Künstler in der Coronakrise: Comedian muss TV-Aufzeichnung verschieben
Bastian Bielendorfer vermisst Kontakt zum Publikum
Kein direkter Kontakt zum Publikum, jede Menge Termine verschieben: Comedian Bastian Bielendorfer findet die Situation bedrückend, glaubt aber an ein großes Comeback.
Wer seit Freitag, 13. März, Karten für "Lustig, aber wahr" mit dem gebürtigen Gelsenkirchener besaß, der muss jetzt deutlich länger auf das Live-Event warten, als gedacht.
Termine werden verschoben
Und auch die RTL-Aufzeichnung der Show, die am kommenden Montag im Essener Colosseum-Theater stattfinden sollte, ist abgesagt. "Wir arbeiten auf Hochtouren daran, neue Termine für alle Shows zu finden", berichtet Bastian Bielendorfer, der viel Verständnis für die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat, den die Situation aber merklich bedrückt. "Am Anfang ging es noch. Nach einer sehr langen Zeit mit Vollgas auf die Bremse zu treten, fiel mir nicht so schwer. Als alles abgesagt wurde, hätte ich eigentlich einen Auftritt in Berlin gehabt. Am Hauptbahnhof dort war ich mit drei anderen Personen, das war wirklich surreal", erinnert er sich.
Über soziale Medien Kontakt halten
Finanziell gehe es ihm glücklicherweise so gut, dass er sich das Berufsverbot zurzeit leisten könne. "Ich weiß, dass es bei vielen Kollegen nicht so gut aussieht. Es ist eine schwierige Situation. Und ich habe für jeden Verständnis, der über die sozialen Medien versucht, Kontakt zu seinen Fans zu halten. Ich mache das ja auch mit dem Stream 'Happy Hausarrest'. Wir brauchen unser Publikum." Dass Musiker dort Live-Konzerte geben und sozusagen gratis das tun, wofür sie sonst Eintritt nehmen, macht ihn nachdenklich. "Es ist die Frage, ob man so seine Inhalte nicht verschenkt." Comedy-Kollegen treten inzwischen schon auf Autokino-Bühnen auf. "Ich weiß noch nicht, ob ich das will. Ich habe gehört, dass Hupen oder Lichthupen verboten sind, weil sich die Anwohner beschwert haben. Dann fühlt es sich ja noch mehr so an, als würde man in einem abgeschlossenen Autohaus auftreten. Mal sehen."
Insgesamt beschwert sich Bastian Bielendorfer nicht über die Situation. "Zu den Verschwörungstheoretikern gehöre ich nicht, ich halte es da mehr mit Ranga Yogeshwar, der gesagt hat: 'Wir schaffen die Feuerwehr ja auch nicht ab, nur weil es ein Jahr lang nicht gebrannt hat.' Ich denke, keinem Politiker macht es Spaß, sein Land runterzufahren und abzusperren. Wie kann man glauben, dass Maßnahmen, die gewirkt haben, umsonst waren?", fragt sich der 35-Jährige, der sicher ist, dass es schon jetzt mehr Scheidungen gibt und in neun Monaten einen Baby-Boom...
Baby-Boom in neun Monaten?
Um sich von der bedrückenden Situation abzulenken, macht der Bestseller-Autor, der einst mit seinen Lehrerkind-Werken bekannt wurde, das, was er gut kann: Er schreibt ein Buch. "Ich wollte eigentlich nie wieder ein Buch schreiben", sagt er ob des Aha-Effekts, den die Aussage auslöst. "Das war eigentlich für mein Leben abgeschlossen. Doch jetzt habe ich ja so viel Zeit."
Was er außerdem macht, überrascht mehr: "Ich laufe." Echt? "Ja, es gibt einen Wettbewerb mit meinem Podcast-Kollegen Reinhard Remfort, mit dem ich am 17. Mai beim Marathon antreten wollte, der nicht stattfindet. Aber wir wollen trotzdem gegeneinander laufen." Deshalb trainiere er jeden zweiten Tag. "Ich hinke voll hinterher, weil der liebe Kollege mich verkohlt hat. Immer, wenn ich gefragt habe, wie es bei ihm aussieht, hat er gesagt: 'Ich bewege mich nicht vom Fleck.' Und dabei hatte er sich ein Laufband gekauft und schon 20 Kilogramm abgenommen. Jetzt muss ich trainieren..." Den Wettbewerb gibt es wahrscheinlich Ende Mai im Internet, da, wo man auch den Podcast "Alliteration am Arsch" der beiden findet und Gelsenkirchen drückt Bastian Bielendorfer natürlich die Daumen. "Ich mache ihn platt. Mein Sportlehrer soll stolz auf mich sein!", schmunzelt er.
Kulturelle Blütezeit
Und wenn er an die Zukunft denkt, ist er schon ein bisschen weniger bedrückt: "Es wird ein großes Comeback für unsere Branche geben, da bin ich sicher. Nach solchen Zeiten folgt eine kulturelle Blütezeit, weil die Menschen raus wollen, das Leben intensiver leben möchten, weil sie jetzt plötzlich eine Zeit der Einschränkung kennengelernt haben." Fragt sich nur wann? "Mindestens mal Herbst, mein Bauchgefühl sagt mir, dass es ohne Impfstoff noch länger dauern kann."
Autor:Silke Heidenblut aus Essen |
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