Es gibt auch andere Mahlzeiten als Pommes
"Wir waren das Pilotprojekt, die Ersten im Kreis Unna. Wir können zu Recht behaupten, Pioniere zu sein“, Barbara Streich muss schmunzeln bei diesen Worten. Aber Recht hat sie.
Und die Fröndenbergerin muss es wissen. Denn auf ihre Initiative hin wurde im Herbst 2008 der Arbeitskreis „Kinder.Essen.Gesund.“ gegründet. Schon vier jahre früher war die damalige Kreistagsabgeordnete im „Bündnis für Familie“ tätig.
Das Ziel dieser Arbeit ist, eine gesunde Ernährung für Kinder zu gewährleisten. Und zwar mit der besten Hilfe, die möglich ist. Mit der Hilfe der Eltern. Zudem wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, die Kinder zu eigenständigen Persönlichkeiten zu entwickeln.
Doch zurück zur Gründung. Barbara Streich hatte noch weitere Mitstreiter. Matthias Weischer (Sozialverwaltung der Stadt Fröndenberg), Claudia Dierkes-Hartwig (Gemeinschaftsgrundschule), Barbara Beckmann (AWo), Birgit Linnepe und Hermann Schiefer (Evangelischer Kirchenkreis) haben ebenfalls großen Anteil an den ersten Metern des Projektes. Der Arbeitstitel lautete damals „Kein Kind ohne gesundes Frühstück“. Nicht mehr dabei sind inzwischen Claudia Dierkes-Hartwig, Barbara Beckmann, Birgit Linnepe und Hermann Schiefer.
„Acht Leute haben aktuell das Ruder in der Hand“, verrät Barbara Streich. Und zählt auf: seit 2011 sind Ramona Jakobs-Reichert (Kinder- und Jugendbüro) und Yvonne Romé (Treffpunkt Windmühle) dabei.
Mechthild Stein-Pfahl, Erika Neithart, Birgit Linnepe und Andrea Goede vervollständigen die Mannschaft.
Zielgruppe sind Kinder zwischen vier bis zwölf Jahren: „Bei uns werden alle jungen Teilnehmer gleich geschätzt, egal aus welchen sozialen, kulturellen oder ethnischen Bereichen sie kommen.“
In den beteilgten Einrichtungen, unter anderem sind zwei Kitas und eine Grundschule beteiligt, finden gesunde Aktionen, wie Frühstücks- oder Obstbuffets oder Kochkurse statt. Und der Clou: Gemeinsam bereiten Eltern und Kinder das Essen vor. „So lernen unsere Jüngsten schon, dass es auch schmackhafte Alternativen zu Pommes gibt“, so die Arbeitskreis-Leitung.
Ramona Jakobs-Reichert erinnert sich noch gern zurück an ein Seminar in Winterberg im März 2011. Eineinhalb Tage wurde rund 25 Teilnehmern, davon sechs aus Fröndenberg, das Konzept der Sarah-Wiener-Stieftung vermittelt. So können diese damals erlangten Erfahrungen während regelmäßiger Kinderkochkursen weiter vermittelt werden. Diese dabei zubereiteten Rezepte werden dann zum gemeinsamen Nachkochen Hause mitgegeben.
Die nachhaltige Arbeit mit den jungen Menschen endet aber nicht nur am Kochtopf beziehungsweise am leergegessenen Teller.
Auch die soziale Komponente kommt nicht zu kurz. Gemeinsames Zubereiten, Tischdecken oder Abräumen und Abwaschen fördern das Verständnis für das Zusammenspiel in einer Gemeinschaft. Zudem wertvoll: die Wertschätzung, die die jungen Köche erfahren: „Eltern sehen hier hautnah, was ihr Nachwuchs zu leisten imstande ist.“
Durch diese Projekte werden auch in den Familien schon lange vergessen geglaubte Rituale wie etwa das bereits erwähnte Tischdecken oder das gemeinsame Mittag- beziehungsweise Abendessen wieder belebt. Die Rückmeldungen in diese Richtungen sind durchweg positiv, wie Yvonne Romé bestätigte.
Die Anmeldezahlen übertreffen alle Erwartungen. So kochten rund 30 Kinder unter Anleitung ein dreigängiges Menü für über 90 Personen bei der Veranstaltung „Sarah Wiener Kids kochen für ihre Eltern“. Der Arbeitskreis bietet zudem seit 2013 auch für gehandicapte Vier- bis Zwölfjährige spezielle Aktionstage an.
Die Finanzierung, es wird generell immer nur ein kleiner Teilnehmerbeitrag erhoben, erfolgt über Sponsoren oder Kooperationspartner.
„Kinder.Essen.Gesund“ hat bereits einige Auszeichnungen erhalten. Da steht an erster Stelle der „WDR-Kinderrechte-Preis“, als bei über 100 eingereichten Bewerbern der Arbeitskreis zu den zwölf besten Projekte gewählt wurde. Barbara Streich: „Wir waren sogar die einzige Aktion, die sich mit dem Essen beschäftigte.“ 2016 wird sich wieder beworben.
Autor:Peter Benedickt aus Fröndenberg/Ruhr |
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