsraum zum Andenken an die Heilig Kreuz-Kirche“, erklärt Kerstin Gäfke.
Auf der anderen Seite des Haupteingangs entstehen derweil die Garderobe und die Pausengastronomie.
Die Seitenlobbys sind bereits errichtet. Sie erscheinen als mit einander verbundene Glasarkaden, die den Künstlern und emschertainment-Mitarbeitern als Räumlichkeiten dienen sollen. Auch hier werden zum Sichtschutz, aber auch für die Akkustik Vorhänge angebracht. „Es gibt unglaublich viel Akkustik zu beachten und sehr viel Technik in dem Gebäude“, erläutert die Architektin, die sich mit großem Engagement der Aufgabe stellt, allen Gewerken gerecht zu werden. Und natürlich läuft dabei auch noch immer alles in Absprache mit der emschertainment.
Der ursprüngliche Boden ist derzeit mit Auslagen geschützt. Am Ende bleibt er bestehen, wird aber durch einen schwimmend verlegten Bodenbelag abgedeckt, wie Kerstin Gäfke verrät, denn das ist Teil des Heizkonzeptes.
Wenn alle Bauarbeiten weiter laufen wie bisher, soll der neue multifunktionale Veranstaltungsraum spätestens Ende 2021 bespielt werden. Dann bietet er Platz für 600 Personen im Saal und 75 Personen auf der Empore. Es gibt verschiedene Bestuhlungskonzepte, die von der Vollbestuhlung bis hin zur Stehtisch-Bestuhlung reichen.
Die Empore wird übrigens mit ansteigenden Sitzplätzen aufgebaut. Hier bleibt die Originalbrüstung erhaltung, die durch eine Geländererhöhung an die gängigen Sicherheitsvoraussetzungen angepasst wird.
Auch die Arbeiten am rechten Seitentrakt, vom Kirchenvorplatz gesehen, der von Gäfke und dem Baustellenteam „117a“ genannt wird, laufen auf Hochtouren. Dort entsteht im Erdgeschoss eine Gastronomie und das Obergeschoss ist für eine sozial-integrative Nutzung vorgesehen. „Das gesamte Bauprojekt ist bekanntlich ein Förderprojekt. Die Nutzung als sozial-integrative Einrichtung ist in den Förderbedingungen festgelegt und wird entsprechend berücksichtigt. Hier laufen auch schon erste Verhandlungen mit möglichen Nutzern“, schildert die Architektin Kerstin Gäfke. Insgeheim hofft sie ein wenig, dass das Bauvorhaben bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 abgeschlossen ist. Aber Corona zeigt, dass es oft anders kommt, als man denkt...
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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