Die Stellungnahme der Stadtwerke

Geschäftsführer Bernd Heitmann (li.) und der Aufsichtsratsvorsitzende Josef Schmidt erläutern ihr Antwort-Papier.
  • Geschäftsführer Bernd Heitmann (li.) und der Aufsichtsratsvorsitzende Josef Schmidt erläutern ihr Antwort-Papier.
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Die Bürger in Dellwig reagieren zum Teil recht heftig auf die Ankündigung der Fröndenberger Stadtwerke, das Freibad nicht mehr zu öffnen. Die Verantwortlichen haben jetzt auf häufig gestellte Fragen zur Schließung geantwortet.
1. Warum hat der Aufsichtsrat entschieden, das Freibad Dellwig nicht mehr unter der Regie der Stadtwerke zu öffnen?

Ende 2010 hat das Finanzamt nach einer Betriebsprüfung entschieden, die Verrechenbarkeit der Kosten beider Freibäder nicht mehr anzuerkennen. Das gilt ab sofort (2011 ff.), soll aber auch für einige Jahre zurück wirken. Dadurch wird zum einen der Bäderbetrieb erheblich teurer, zum anderen droht eine erhebliche Steuernachzahlung, deren Höhe noch nicht endgültig bestimmt ist.

Ein zweiter Grund liegt darin, dass die Stadtwerke seit Jahren im Energiebereich im Wettbewerb zu anderen Strom- und Gasversorgern stehen. Sie müssen als relativ kleines Unternehmen konkurrieren mit Versorgern, die z. B. keine Verlustbereiche unterhalten müssen oder auch über eine deutlich höhere Eigenkapitalquote verfügen.

2. Wie sieht die Zukunft für das Löhnbad aus?

Politischer Wunsch ist es, das Löhnbad weiter von den Stadtwerken zu finanzieren. Die steuerliche Verrechenbarkeit der Löhnbadverluste muss neu gestaltet werden. Die Finanzbehörden verlangen in der Regel den Bau eines BHKW (Blockheizkraftwerk), das wiederum mit erheblichen Investitionskosten verbunden sein wird.

3. Was kosten die beiden Freibäder in Fröndenberg?

Seit 1988 (über 20 Jahre) haben die Stadtwerke bisher beide Freibäder finanziert. Einschließlich Bau- und Verwaltungskosten liegen die jährlichen Kosten zwischen 600 T€ und 750 T€.

4. Wie kann der Schwimmunterricht in Fröndenberg trotz Beschluss, das Freibad Dellwig nicht mehr von den Stadtwerken zu öffnen, gewährleistet werden?

Es stehen zwei Lehrschwimmbecken und das Löhnbad als großes Freibad zur Verfügung. Vielleicht gelingt es aber auch, das Freibad Dellwig unter anderer Trägerschaft geöffnet zu lassen.

5. Warum ist der DLRG Dellwig und die Öffentlichkeit so spät informiert worden?

Der Auslöser „Steuerliche Anerkennung der Verrechenbarkeit der Kosten“ hat sich erst Ende 2010 ergeben. Bereits in der ersten Sitzung des Aufsichtsrates im neuen Jahr, am 03.02.2011, wurde der o. a. Beschluss gefasst. Unmittelbar danach wurde die DLRG Dellwig informiert. Schneller konnten wir nicht informieren

6. Wie findet die weitere Zusammenarbeit mit der DLRG – Ortsgruppe in Dellwig statt?

Selbstverständlich stellen wir dem DLRG die bisher genutzten Räume, Toiletten und die Liegewiese im Freibad Dellwig weiterhin kostenfrei zur Verfügung. Die Trainingszeiten für das Schwimmen können im Löhnbad stattfinden.

7. Haben die Stadtwerke Interesse daran, dass das Freibad Dellwig nicht wieder eröffnet wird, weil sie es dann als Konkurrenz für das Löhnbad sehen?

