Das Monströse liegt in der Musik: Erste Bühnenorchesterprobe zur Oper "Die Passagierin" verspricht Erfolg
Nachdem der STADTSPIEGEL in der vergangenen Woche das Rahmenprogramm zur Oper "Die Passagierin" vorgestellt hat, lud das Musiktheater im Revier nun zur ersten Bühnenorchesterprobe ein.
von Harald Landgraf
Musik trifft Szene - so einfach lässt sich eine "Bühnenorchesterprobe" beschreiben. Denn erstmals hören die Darsteller die Orchestermusik, nachdem das Ensemble seit Anfang Dezember nur mit Klavierbegleitung geprobt hatte. "Wir haben eine extrem große Orchesterbesetzung", teilte der musikalische Leiter Valtterie Rauhalammi mit. Von daher sei das schon etwas besonderes, wenn szenische Darstellung und Musik zusammen geübt werden.
Insgesamt sechs dieser Proben plus zwei Schlussproben finden statt, bis sich am großen Premierentag, Samstag, 28. Januar, um 19.30 Uhr der Vorhang öffnet für "Die Passagierin".
Tatsächlich ist die Orchesterbesetzung sehr eindrucksvoll. Das verriet ein Blick in den Orchestergraben, der bis in die letzte Ecke mit Profimusikern besetzt war. Etwas erhöht dirigierte Rauhalammi. "Ihr wart ein bisschen zu früh", korrigierte er mal. Probe live.
Später erklärt er, dass die Oper von Mieczyslaw Weinberg (1919-1996) ohnehin schwer komponiert sei, und gerade das musikalisch Härtere und Groteske, das an diesem Tag geboten wurde, einfach stimmen müssen.
Das Monströse ergebe sich durch die Musik und nicht durch die Handlung des Zweiakters, betonte auch Regisseurin Gabriele Rech. Inhaltlich geht es bei "Die Passagierin" um verdrängte Schuld. Das Schiff, auf dem sich die ehemalige KZ-Inhaftierte Marta und die ehemalige Aufseherin Lisa begegnen, ist zwar Kulisse, gerät aber durch die zahlreichen Rückblenden in den Hintergrund, ist mal Baracke in Auschwitz oder Werkstatt. Die Musik transportiert die Geschichte der Erinnerungen, sehr emotional, und strahlt teils große Wärme und Sympathie aus. Welche Protagonisten welche Passagen bekommen, ist in der Komposition Weinbergs angelegt. Rauhalammi: "Man hört, dass die Häftlinge die schöneren Passagen bekommen, und die Wärter kriegen kurze Phrasen." Chefdramaturgin Gabriele Wiesmüller unterstrich, dass man das Leben der Menschen, ihre Gedanken und ihre Träume darstellen wolle. Die Protagonisten singen in ihrer Muttersprache: Französisch, Tschechisch, Russisch, Polnisch, Jiddisch, Englisch und Deutsch. Insgesamt sei die Komposition, so Rauhalammi, "einmalig schön". Ziel sei es, die Farben und Facetten der Partitur einzuhalten.
Autor:Lokalkompass Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen |
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