Mitmach-Circus: Kalt ist es im Winterquartier

Eine perfekte Circusfamilie: die Bichlmaiers.
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Der offene Backofen heizt mit, die Wasserleitungen in den Wohnwagen sind trotzdem eingefroren und die Schweißarbeiten in der Halle der einstigen Verpackungsfirma in den Telgen sind keine wirkliche Freude für den „Mitmach-Circus Manegentraum“, der dort zum dritten Mal sein Winterquartier aufgeschlagen hat.
In der kleinen Wohnwagenstadt pulsiert aber spürbar das Leben, im ganz eigenen Rhythmus.
Irgendwie ist es für Zirkusdirektorin Ann-Katrin Bichlmaier wie nach Hause zu kommen. Einen festen Standort, neben einer Postadresse in Bocholt, hat das Familienunternehmen nämlich nicht.
Das 17-köpfige Team reist mit seinen neun Wohnwagen, drei Zelten, vier Zugmaschinen, Tiertransportern und acht Gerätewagen von Stadt zu Stadt. Auf Achse werden die Kinder Doreen(4 Jahre), Joeline(10) und Marlon(13) sowie Nichten Angel (9) und Justine (12) von der mobilen Schule für Circuskinder NRW unterrichtet.
Im Winterquartier auf der Hohenheide verteilen sie sich auf Kindergarten, Grundschulen bis zur Gesamtschule. „Freundschaften haben sich hier gebildet“, ist Ann-Katrin Bichlmaier zufrieden. „Kinder schauen in die Wohnwagen, wir laden Freunde ein, das ist ja hier etwas ganz Besonderes.“
An Tagen mit extremen Minusgraden verbraucht jeder Wohnwagen  kiloweise  Propangas, der örtliche Lieferant schenkt dann schon mal eine Flasche. 
röndenberg.
Gern erinnert „Direktorin“ Ann-Kathrin Bichlmaier sich, als Doreen, heute schon als Piratenfee in die Mitmach-Aktionen eingebunden, von Pastor Schiewer unter der Zirkuskuppel getauft wurde. Kinder und Jugendliche stehen auch beim Programm in der Manege im Mittelpunkt.
Vor mehr als 20 Jahren entwickelte die Zirkus-Familie Bichlmaier als eine der ersten das Konzept der Beteiligung und pädagogischen Anleitung. Kinder, die zu Artisten und Dompteuren werden, werden jenseits von Leistungsdruck und Angebotflut in ihren Stärken gefördert.
In Projektwochen an Bildunsgeinrichtungen erhalten sie Einblick in das Circusleben. „Aber dahinter steckt harte Arbeit“, erklärt Ann-Kathrin Bichlmaier.
Das Training für Bodenaktrobatik, Chinesische Glasbalance, Westernshow und Clownerei geht im Winterquartier weiter. „Neben der Schule braucht es da viel Disziplin.“
Dass die Kinder mitziehen ist nicht selbstverständlich, das Interesse entwickeln sie im Laufe der Jahre. Schwiegermutter Elvira Bichlmaier(78) brachte zehn Kinder zur Welt, alle sind im Zirkusgeschäft.
Rund 40 Enkel und 30 Urenkel bilden den Nachwuchs. Ehemann Markus holte Ann-Kathrin Bichlmaier als Jugendliche in die Circus-Familie, die mittlerweile mit sieben eigenständigen Circus-Teams wie Classic-Trumpf in Deutschland unterwegs ist.
Er und die Mitreisenden reparieren und streichen Bestuhlung, Requisiten, Zäune, Lichterbögen und Motoren. Der Applaus ist das Lebenselixier der Akrobaten, auf eine besondere Auszeichnung ist der Circus aber stolz. Nach sorgfältiger Prüfung bescheinigt ein Zertifikat des Dachverbandes die Eignung hinsichtlich Pädagogik und Organisation. In den Kriterien pädagogischer Umgang mit Kindern, Sicherheit, Ausstattung und Organisation wurden gute Ergebnisse erzielt.
Dem handfesten Familienzirkus bleibt in Fröndenberg noch Zeit für Auftritte an Schulen. Und da hat der Mitmachcircus kurzfristig Termine frei. Kontakt: Ann-Kathrin Bichlmaier, Tel.: 0178/6900525.

Autor:

Peter Benedickt aus Fröndenberg/Ruhr

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