Die Corona-Pandemie wirbelt die Maßnahme am Consol Theater ganz schön durcheinander
Besonderer "!Stage"-Jahrgang
Aber am Ende zählt immer das, was bleibt, und das ist in diesem Fall ein „Jahrgang, der es in sich hatte“, wie Ulrike Brockerhoff, die seit vielen Jahren am Consol Theater für die Jugend-Berufshilfemaßnahme zuständig ist, weiß. Und darum wird am Samstag, 27. Juni, um 22 Uhr (wegen der nötigen Dunkelheit) die Premiere der diesjährigen Abschlusspräsentation gefeiert.
Der inzwischen 18. "!Stage"-Jahrgang war ganz anders, aber für beide Seiten, Teilnehmer wie auch Dozenten, sehr lehrreich und befruchtend.
Die Schauspielerin und Regisseurin Ulrike Brockerhoff liebt das "!Stage"-System, weil es sehr flexibel ist und sich den Gegebenheiten und auch Bedürfnissen der Teilnehmer schnell anpassen lässt. Allerdings lebt das Projekt, an dem Künstler und Pädagogen ebenso beteiligt sind wie eine sozialpädagogische Kraft, die die Berufshilfe mit einpflegt, von der Begegnung, dem Teamworking und dem regelmäßigen Austausch. Außerdem gibt es eine ständige Rückkoppelung zur Agentur für Arbeit, die das Projekt bezahlt. Kein einfaches Unterfangen in Corona-Zeiten mit Lockdown und schrittweisen Lockerungen.
Aber auch abseits von Corona war dieser Jahrgang anders als die vielen anderen. „Wir sind mit 14 Teilnehmern gestartet. Dann sind einige abgesprungen, aus den verschiedensten Gründen, etwa durch den Start einer Berufsausbildung, und andere sind hinzugekommen. So dass insgesamt 18 junge Leute zwischen 18 und 25 Jahren dabei waren. Jetzt am Ende sind es noch zehn, die auch bei der Premiere zu sehen sein werden“, erläutert Brockerhoff.
Zu den Lerninhalten gehören ein Fitness- und Bewegungstraining, Gesangs- und Sprachunterricht sowie Gestaltung, zum Beispiel beim Erstellen von Bühnenbildern. „Gesangsunterricht gab es durch Corona schon lange nicht mehr“, merkt Ulrike Brockerhoff an.
Dabei schätzt die Projektleiterin durchaus die Tatsache, dass jedes Jahr anders ist, weil es auch immer andere Kooperationspartner gibt: „Dadurch kommt nicht zu viel Routine auf, aus der man nicht mehr herausfindet.“
Dank Corona konnte in diesem Jahr von Routine gar keine Rede sein, denn es mussten neue Wege der Zusammenarbeit gefunden werden. Das bedeutet aber auch: „Nur die Stärksten haben es geschafft, nicht wegzuknicken“, schildert Brockerhoff.
Per Videokonferenzen wurde die Anwesenheit der Teilnehmer dokumentiert. Der Kontakt mit den Dozenten erfolgte per E-Learning, ohne dass beide Seiten über Erfahrungen verfügten. „Dabei wurde immer auf das Ziel der Abschlusspräsentation hingearbeitet, obwohl wir gar nicht sicher waren, ob eine solche überhaupt möglich sein würde. So wurden digitale Sequenzen erstellt, die nun auch bei der Präsentation gezeigt werden“, erläutert die Schauspielerin und Regisseurin. „Die Zeitspanne erfolgte dabei immer nach dem Gesprächsbedarf, der gerade bestand. Es war schön, auf diesem Wege auch Einblicke in das Privatleben der Teilnehmer zu erhalten, aber das Defizit der persönlichen Begegnung war einfach sehr groß. Die erste Wiederbegegnung in der großen Gruppe war ein regelrechtes Aufatmen.“
Und es gab auch heftige Rückschläge. So hatte ein junger Mann eine Ausbildungsstelle bereits sicher, als die Firma erklärte, dass sie in diesem Jahr keine Azubis annehmen würde.
