"Albert Herring": Wider das Spießbürgertum! (mit Video)
Mit einem detailreichen und liebevoll gestalteten Bühnenbild, sowie eindrucksvollen Kostümen und einem glänzenden Ensemble bringt die komische Oper „Albert Herring“ das Publikum zum Lachen.
Was geschieht, wenn in einem kleinen englischen Dorf die Sittsamkeit der Jugend nicht mehr den Vorstellungen der Dorfpatronin entspricht? Richtig, eine Maikönigin muss gekrönt werden, um als Exempel für die Tugend herzuhalten. Blöd nur, wenn keine junge Dame mehr den strengen Regeln von „Tugendhaftigkeit“ entspricht. Wie schön, dass noch ein junger Mann unter der Fuchtel seiner autoritären Mutter steht und nun als dörfliche Keuschheitsikone gefeiert werden kann: Albert Herring.
Eine Ode gegen das Spießbürgertum
Da dieser aber nur unfreiwillig die Maikrone auf dem Kopf sitzen hat, büxt er - sobald er einen in der Krone sitzen hat - aus um alle versäumten Laster nachzuholen. Besonders schockierend für die Sittenpolizei: der sündhafte Ausflug wurde durch das Maikönig-Preisgeld finanziert...
Urkomische Situationen und ein Held, der keiner sein will: Benjamin Britten trifft den Nerv des Publikums mit dieser Ode gegen das Spießbürgertum. Dass er dabei das ein oder andere Wagner-Motiv umkehrt oder profanisiert, trägt nur zur weiteren Belustigung der Zuschauer bei. Aber auch Nicht-Opernkenner werden ihren Spaß an der ulkigen Handlung haben.
Kammerorchester leistet Beeindruckendes
Dass nur ein 13-Mann starkes Orchester im Graben sitzt, merkt man an keiner Stelle der musikalisch opulenten Oper. Dabei lohnt es sich, immer genau hinzuhören, denn es wird auch der ein oder andere ungewöhnliche Laut aus Streichinstrument & co. herausgekitzelt. Kurzum: die Musiker, unter der Leitung von Valterri Rauhalammi, leisten Beeindruckendes.
Tote Tiere und jede Menge liebevolle Details
Besonders, wenn es um die etwas längeren Umbauarbeiten zwischen den Akten geht, welche instrumental begleitet werden: denn das Bühnenbild ist aufwändig und liebevoll mit vielen Details gestaltet, ebenso wie die Kostüme. Hier überrascht vor allem Dorfpatronin Lady Billows mit fauchenden Frettchen am Kragen und toten Krähen auf dem Kopf - oder als Möchtegern-Sherlock Holmes. Rein optisch ist die Oper bereits ein Must-See.
Absoluter musikalischer Genuss
Abgerundet wird dieses musikalische Erlebnis durch grandiose Solisten. Die opulenten Ensemble-Stücke bekommen so eine Reichhaltigkeit, wie sie selten auf hiesigen Bühnen geboten wird. Soli sowie Duette sind somit ein Genuss ohnegleichen.
Hier gibt es Karten
Karten kosten zwischen 14 und 44 Euro (je nach Preiskategorie) und sind erhältlich an der Theaterkasse des Musiktheater im Revier, Tel. 0209 / 40 97 200, sowie online.
Ein kleiner Vorgeschmack:
Autor:Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen |
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