Freie Theater in Corona-Zeiten in Gelsenkirchen und NRW
Corona stoppt „Der Reichsbürger“

 Jens Dornheim ist Regisseur und Theaterleiter und steht zwischendurch auch selbst als Schauspieler auf der Bühne. Foto: Oliver Mengedoht
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  • Jens Dornheim ist Regisseur und Theaterleiter und steht zwischendurch auch selbst als Schauspieler auf der Bühne. Foto: Oliver Mengedoht
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Gerade hatte man sich wieder daran gewöhnt, kulturelle Veranstaltungen genießen zu können, wenn auch mit Einschränkungen, da werden sie wieder verboten. Corona macht's möglich.

Das Musiktheater, die emschertainment GmbH, das Consol Theater und auch der Kulturraum „die flora“ haben sorgsam Hygienekonzepte erarbeitet, Sitzpläne entwickelt, um Besucher verschiedener Haushalte auch genügend voneinander zu trennen und am Ende siegt doch das Coronavirus.
Denn wir befinden uns mitten im zweiten Lockdown des Jahres 2020. Und mittlerweile ist es wichtig, das Jahr dazuzusetzen, denn noch weiß niemand, was uns das Jahr 2021 an Einschränkungen bringen wird. Inzwischen haben sich auch die meisten Optimisten damit abgefunden, dass uns Corona nicht nur in diesem Jahr beschäftigen wird.
Doch so traurig der Verzicht auf Kultur für uns als Genießer ist, muss man sich die Frage stellen, wie gehen freie Theater damit um? Diese Frage beantwortet der Schauspieler, Regisseur und Leiter des Theaters Depot in Dortmund Jens Dornheim.
„Das Theater glassbooth ist ein Verein und hat kein festes Haus. Das bedeutet, dass wir auch keine laufenden Kosten haben, weil wir ja nur bestehende Häuser bespielen. Andererseits haben wir aber auch keine Chance unsere Produktionen zu zeigen und damit auch Eintritte zu erwirtschaften“, berichtet Dornheim, der eigentlich diese Woche mit dem Stück „Der Reichsbürger“ von Annalena und Konstantin Küspert in der „flora“ hätte zu Gast sein sollen.
„Dabei hatte ich noch Anfang des Jahres ein Stück mit mehreren Darstellern für die „flora“ geplant. Als dann der erste Lockdown kam, habe ich die Planung neu überdacht, weil ja auch auf der Bühne die Abstandsregeln eingehalten werden müssen“, erinnert sich Jens Dornheim, der sich freut, dass „Der Reichsbürger“ zumindest noch am 30. Oktober Premiere im Theater im Depot feiern konnte und auch am 31. Oktober noch einmal gespielt wurde.
Inzwischen plant er zwar weiter, aber angesichts der aktuellen Erfahrungen nicht mehr mit der „flora“, weil durch die Corona-Richtlinien nur noch sehr wenige Zuschauer in die kleine, aber feine Kulturstätte zugelassen sind. „Ich habe durch Zufall Ralf Kolecki von der Schauburg in Buer getroffen und bin mit ihm ins Gespräch gekommen. Dabei haben wir überlegt, dass wir „Der Reichsbürger“ Anfang nächstes Jahres in der Schauburg zeigen könnten, weil dort einfach auch mehr Zuschauer zugelassen sind“, freut sich Dornheim über die Zufallsbegegnung.
Als Leiter des Theaters im Depot in Dortmund sieht die Lage für ihn etwas besser aus, denn das Haus wird institutionell gefördert und die laufenden Kosten sind dadurch gedeckelt. „Aber natürlich fehlen auch hier die Einnahmen durch den Ticketverkauf. Außerdem heißt es aus Berlin, dass Kulturhäuser Hilfen beantragen können. Dabei wird aber der November 2019 zugrunde gelegt und das könnte schon schwierig werden. Ich fände es besser, wenn ein Jahresdurchschnitt als Mittel genutzt würde, weil manchmal hat man eben einen guten Oktober, aber einen miesen November, dem wird bei dieser Herangehensweise keine Bedeutung beigemessen und das ist schade“, gibt Dornheim zu bedenken.
Übrigens gehört auch der Regisseur, Schauspieler und Theaterleiter inzwischen nicht mehr zu den Optimisten: „Ich finde es fraglich, ob am 1. Dezember wieder alle Türen geöffnet werden dürfen. Darum habe ich die Planungen für „Der Reichsbürger“ auch bewusst in die ersten Monate 2021 gelegt.“

 Jens Dornheim ist Regisseur und Theaterleiter und steht zwischendurch auch selbst als Schauspieler auf der Bühne. Foto: Oliver Mengedoht
Schauspieler Sebastian Thrun schlüpft in der Regie von Jens Dornheim in die Rolle des „Reichsbürgers“ und vermittelt die Meinungs- und Stimmungsmache dieser Organisation. Foto: Oliver Mengedoht
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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