Der mysteriöse Herr Traven
Als B. Traven schuf er Romane wie „Das Totenschiff“, „Der Schatz der Sierra Madre“ oder „Die Baumwollpflücker“. In seiner Zeit als Schauspieler war er bekannt als Ret Marut. In Gelsenkirchen lebte er 14 Monate unter dem Namen Otto Feige und fungierte als Gewerkschaftssekretär. Alles zusammen brachte die Gelsenkirchener Theaterleute auf die Idee, eines seiner Stücke auf die Bühne der „flora“ zu bringen.
Eine Idee wächst langsam vor sich hin
Schon eine ganze Weile vor seinem Tod beschäftigte sich der Gelsenkirchener Regisseur, Schauspieler und „Vater“ der Bühne im Revier - kurz BiR - Elmar Rasch mit der Person des B. Traven und seinen Werken und fasste gemeinsam mit seinem Freund und Kooperationspartner Ulrich Penquitt vom Trias Theater Ruhr den Entschluss, „Das Totenschiff“ zu spielen.
Inzwischen ist, wie viele Gelsenkirchener bedauern, Elmar Rasch verstorben, doch die Idee lebt weiter. „Noch im Hospiz haben wir in Gesprächen das Material durchgesprochen und überlegt, wie man das Stück personell besetzen könnte“, verrät Ulrich Penquitt, Regisseur und Schauspieler.
Traven lebte für kurze Zeit in Gelsenkirchen
Die Idee dazu hatte Rasch ganz einfach, weil der spätere Autor in seinen früheren Jahren in Gelsenkirchen gelebt hatte. Zunächst in der Arminstraße 10, dem Haus in dem sich heute ein mexikanisches Restaurant befindet, und später an der Victoriastraße, der heutigen Königsberger Straße in Schalke und damit unweit der „flora“.
Dabei war die Rollenverteilung zwischen Rasch und Penquitt schnell geklärt: Rasch sollte Regie führen, Penquitt das Drehbuch nach der Romanvorlage schreiben und schauspielen. Der Tod machte den Planungen einen Strich durch die Rechnung.
Jens Dornheim übernimmt Regie des verstorbenen Elmar Rasch
Was bleibt ist die Idee und die Tatsache, dass Penquitt schreiben und spielen wird. Für die Regie konnte er mit Jens Dornheim den Regisseur des Theater glassbooth gewinnen. Dieser hat auch schon seine Ideen parat: „Der Roman spielt in einer richtigen Männerwelt. Männer zusammen gefercht auf einem Schiff, das eigentlich völlig marode ist, aber noch Geld von der Versicherung einbringen könnte. Was aus den Männern wird? Geld regiert die Welt. In dem deutsch-mexikanischer Spielfilm aus dem Jahre 1959 mit unter anderem Horst Buchholz, Mario Adorf und Elke Sommer ging es um eine Liebesgeschichte. Die möchte Jens auch mit einbeziehen, sich aber ansonsten sprachlich eng am Roman orientieren“, erzählt Penquitt.
Biografische Züge im Totenschiff?
Die Gelsenkirchener vermuten, dass Traven mit diesem Roman seine eigenen Erfahrungen auf einem Kohlentrimmer verarbeitet, den er auch oft als Totenschiff bezeichnet haben soll. Und auch der Protagonist Philip Gale weist Parallelen zu Traven auf. Denn beide verfügten nicht über die Papiere, um das Land zu verlassen und sehen ihre einzige Rettung in dem Schiff. Denn Traven zog es schon in den 1920er Jahren auf den amerikanischen Kontinent, was aber für einen Deutschen nicht ganz einfach war, weshalb er sich als Amerikaner ausgab, der seinen Pass verloren hat.
„Die Frage: Was bin ich ohne Pass? stellt sich auch heute wieder gerade in der Flüchtlingsfrage. Darum hat die Figur Travens/Maruts/Feiges auch heute wieder eine unglaubliche Aktualität“, ist sich Ulrich Penquitt sicher.
Schauspiel auf Basis eines Buches über B. Traven
Doch wie in Jan-Christoph Hauschilds Buch „B. Traven - Die unbekannten Jahre“ nachzulesen ist, hat er es geschafft und kam auf vielen Umwegen nach Mexiko, das ihn zum Roman „Der Schatz der Sierra Madre“, der mit Humphrey Bogart verfilmt wurde, inspirierte.
Die Lektüre von Hauschilds Buch beeindruckte die Theaterleute derart, dass sie sich an die Arbeit begaben und am 2. Dezember feiert „Das Totenschiff“ in einer Inszenierung von Jens Dornheim nun Premiere in der „flora“, Florastraße 26. Auf der Bühne werden dabei viele Bekannte aus anderen Kooperationen von BiR und Trias Theater stehen.
Zur Premiere wird man versuchen auch Jan-Christoph Hauschild einzuladen, der in Bichum lebt und vielleicht findet er ja die passenden Worte über Traven in einer kleinen Einführungsrede.
Premiere am 3. Dezember in der flora
Ansonsten wird das Stück dann noch am 3. Dezember gespielt, sowie an zwei Abenden im Februar und Mai und eventuell in anderen Städten.
Unterstützt wird „Das Totenschiff“ durch den Kulturcent der Stadt Gelsenkirchen, das Land NRW, die Sparkasse Gelsenkirchen und die Stiftung van Meteren.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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