Festakt: Am 10. November 1919 wurde in Gelsenkirchen die VHS gegründet
100 Jahre Volkshochschule
Auf den Tag genau 100 Jahre nach der Gründung der Volkshochschule in Gelsenkirchen fand im Saal der VHS im Bildungszentrum an der Ebertstraße 19 der Festakt zum runden Geburtstag statt und viele Bürger folgten der Einladung.
Was 1919 mit einem kurzen, aber anspruchsvollen Semesterprogramm startete, blickt inzwischen auf eine 100-jährige Geschichte engagierter Bildungsarbeit zurück.
Seit 100 Jahren bietet die Volkshochschule allen Bürgern der Stadt Gelsenkirchen bedarfsgerechte und bezahlbare Weiterbildung. Sie ist Treffpunkt und Begegnungsort von Menschen, die kommunizieren, diskutieren, lernen, kreativ gestalten, berufliche Fähigkeiten erlangen und ausbauen oder sich in die hiesige Gesellschaft integrieren und diese demokratisch mitgestalten möchten.
Die Gelsenkirchener Volkshochschule ist eine wichtige Akteurin in der Bildungslandschaft und zwar damals wie heute.
So bot sie einst der literarischen Werkstatt Gelsenkirchen eine Heimstatt. Prominente Autoren wie die Tatort-Autoren Frank Göhre und Michael Klaus, der auch stellvertretender Präsident des westdeutschen PEN-Clubs wurde, starteten hier ihre Karriere. Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf erinnert noch heute gern an seine Anfänge in Gelsenkirchen, als er unter den Einfluss schreibender Bergarbeiter geriet und sagt selbst: „Josef Büscher, Richard Limpert, Kurt Küther – ihnen verdanke ich den scharfen Blick für die Realität, die Hinwendung zu den sozialen Problemen unserer Zeit. Ich wurde jüngstes Mitglied im Schriftstellerverband und hatte das Glück, großen Autoren zu begegnen, die mich ernst nahmen und mir mit Tipps zur Seite standen, wie Heinrich Böll, Josef Reding, Ingeborg Drewitz, Max von der Grün, Carl Amery und Bernt Engelmann.“
Und das Beste ist, die Volkshochschule in Gelsenkirchen ist nie stehen geblieben, sondern hat sich in den 100 Jahren ihres Bestehens stetig weiter entwickelt. So erinnerte Oberbürgermeister Frank Baranowski in seinem Grußwort beim Festakt: „Vor allem die 1970er Jahre waren das Jahrzehnt von Bildung und Erziehung in dem bleibende Akzente gesetzt wurden. Es war der damalige Gelsenkirchener VHS-Direktor Dr. Ulrich Jung, der maßgeblich an dem nordrhein-westfälischen Weiterbildungsgesetz mitarbeitete. Es ist somit auch sein Verdienst, dass die Weiterbildung und ihre stetige Weiterentwicklung zu einer kommunalen Pflichtaufgabe wurde. Dank des Weiterbildungsgesetzes wurde die Erwachsenenbildung professionalisiert und ausgebaut. Es freut mich, dass Gelsenkirchen, in Person von Dr. Ulrich Jung, hier deutlich und nachhaltig wirken konnte.“
Das Stadtoberhaupt lobte das Engagement der Mitarbeiter, die die VHS so lebendig und aktuell halten wie sie vor 100 Jahren gestartet ist und dankte für ihr Engagement. Gerade auch, weil die VHS immer nah am Puls der Zeit ist, wie Frank Baranowski erläuterte: „Mindestens ein Angebot des VHS-Bereichs „Politik/Gesellschaft“ fand sogar deutschlandweit große Aufmerksamkeit. Es war die Unterstützung des Kampfes der Heinze-Frauen, die Ende der 1970er Jahre im Heinze-Fotolaborbetrieb für gleichen Lohn für gleiche Arbeit stritten. Am Ende stand ein historisches Urteil des Bundesarbeitsgerichtes. Nachzulesen ist all das in der vorliegenden Broschüre „100 Jahre VHS Gelsenkirchen“. War es ganz früher die Arbeiterbildung, war es später dann die Frauenbewegung – immer wieder war die VHS beteiligt an gesellschaftlichen Emanzipationsbewegungen, daran Menschen Teilhabe an Gesellschaft, an ihrer Stadt zu ermöglichen. Daran hat sich bis heute nichts geändert, das Tätigkeitsfeld ist vielleicht etwas anders. Aber letztlich geht es auch in den Integrationskursen von heute genau darum: Menschen zu befähigen, in der Mitte der Gesellschaft anzukommen. Und das ist in dieser Zeit ganz offenbar nötiger denn je!
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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