Auf keinen Fall! Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern spielen vor dem Hintergrund der Gesamtkosten keine sehr große Rolle. Außerdem würde sich wahrscheinlich nur ein Teil der Einnahmen auf das Löhnbad verlagern. Im Interesse der Bürgerinnen und Bürger und der DLRG im Westen der Stadt Fröndenberg ist natürlich die Aufrechterhaltung des DellwigerBades, was wir gerne auch mit unserem technischen Know-how, z. B. beim Chlorgas, unterstützen wollen.

8. Warum hat sich Fröndenberg zwei Freibäder so lange leisten können?

Weil das politisch so gewollt war auf der Grundlage von Stadtratsbeschlüssen. Die Bau- und Betriebskosten werden nur zum Teil über Eintrittsgelder finanziert. Seit über 20 Jahren wurde das Defizit vom Erlös der Stadtwerke abgedeckt. Zu energiewirtschaftlichen Monopolzeiten mit vom Wirtschaftsministerium genehmigten Preisen war das möglich; im heutigen Energie-Wettbewerbsmarkt nicht mehr.

9. Warum werden öffentliche Freibäder nicht kostendeckend betrieben?

Weil es immer politisch gewollt ist, Bäderpreise nicht kostenorientiert festzusetzen, sondern sie so zu gestalten, dass alle Jugendlichen und Bürger die Bäder nutzen können. Bei 350 T€ Vollkosten (einschließlich Gebäude- und Verwaltung) und 50.000 Besuchern müsste der Eintritt 7 €/Besuch betragen. Tatsächlich wurden im Freibad Dellwig ca. 1,30 €/Besuch (einschließlich Saisonkarten) im Durchschnitt erzielt.

10. Welche Auswirkungen hat die Badschließung in Dellwig auf die Energiepreise der Stadtwerke Fröndenberg?

Unmittelbar keine. Die Energiepreise orientieren sich an der Bezugskostenentwicklung im Energiemarkt. Die für die Stadtwerke unerwarteten rückwärts gerichteten Steuerforderungen und der wahrscheinlich nötige BHKW-Bau bedeuten Kostenbelastung für die Stadtwerke. Strategisch soll natürlich der Wegfall der Kosten für ein Freibad die Wettbewerbsfähigkeit der Stadtwerke erhöhen und die Preise der Stadtwerke günstig beeinflussen.

11. Warum soll man noch Kunde der Stadtwerke Fröndenberg bleiben, wenn das Freibad Dellwig nun nicht mehr von den Stadtwerken finanziert wird?

Weil die Erträge der Stadtwerke als 100%-Tochter der Stadt auch in Zukunft in vollem Umfang in Fröndenberg bleiben. Service und Ansprechpartner vor Ort, die Finanzierung des Löhnbades, lokales Sponsoring für viele soziale Zwecke, Gewinnabführung an die Stadt Fröndenberg, Gewerbesteuer für die Stadt, Sicherung von 100 Arbeitsplätzen in Fröndenberg, umfangreiche regenerative Energieerzeugung, all das sind Gründe, dem lokalen Versorger verbunden zu bleiben. Von fremden Unternehmen fließt nichts nach Fröndenberg.

12. Warum empfehlen Medien, Bundespolitiker und Verbraucherverbände immer wieder das Wechseln des Strom- oder Gaslieferanten?

Der Wettbewerb im Energiegeschäft ist bundespolitisch gewollt und deshalb nicht zu kritisieren. Die Stadtwerke müssen sich dem stellen und im stärker werdenden Wettbewerb leistungsfähig bleiben. Wechselempfehlungen werden in der Regel ausschließlich mit dem Preis und mit dem Prinzip „Hauptsache wechseln“ begründet. Lokaler Bezug, Stärkung der eigenen Stadt, lokales Engagement der Stadtwerke bleiben dabei völlig unberücksichtigt.

Autor:

Peter Benedickt aus Fröndenberg/Ruhr

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