Heimatverein Gelsenkirchen präsentiert Band 35
Beiträge zur Geschichte
Buer. Seit 1965 veröffentlicht der Verein für Orts- und Heimatkunde Buer seine Beiträge zur Geschichte; jetzt erschien der neue Band.
Die Bände, die zurzeit im Zwei-Jahres-Rhythmus erscheinen, vereinen stets Aufsätze mit sehr unterschiedlichen Ansätzen - von klassischer, historisch fundierter Forschung bis hin zu bewusst subjektiv gehaltenen Schilderungen und Dokumentationen, die private Eindrücke vermitteln. Deswegen freut sich Vereinsvorsitzender Georg Lecher, dass auch der jüngste Band „wieder einen bunten Themenmix bereithält“, wie er sagt. Dabei packt der Verein auch wieder (nicht nur historisch) „heiße Eisen“ an.
Weimarer Republik bis Weltkriegsende
So vereint Band 35, der jetzt in der Edition:Ruhrwort erschienen ist, mit 15 Beiträgen auf knapp 150 Seiten unter dem Titel Unser Buer wieder eine gute Mischung. Ein Schwerpunkt des Bandes reflektiert die bewegte Zeit von 1918 bis 1945, vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des zweiten Weltkriegs. Arno Vauseweh und Michael Liedtke stellen so anhand von Totenzetteln individuelle Schicksale Buerscher Bürger in dieser Zeit dar. Und Wolfgang Rüdiger vermittelt private Eindrücke als Kind und Jugendlicher zur Zeit des Nationalsozialismus.
Dr. Peter Paziorek analysiert die ersten Versuche einer demokratischen Neuordnung nach dem Ersten Weltkrieg. Der ehemalige Regierungspräsident von Münster untersuchte die Wahlergebnisse der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg und gewann so neue Erkenntnisse. „Buer galt ja immer als eine Zentrums-Hochburg, und in der Tat hat das Zentrum, die Partei des Katholizismus, in Buer immer besser abgeschnitten als im Reichsdurchschnitt“, sagt Paziorek. Das ändere aber nichts daran, schreibt Paziorek, „dass Buer eine links-sozialistische Hochburg blieb“, in der KPD und USPD viele Wähler hatten.
Ein weiterer Schwerpunkt gilt historischen Entwicklungen im Ortsteil Erle. Hans Göbel schildert die Geschichte des Forsthauses, Herbert Fox widmet sich der Gerhart-Hauptmann-Realschule, die nach einer mehr als 70-jährigen Geschichte zugunsten einer Gesamtschule aufgelöst wurde. Ein Autorenkollektiv, dem auch der Regierungspräsident a.D. angehört, setzt sich mit der Geschichte der St.-Ida-Kirche am Resser Mark auseinander: die schwierige Gründung im Jahre 1949 und das lebhafte Gemeindeleben in 50 Jahren, das in den letzten Jahren des Bestehens der Gemeinde von 2012 bis 2018 sogar ein über die Stadtgrenzen hinaus beachtetes ökonomisches Zentrum war.
Kritisch hinterfragen die Autoren die aus ihr Sicht unverständliche Schließung der St.-Ida-Kirche 2018 und deren Abriss im Jahre 2021: „Eine intensive christliche Arbeit wurde mutwillig zerstört“, lautet ihr gemeinsames Urteil, so Paziorek. Ganz bewusst haben sie ihren Beitrag als „Nachruf“ bezeichnet. „Das zeigt, wie wichtig die persönliche Sicht auf das Thema Kirchenschließungen ist“, sagt Verleger Dr. Boris Spernol. „Das ist ein Thema, das wir auch in den kommenden Jahren auf dem Schirm haben werden.“
Schon im vorangegangenen Band lag ein Schwerpunkt auf der Kirchengeschichte. „Dieser rote Faden setzt sich auch in diesem Band fort“, sagt Spernol. So beschreibt Heinz Hackstein in seinem Beitrag auch, wie alle vier Kirchen, auf deren Gemeindegebiet er im Laufe seines Lebens wohnte, inzwischen geschlossen oder gar abgerissen sind.
Mit einem Plädoyer verbindet Dr. Rüdiger Stritzkes seinen Beitrag: Er illustriert einen von Lothar Konietschke, ehemaliger Bezirksleiter Schloss Berge, angelegten
Lothar-Konietschke-Weg
dendrologischen Pfad im Norden des Schlosses mit exotischen Gehölzen. Diesem Kleinod in den Berger Anlagen möchte der Verein den Namen Lothar-Konietschke-Weg verliehen wissen. Auch Regierungspräsidentin Dorothee Feller ist mit einem längeren Text vertreten, der ihren Vortrag abbildet, den sie im November auf Einladung des Heimatvereins zur Zukunft der Emscher-Lippe-Region hielt. Vereinsvorsitzender Georg Lecher schreibt unterdessen mit kritischem Kommentar die Chronik der Buerschen Zeitgeschichte fort und dokumentiert die Aktivitäten des Vereins für Orts- und Heimatkunde.
Das Buch Unser Buer - Beiträge zur Geschichte ist für 17,90 Euro erhältlich.
Autor:Stephanie Klinkenbuß aus Recklinghausen |
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