Seit dreieinhalb Jahren auf Wanderschaft

Wandergeselle Jörg Niebuhr (re.) arbeitete während seiner Wanderschaftspause bei Schreinermeister Matthias Ernst.
  • Wandergeselle Jörg Niebuhr (re.) arbeitete während seiner Wanderschaftspause bei Schreinermeister Matthias Ernst.
  • hochgeladen von Peter Benedickt

Schwarze Cordhose, schwarze Weste, weißes Hemd und Zylinder, so kennt man Jörg Niebuhr, der als Wandergeselle im „Auftrag des Handwerks“ unterwegs ist.
Der 25-Jährige stand vor zwei Monaten bei Schreinermeister Matthias Ernst vor der Tür. Der stellte den Wandergesellen bei sich ein. Vor dreieinhalb Jahren ist Jörg Niebuhr aus seiner Heimat Lübeck aufgebrochen und musste zuvor aber noch einige Hürden überstehen, um überhaupt als Wandergeselle losziehen zu dürfen.
„Einfach so losziehen geht nicht. Die schicken nicht jeden X-beliebigen los. Schließlich soll der Ruf der Zunften tadellos bleiben“ betont Jörg Niebuhr.
Die Wandergesellenvereinigung prüfte den jungen Mann. So durfte er nicht verheiratet sein, keine Schulden haben und auch nicht vorbestraft sein. Er sollte aber auch rechtschaffen sein. Und all diese Bedingungen erfüllte Jörg Niebuhr. So stand dem Wandergesellen nichts mehr im Wege. Doch brauchte er noch einen Wanderstab.
„Das ist ein hundertprozentiges Naturprodukt, für das ich einige Tage im Wald suchen musste“, erklärte der 25-Jährige.
Neben dem Stab begleitet Jörg Niebuhr noch ein Charlottenburger, eine handtuchartige Rolle für Proviant und anderes Gepäck. Das heiligste für ihn ist aber das ledergebundene Wanderbuch mit allen Stempeln und Arbeitszeugnissen, die er auf der Wanderschaft gesammelt hatte.
Dreieinhalb Jahre ist schon Jörg Niebuhr auf Tour, hat alle Bundesländer gesehen, Österreich, die Schweiz, Polen und Frankreich. Und das alles per Anhalter oder zu Fuß. Und er hat viel auf Reisen gelernt.
„Früher war ich schüchterner. Jetzt bin ich offener. Und man lernt ein Dach und eine warme Mahlzeit sehr zu schätzen“, sagt Jörg Niebuhr. Schlechte Erfahrungen hingegen hat der Wandergeselle kaum gemacht, auch wenn er ab und zu angepöbelt wurde. „Das waren aber Leute, die nicht wussten, was Wandergesellen sind“, erklärt Jörg Niebuhr stolz. Auch wenn Schreinermeister Matthias Ernst noch Arbeit für den Wandergesellen hätte, muss er ihn doch wieder ziehen lassen. Bis Anfang kommenden Jahres will er noch auf Wanderschaft gehen und dabei aber auch bestimmt nochmal in Fröndenberg vorbeischauen.

Autor:

Peter Benedickt aus Fröndenberg/Ruhr

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