"Bruchstücke eines Traums" - Schreibwerkstatt Beckhausen legt Mini-Anthologie vor

Michael Meyer (l.) erarbeitete mit dem Team einen "Haiku oder so" zum "Rundbild" (hängt hinterm Mikro) von Hans Werdehausen, abgelesen vom Handy: "Was will es sagen?/ Es kann doch nur eines sein:/ Die eine Pizza!// Zwei Scheiben von der/ Pepperonisalami/  sind schon vergammelt.//Die Currysauce/ auf dem Boden der Pizza, / scharfe Grundlage.// Pilze und Hähnchen,/ Mozzarella und Kapern/ kommen noch dazu.// Was will es sagen?/ Ist es Kunst, Kram, Müll, Schund? Nein?/ Die eine Pizza."Fotos: privat
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  • Michael Meyer (l.) erarbeitete mit dem Team einen "Haiku oder so" zum "Rundbild" (hängt hinterm Mikro) von Hans Werdehausen, abgelesen vom Handy: "Was will es sagen?/ Es kann doch nur eines sein:/ Die eine Pizza!// Zwei Scheiben von der/ Pepperonisalami/ sind schon vergammelt.//Die Currysauce/ auf dem Boden der Pizza, / scharfe Grundlage.// Pilze und Hähnchen,/ Mozzarella und Kapern/ kommen noch dazu.// Was will es sagen?/ Ist es Kunst, Kram, Müll, Schund? Nein?/ Die eine Pizza."Fotos: privat
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Im Rahmen der Ausstellung "Junger Westen" im Kunstmuseum Gelsenkirchen fand ein literarischer "Art-Jam" statt, der von der Schreibwerkstatt Beckhausen durchgeführt wurde. Ziel war es, Texte passend zu den ausgestellten Bildern zu schreiben. Nun ist ein kleines Heft dazu erschienen. "Bruchstücke eines Traums" ist der Titel.

Die Künstlergruppe "Junger Westen" wurde 1948 in Recklinghausen gegründet. Ziel war es, in der Kunst den im Nationalsozialismus verlorenen Anschluss an die Moderne wiederherzustellen. Eine Ausstellung im Museum Buer zeigte Werke der Maler Emil Schumacher, Thomas Grochowiak, Georg Meistermann, Heinrich Siepmann, Hans Werdehausen, Gustav Deppe sowie Ernst Hermanns.
Sieben Autoren der Schreibwerkstatt wählten sich einzelne und verschiedene Bilder aus, zu denen sie etwas schreiben wollten. "Dann hat sich jeder über seinen Künstler informiert. Jeder hat versucht, so viel über sein Bild herauszufinden, wie es geht", erklärt Michael Meyer, Leiter der Schreibwerkstatt der evangelischen Jugend Beckhausen. Zeitgleich waren die fünf Mädchen der Gruppe, alle zwischen 13 und 16 Jahre alt, sensibilisiert für das Thema Nationalsozialismus, weil sie parallel an einem anderen Projekt arbeiteten, so dass sich Krieg, Verfolgung und drohender Tod als Topics in den Texten wiederfinden - auch, wenn die Intention der Künstler zu deren Bildern vielleicht in eine völlig andere Richtung ging.
Beispielsweise beschäftigte sich Fabia Paikowski (14) mit dem Bild "Zerstörte Straße" von Heinrich Siepmann und schreibt Erinnerungen eines Ich-Erzählers auf, der dieses Bild gezeichnet haben könnte. Sätze wie "Der Tod hatte mich als einzigen aus meinem Dorf verschont" lassen schon tief blicken.
Wenn sich die Melancholie auffällig wie ein roter Faden durchs 50-Seiten-Heft zieht, etwa bei "Brennende Agonie" von Lara Schulte (16) oder "Das Bild deines Lebens" von Lisa Bachmura, darf man das Experimentelle des Projektes nicht aus den Augen verlieren. In der gesamten Komposition ist es gelungen, Literatur und Kunst zusammenzuführen. Die Texte waren zudem live vorgetragen worden, vor Publikum im Kunstmuseum, das die Originale direkt vor Augen hatte. Das Ganze geschah in Kooperation mit Kunstpädagogin Katharina König.
Literaturpädagoge Michael Meyer fand die gute Resonanz auf die Schreibwerkstatt in den letzten zwei Jahren erstaunlich. "Kreatives Schreiben für Jugendliche ab 13. Das ist ein schwieriges Alter. Insgesamt ein gelungenes Projekt."
Die Veröffentlichung des kleinen Heftes ist bereits die zweite Publikation der Schreibwerkstatt, gefördert vom Kulturrucksack NRW. In mehreren Lesungen trugen die Poeten bereits ihre Zeilen vor, die Kunstwerke wurden dabei an eine Leinwand projiziert. Und jetzt hat sogar das Kunstmuseum Mülheim Wind davon bekommen. Dort läuft nämlich ab dem 27. Januar eine Ausstellung von Siepmann. Und wer bereitet dafür eine Lesung vor? Richtig: die Schreibwerkstatt Beckhausen.

Die Schreibwerkstatt ist eine offene Gruppe für Jugendliche ab 13 Jahren
Treffen ist mittwochs nach Absprache, von 17.30 bis 19 Uhr, aber erst wieder ab dem 17. Januar
Kontakt: C@fe-42, Bergstraße 7a, Beckhausen, info@cafe-42.de Interesse?

Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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