Deutsch-ägytische "Paradieskinder" am Consol Theater
Was erwarten Eltern und die Gesellschaft von Jungen, was erwarten sie von Mädchen? Dieser Frage geht eine deutsch-ägyptische Theaterproduktion auf den Grund und eröffnet so interessante Brücken zwischen den Kulturen.
Ein dreiviertel Jahr lang laufen die Vorbereitungen für die deutsch-ägyptische Theaterproduktion bereits. Andrea Kramer, Regisseurin am Consol Theater, traf auf einem Kindertheaterfestival in Kamerun Mohamed El Ghawy, Gründer und Leiter der Organisation AFCA for arts and culture in Ägypten. afca sieht es als ihre Aufgabe, Kunst und Kultur zu einer wichtigen Komponente in der Bildung zu machen. Sie leisten einen großen Beitrag um Ägyptens Jugend auf eine globalisierte, kulturell vielfältige Welt vorzubereiten.
Wissens- und Kompetenztransfer
„Ich war von ihrer Art, Geschichten zu erzählen, angetan“, verrät El Ghawy über seinen ersten Eindruck von Kramer. Sofort interessierte er sich für die theaterpädagogischen Ansätze, die Kramer am Consol Theater einsetzt. „So etwas hatte ich noch nie erlebt und ich hoffe, ihr Wissen bald auch hier in Ägypten anwenden zu können“, lässt El Ghawy, der der Pressekonferenz per skype zugeschaltet ist, verlauten.
Aus diesem Treffen wurde eine Kooperation, die Kramer und Dramaturgin Sylvie Ebelt vom Consol Theater für Recherchen nach Kairo brachte. Mitten in die Vorbereitungsphase platzte die Revolution des 30. Juni, auch als Teil des „Arabischen Frühlings“ bekannt. „Wir mussten unseren ersten Besuch verschieben und auch bei den Besuchen danach ging Sicherheit vor“, erzählt Kramer. Zu keinem Zeitpunkt hätten sie sich wirklich gefährdet gefühlt, betonen alle deutschen Projektteilnehmer,
Theaterstück auf deutsche und arabischer Sprache
Das Theaterstück, dass bei mehreren Besuchen in Kairo und Gelsenkirchen entstanden ist, heißt „Paradiesvögel“ und ist für Kinder ab fünf Jahre geeignet. „Es ist hauptsächlich ein Tanz- und Bewegungsstück“, berichtet Kramer, die Regie führt. Die vier Schauspieler sprechen in ihrer jeweiligen Landessprache (deutsch und arabisch) und führen Dialoge. „Das bietet den jungen Zuschauern einen Blick über den Tellerrand und sie können ihre Fantasie nutzen, um jene Dialogteile einzufüllen, die man nicht versteht. Bei den besuchten Proben war es erstaunlich, wie viel die Kinder verstanden“, begeistert sich Ebelt für das Konzept.
„Paradiesvögel“ handelt von einem Vogelpaar, das sich Nachwuchs wünscht. Bereits in der Vorbereitungsphase werden die ersten Wünsche geäußert: Wollen wir ein Mädchen oder einen Jungen? Als dann schließlich sogar zwei Eier im Nest liegen und sogar beides schlüpft, scheint das Glück perfekt. Doch auf einmal verhält sich der Junge nicht so wie andere Jungen und das Mädchen nicht so wie andere Mädchen. Oder zumindest nicht so, wie die Gesellschaft es von ihrem jeweiligen Geschlecht erwartet. Ein Dialog über gender Erwartungen und die Wichtigkeit ihrer Erfüllung entsteht.
Den gemeinsamen Nenner finden
Altersgerecht und viel Fantasie wird dieses komplexe Thema aufbereitet. Ob es schwierig war, in solch unterschiedlichen Kulturkreisen wie Ägypten und Deutschland Gemeinsamkeiten in den Erwartungen an die Jugend zu finden? „Natürlich wird man erst einmal auf die krassen Gegensätze aufmerksam. Allerdings sind wir auf einer breiten Ebene geblieben, auf der es sehr viele Gemeinsamkeiten gibt“, erklärt Kramer den Schreibprozess. El Ghawy betont, dass das Thema gender für ein Kindertheaterfestival in Ägypten die richtigen Impulse gibt.
Karten für die Premiere und weitere Vorstellungen
Premiere feiert das Theaterstück, dass mit orientalischen Klängen unterlegt wird und „fantastische Kostüme“ (Ebelt) bereithält am Sonntag, 9. Februar, 15 Uhr, im Consol Theater, Bismarckstraße 240. Karten können direkt am Consol Theater, Tel. 988 22 82 oder per e-Mail an kontakt@consoltheater.de, reserviert werden.
Das Stück wird außerdem am Montag, 10. Februar und Dienstag, 11. Februar, um jeweils 11 Uhr aufgeführt. Vom 12. bis 17. März gastiert es beim „Hawaky International Arts Festival for Children 2014“ in Ägypten.
Autor:Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen |
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