Junge Menschen stellen sich dem Gespräch mit Sterbenden - Studie beim Montagstreff des Hospizkreis` Menden vorgestellt
Pflegewissenschaftlerin Christine Dunger und Pflegemanagementstudent Nils Ronge zu Gast
Zwei Jahre ist es her, dass die Uni Witten-Herdecke zusammen mit der Uni Düsseldorf, unterstützt durch das Ministerium für Bildung und Forschung, ein besonderes Projekt gestartet hat. Man wollte heraus finden wie und ob sich die Einstellung zum Tod durch Gespräche mit Sterbenden verändert. Es ging auch darum eine Haltung auszubilden. Ein politisches Ziel wurde ebenfalls mitbedacht: Leid, Sterben und Tod sollte öffentlich gemacht werden. Nun sind die Ergebnisse ausgewertet, ein Buch und ein Film sind entstanden. Der Film zeigt drei junge Menschen im Gespräch mit Sterbenden.
Für dieses Projekt konnten sich junge Menschen online bewerben. Von einer großen Zahl Interessierter wurden schließlich 30 zielgerichtet ausgewählt, zwischen 16 und 24 Jahre alt. Darunter waren Schüler, Studenten, Fachkräfte und ein Auszubildender. Zur Vorbereitung auf die Gespräche und um die Berührungsängste zu minimieren wurde den Projektteilnehmern ein Wochenend-Workshop angeboten. Während des Projekts konnte bei Bedarf das Gespräch mit einem Psychologen in Anspruch genommen werden.
Unterschiedlich war die Einstellung zum Tod vor Beginn des Projekts: Die 16- und 17- Jährigen, die noch keine Berührung mit dem Tod in der eigenen Familie und nahen Umgebung erlebt hatten, sahen das Sterben nüchtern als Notwendigkeit an. Seit Beendigung des Projekts haben sie auch einen Blick für die Mitmenschen des Sterbenden und begreifen, dass dieser eine Lücke hinterlässt und dass Sterben bedeutet, etwas Wertvolles zu verlieren.
Dann gab es Projektteilnehmer, die schon Erfahrung mit Verlust durch Tod hatten. Sie gingen vorher den Menschen am Lebensende und allem was mit Sterben und Tod zu tun hatte lieber aus dem Wege. Ihre Erkenntnis aus der Begegnung mit den Sterbenden ist, dass es wichtig ist für ihn und seine Angehörigen da zu sein, dass das Risiko etwas Falsches zu sagen nicht als schlimm erachtet werden muss. Seit Abschluss des Projekts suchen sie nun das Gespräch.
Letztendlich konnte festgestellt werden: Im Ergebnis zeichneten sich bei den Projektteilnehmern viele Parallelen ab. In allen Gesprächen war etwas Prägendes. Das Gespräch ist auch eine Möglichkeit mit Angst vor Sterben und Tod umzugehen. Auch diese Erkenntnis war ein Ergebnis des Projekts. Alle Teilnehmenden wurden durch den Kontakt mit den Menschen am Lebensende motiviert, ihr eigenes Leben zu gestalten. „Die Endlichkeit des Lebens und dass es morgen schon vorbei sein kann macht es kostbar. Nichts wäre etwas wert, wenn das Leben unbegrenzt wäre.“ Dieses Ergebnis hat Nils Ronge aus dem Projekt für sich gewonnen. Die Umsetzung dieser Erkenntnis ist der Beginn seines Studiums im Pflegemanagement.
Christine Dunger erklärte den zahlreichen Besuchern des Abends das interessante Projekt und musste viele Fragen beantworten. Nicht zuletzt der Film gab den Anwesenden Anlass zum Nachdenken.
Weitere Infos auf www.30jungemenschen.de
und im Buch: Dem Sterben begegnen
Hans-Huber-Verlag
Herausgeber Schnell und Schulz
Autor:Anni Grüne aus Menden (Sauerland) |
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