Stagies berichten über das Projekt
Michelle Sklenar ist 19 und Tyron Ugowski beinahe 18 Jahre alt, die beiden Gelsenkirchener sind Teilnehmer dieses "!Stage"-Jahrganges und haben eine Menge dabei gelernt, wie sie sagen.
„Ich habe gelernt, mich selbst selbstbewusster zu verkaufen, offener zu reden und einfach anders aufzutreten und den Menschen gegenüberzutreten. Durch Corona mussten wir sehr flexibel sein, aber dabei haben wir auch viel gelernt“, schildert Michelle.
Tyron schließt sich an und liebt den Teamgeist und das Auftreten als Gruppe. „Ich habe mich entschlossen, in Richtung Theater meinen Beruf zu suchen, und hoffe auf eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Das würde mir die Chance eröffnen, mehr in diesen Bereich hineinzuschnuppern“, hofft der junge Mann, der erst am 1. März, also kurz vor dem Lockdown, zum Projekt dazugestoßen war.
Michelle hat während des zehnmonatigen Projektes zwei Praktika absolviert. Eins in einer Rechtsanwaltskanzlei, weil sie mit einem Jurastudium geliebäugelt hatte. Das andere bei einem Physiotherapeuten und hier kam wieder ihr im Biologie-Leistungskurs entdecktes Interesse an der menschlichen Anatomie zu Tage. Nun hat sie einen Ausbildungsplatz zur Physiotherapeutin.
Während Brockerhoff die Solidarität in der Gruppe lobt, die gerade in der Coronazeit sehr rücksichtsvoll und unterstützend miteinander umgegangen sei, geben die jungen Leute konkrete Beispiele. Tyron schildert: „Für die digitalen Arbeiten war schon verstärkte Konzentration erforderlich. Das war nicht für jeden ganz einfach.“ Und Michelle ergänzt: „Wer dann schon seine Aufgaben erledigt hatte, der hat den anderen geholfen bei ihren, wenn sie Probleme damit hatten.“
Besonderer Jahrgang - besonderer Abschluss
Und weil dieser Jahrgang ein besonderer war, bekommt er auch eine besondere Abschlussveranstaltung. Es werden Filmsequenzen zu sehen sein, Tanzchoreographien, Musik und Schauspiel auf der Bühne.
Das Stück entführt die Zuschauer in die NS-Zeit und zu einem Bahnhof an der deutsch-tschechischen Grenze. Es geht um die Belegschaft dieses Bahnhofes. Denn diesen passieren die Munitionstransporte zur Ostfront. Es geht um Partisanen und den Widerstand, vor allem aber um das Erwachsenwerden.
Am heutigen Samstag, 27. Juni, zeigen die Stagies ab 22 Uhr auf dem Roten Platz auf Consol open air ihre Abschlusspräsentation „Auf Gleis 2020 in Richtung 1945“. Es gibt nur Platz für 50 Besucher und es gibt keine Abendkasse. Die Karten kosten 5 Euro. Wer dabei sein möchte, meldet sich an per E-Mail an kontakt@consoltheater.de oder Telefon 9882282.
!Stage 2020/21
Nach !Stage ist vor !Stage. Darum gibt es bereits im August die ersten Info-Termine zu !Stage 2020/21.
Die Termine sind: Donnerstag, 26. August, 17 Uhr; sowie an den Montagen, 31. August, 7., 14. und 28. September, um 17 Uhr und am Mittwoch, 30. September, um 17 Uhr.
Anmeldungen bitte per E-Mail an stage@consoltheater.de oder unter Telefon 8008990, bitte auch den Anrufbeantworter nutzen, da das Büro nur sporadisch besetzt ist.
Ansprechpartnerin ist Ulrike Brockerhoff. Infos gibt es auch im Internet auf stage.consoltheater.de.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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