Das KZ-Außenlager Buchenwald in Gelsenkirchen-Horst

Mahnmal auf dem Horster Friedhof

Nur wenigen Gelsenkirchenern und Gelsenkirchenerinnen ist bekannt, dass in Gelsenkirchen-Horst im so genannten "Dritten Reich" ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald existierte.

Aus dem KZ Auschwitz im Sommer 1944 nach Gelsenkirchen verschleppt, sollten 2000 Jüdinnen auf dem Hydrierwerk der Gelsenberg Benzin AG Zwangsarbeit verrichten. Untergebracht waren die weiblichen Häftlinge in einem eigens dafür errichteten Lager nördlich des Linnenbrinksweg auf dem Betriebsgelände des Werkes. In dem mit Stacheldraht umzäunten und von Wachtürmen umgebenen Lager waren die Frauen unter unmenschlichen Bedingungen in Zelten untergebracht.

Bei einem Luftangriff auf das Hydrierwerk am 11. September 1944 waren die Frauen und Mädchen dem Bombenhagel schutzlos ausgesetzt - als Jüdinnen war ihnen der Zutritt zu Bunkern und Schutzräumen verboten. Etwa 250 von ihnen wurden bei dem Angriff getötet, ihre sterblichen Überreste mussten die anderen Häftlinge einsammeln, in drei Bombentrichtern wurden die Leichen und Körperteile gesammelt. Anschließend versuchte man, diese zu verbrennen, die Überreste wurden verscharrt. Die Schwerstverletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht, wo weitere der Frauen an den Verletzungsfolgen starben. Einige Tage nach dem Bombenangriff wurde das Außenlager Gelsenkirchen aufgelöst und auch die dort noch inhaftierten Frauen in das KZ Sömmerda transportiert, je nach Genesungsfortschritt wurden auch die übrigen Frauen in der Folgezeit aus den Krankenhäusern in das KZ-Außenlager Sömmerda verschleppt. Die in den Augen der Gestapo nicht transportfähigen übrigen Frauen wurden an unbekannten Orten in Gelsenkirchen erschossen und verscharrt.

1948 wurde unweit der Stelle, an der man seinerzeit die Massengräber vermutete - südlich des Linnenbrinksweg - ein Mahnmal zur Erinnerung an die bei dem Bombenangriff getöteten Frauen errichtet. Das Mahnmal wurde in den frühen 1950er Jahren vor dem Hintergrund der Werkserweiterung von Gelsenberg an den damaligen Rand des Horster Südfriedhofes verlegt, dabei sollen nach "Zeitzeugenberichten" auch sterbliche Überreste der bei dem Bombenangriff getöteten Frauen umgebettet worden sein. Dagegen spricht unter anderem auch, dass das Friedhofsamt der Stadt Gelsenkirchen 1949 in einer Stellungnahme zwar angab, dass sich im Linnenbrink zwar "drei Sammelgräber" der getöteten ungarischen Jüdinnen befinden, die genauen Orte der Sammelgräber aber nicht mehr feststellbar" sei. Es muss heute davon ausgegangen werden, dass seinerzeit - wenn überhaupt - nur ein geringer Teil der sterblicher Überreste umgebettet worden ist. Sowohl der Standort des ehemaligen Außenlagers wie auch die Fläche mit den vermuteten Massen-gräbern befinden sich heute auf dem Betriebsgelände der BP-Raffinerie und sind nicht öffentlich zugänglich.

Auf dem Horster Friedhof wurde am Standort des Mahnmals 2003 eine Tafel aufgestellt, auf der 140 der namentlich bekannten Opfer des Bombenangriffs verzeichnet sind. In der Erinnerungskultur Gelsenkirchens ist der Jahrestag des 11. September 1944 nicht verankert. Auch aus diesem Grunde ist es wichtig, das die Geschichte des KZ-Außenlagers in Gelsenkirchen nicht gänzlich vergessen wird - und damit auch die Geschichte der Frauen und Mädchen, die dort nur deshalb starben, weil sie Jüdinnen waren.

Autor:

Andreas Jordan aus Gelsenkirchen

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