Sieben Vereine in Stentrop
Fröndenberg vor 50 Jahren - Das kleinste Dorf im Amtsverband sportlich auf der Höhe
In der Stadtspiegel-Serie „Blick zurück“ ist nun der Februar 1966 erreicht. Fröndenbergs Stadtarchivar Jochen von Nathusius lockert seine Rückschau immer wieder mit kleinen Anekdoten wie beispielsweise dem örtlichen Kinoprogramm auf.
Im Februar stiegen die Brotpreise erheblich an. Lohnerhöhungen im Bäckereigewerbe und eine Mehlpreiserhöhung waren dafür verantwortlich. Brötchen kosteten ab nun 10 Pfennig das Stück und das normale Dreipfund-Brot 1,70 Mark.
„Bildung in der Industriegesellschaft“ - so der Titel eines VHS-Vortrages im evangelischen Jugendheim an der Eulenstraße. Gefragt sei eine lebenslange Weiterbildung in allen Sparten. Wer sich heute als Arzt nicht weiterbilde, könne in 20 Jahren höchstens noch als Sanitäter eingesetzt werden - der Facharbeiter von heute nur als Hilfsarbeiter.
Zu den Großaufgaben der kommunalen Zukunft gehöre eindeutig der Ausbau der Kanalisation in den Dörfern und Außenbezirken wie der Hohenheide, so Amtsbaumeister Heymann. Das Kanalnetz müsse von 39 auf mindestens 80 Kilometer ausgeweitet werden.
Blick zurück
Das schlechte Wetter des Sommer 1965 prägte die durchwachsene Bilanz des Fröndenberger Schwimmvereins auf seiner Hauptversammlung im Hotel Wildschütz. Aber man blicke positiv in die Zukunft und besonders die gegenseitigen Besuche und Wettkämpfe der Schwimmer in Winschoten, Bruay und Fröndenberg wurden vom „technischen Leiter“ und Vorsitzenden der Wasserballabteilung, Eduard Betzinger, hervorgehoben. Bestätigt als Vorsitzender des Vereins: Otto Engels.
Ein volles Haus gab es beim Konzert von „Johnny Mohr and his Yellow Stones“ im Saalbau Schulte, den der Fröndenberger Show-Club veranstaltete.
Wieder einmal zog Germania Stentrop eine positive Jahresbilanz. Sieben Mannschaften repräsentierten den Sportverein im kleinsten Dorf des Amtsverbandes und seit 36 Jahren sei der Handballsport hier zu Hause, so der Vorsitzende Alfons Neuhaus, assistiert von Schriftführer Wilhelm Platte.
Gefällt werden musste aus Sicherheitsgründen eine 125-jährige Linde an der alten Schule in Ardey und auf der Kinoleinwand begeisterte „Das indische Grabmal“ - eine Fortsetzung des bekannten Streifens „Der Tiger von Eschnapur“. Die Autobahnmeistereien sollten in Zukunft mit Sprechfunk ausgestattet werden und einen guten Appetit entwickelten die Fröndenberger Mitglieder des Bundesverbandes der Vertriebenen beim alljährlichen „Rübezahl-Essen“ in Iserlohn bei Wellfleisch und Sauerkraut. Auf der Generalversammlung von Adler-Hohenheide schaute der Vorstand nach vorne auf das kommende Schützenfest und das 70-jährige Bestehen des Vereins. Fritz Menke wurde als ältester Mitwirkender im Spielmannszug gewürdigt.
Über die Stellung und Aufgabe des Kirchenchores seit Einführung der neuen Liturgieordnung berieten die Mitglieder des katholischen Kirchenchores unter Leitung des Dirigenten W. Levermann und dem Vorsitzenden Otto Friese. Präses Bieker bedankte sich für den Einsatz des Chores bei zahlreichen Auftritten 1965. Zu Gunsten eines Weinfestes soll jedoch auf einen Ausflug verzichtet werden. Fräulein Kalde wurde besonders gedankt für ihre 33-jährige Tätigkeit als Kassiererin.
Begeistert und optimistisch äußerten sich Bürgermeister Droste und der SPD-Stadtvertreter Walter Balkenhoff zu den Planungen im Baugebiet Westick-Ost. Bald würden hier zukunftsweisende Hochhäuser entstehen und die Bevölkerung Fröndenbergs um mindesten 2.000 Einwohner anwachsen lassen, auch durch das Baugebiet „Telgen“ auf der Hohenheide. Geplant war damals der Bau eines Kreisjugendzentrums am Schwarzen Weg.
Ein neues Wasserwerk im Westen mit einer Jahresleistung von 40 Millionen Kubikmeter wurde bei Halingen südlich der Ruhr geplant (und im Gegensatz zum Kreisjugendzentrum auch gebaut). Damit waren die Tage des alten Langscheder Wasserwerkes gezählt.
Nicht nur die Fröndenberger Ortsgeschichte wurde seit jeher fleißig erforscht. Auch die dendrologische Forschung (Baumforschung) galt es nicht aus dem Blick zu verlieren. So erfuhren die aufmerksamen Leser der Tagespresse, dass die Robinie (Scheinakazie) seit 1895 am Kirchplatz und am Hang an der Eulenstraße in Höhe des damaligen Pfarrhauses heimisch sei. Keineswegs dürfe sie mit einer echten Akazie verwechselt werden, die hiesige kalte Winter gar nicht im Freien überleben würde. Vielfältig könne die Robinie genutzt werden für Arzneiherstellung, zur Herstellung von Seilen und Geweben, die Blüten für Sirup und Parfüm und aus den Samen könne Kaffeeersatz und Viehfutter hergestellt werden. Der damalige Pfarrer Jansen jedoch kann nicht als Pionier der Robinie angesehen werden, denn erst kurz vor dem 1. Weltkrieg wurde das Pfarrhaus am Hang oberhalb der Eulenstraße errichtet.
Autor:Lokalkompass Menden-Fröndenberg-Balve-Wickede aus Menden (Sauerland) |
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