Der Tod streikt - "Der Kaiser von Atlantis" am MiR

Es wird surreal auf der Bühne des Kleinen Haus des MiR: "Der Kaiser von Atlantis" kommt! | Foto: Pedro Malinowski / MiR
  • Es wird surreal auf der Bühne des Kleinen Haus des MiR: "Der Kaiser von Atlantis" kommt!
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Ein handlungsschweres Stück mit einer mehr als interessanten Entstehungsgeschichte hat sich das Team rund um das MiR-Jugendorchester (MJO) als Projekt ausgesucht. Premiere feiert das Stück am Sonntag, 7. April, um 18 Uhr.

Overall, der tyrannische Kaiser von Atlantis, lässt öffentlich den heiligen, siegreichen Krieg aller gegen alle verkünden. Der Tod jedoch sieht sich durch die Proklamation zu einem kleinen Handwerker des Sterbens degradiert und verweigert fortan seinen Dienst. Niemand stirbt nun mehr, doch ohne den Tod versinkt das Land in Lähmung und Chaos. Schließlich verspricht der Tod, seine Arbeit wieder aufzunehmen, wäre der Kaiser als erster zu sterben bereit; Overall willigt ein.

Viktor Ullmann schrieb dieses Stück als Insasse des Konzentrationslagers Theresienstadt; nach der Hauptprobe wurde er nach Ausschwitz deportiert und dort vergast. Vor diesem Hintergrund eröffnet sich dem Zuschauer eine große Parabel zum Dritten Reich und somit der Zugang zu einer von vielen möglichen Interpretationen. Eines steht jedoch fest: dieses großartige Stück Welttheater hält allen Diktaturen einen Spiegel vor, zeigt die Absurdität des Massenmordes auf und lädt zum Innehalten und Nachdenken ein.

„Die Kinder setzen sich heutzutage schon sehr früh mit dem Thema Nationalsozialismus auseinander. Daher ist es ein Thema, zu dem jeder etwas zu sagen hat und etwas weiß, was das Arbeiten sehr interessant macht“, weiß Dirk Edelkamp, musikalischer Leiter des MiR Jugendorchesters und fügt hinzu, dass das Stück auch musikalisch eine Herausforderung für die jungen Musiker zwischen 12 und 24 Jahren ist.

Oper statt Sinfonie: neue Erfahrung für die Jugend

„Sinfonieorchester für die Jugend gibt es viele, aber Orchester für die Oper zu sein, die Eingebundenheit in den professionellen Betrieb zu erleben, das ist schon etwas ganz Besonderes für die Jugendlichen“, freut sich Edelkamp, der auch viele positive und teils auch beeindruckende Entwicklungen bei seinen jungen Schützlingen über die letzten Wochen festgestellt hat.

Die Oper auf deutscher Sprache ist musikalisch in die Moderne einzuordnen; eine erweiterte und trotzdem eingängige Harmonik mit Jazz-, Blues- und sogar Shimmy-Elementen. Doch auch Elemente aus der klassischen Musik lassen sich hier und da erkennen.

Die Bühne wird als surrealer Ort hergerichtet, die Handlung spielt abwechselnd in einem Bunker (dem „fensterlosen Palast“ des Kaisers) und mitten auf dem Schlachtfeld. „Es ist definitiv ein zerstörter Raum, in dem vieles kaputt und verbrannt ist“, beschreibt Helke Hasse (Ausstattung) das Bühnenbild. „Trotz der Düsterkeit dieses unwirklichen Ortes wird viel mit Farben gearbeitet“, betont Produktionsdramaturgin Ulla Theißen. Das Stück soll zwar nicht im KZ angesiedelt sein, aber Assoziationen wecken.

Begleitende Ausstellung zur Oper

Begleitend zum Stück hat Sandra Wildgrube, Theaterpädagogin am MiR, zusammen mit einer Gruppe Jugendlicher des „Lavia Institut für Familientrauerbegleitung eine Ausstellung mit dem Titel „Der Tod dankt ab“ erarbeitet. Jeder der Jugendlichen zwischen acht und 22 Jahren hat mindestens einen Elternteil verloren und somit sehr persönliche Erlebnisse mit dem Tod hinter sich, welche sie in der Ausstellung aufarbeiten.

Mehr Infos und Karten über die Webseite des MiR und die Ticket-Hotline 0209 / 40 97 200.

Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

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