Hospizkreis informiert über Umgang mit bettlägerigen Kranken
Pflegehinweise am Krankenbett
gaben Christa Frigge und Claudia Bodendorf beim öffentlichen Freitagstreff des Hospizkreises Menden.
Wie die Sinne sich am Anfang des Lebens aufgebaut haben, so gehen sie auch am Lebensende stufenweise verloren. Restfähigkeiten können durch die sog. basale Stimulation zurückgewonnen oder verbessert werden. Erste Voraussetzung dafür ist, das Vertrauen des Kranken zu gewinnen. Der ihn betreuende Mensch muss herausfinden, was ihm gut tut. Dabei muss er auf dessen Reaktionen achten, vor allem dann, wenn der Kranke nicht mehr sprechen kann. Sind die Sinne des bettlägerigen Menschen aus Mangel an Reizen reduziert, stumpft er ab. Dann ist es angebracht Hautreize durch Berührungen zu geben, zuerst an Schulter dann am Arm und an der Hand; immer achtsam die Reaktionen des Kranken beobachtend, um zu spüren was ihm gut tut. Über die Haut wirken auch mit Ölen versetzte Hand- und Fußbäder beruhigend oder anregend, je nach Streichen in oder gegen Haarwuchsrichtung. Für das Fühlen verschiedener Materialien ist ein Einblick in die Biographie des Kranken wichtig. Je nach Beruf, der in der Vergangenheit ausgeübt wurde, können Stoffe, Schmirgelpapier, Steine oder Bürste den Kranken anregen. Die orale Stimulation verläuft über den Mund. Mit Pipette, Saugschwämmchen oder Lolli kann der trockene borkige Mund befeuchtet werden. Ein gefrorenes Mandarinenstückchen in Wasser regt die Ohrspeicheldrüsen an. Auch Butter und Honig löst die Borken auf der Zunge. Bei der nasalen Stimulation werden durch Gerüche Erinnerungen angeregt. Ebenso kann der Patient über die Akkustik stimuliert werden, wenn ihm Alltagsgeräusche oder Musik, die er geliebt hat, abgespielt werden. Jedoch Dauerberieselung über Radio oder Fernsehen wirkt sich negativ auf das Befinden aus, sie lässt eher abstumpfen. Bei der visuellen Stimulation geht es darum, die Eintönigkeit zu verändern durch Bild, Mobilé oder Fotos. Auch die Umgebung zu wechseln (z.B. vom Zimmer auf den Balkon) kann anregend wirken. Wichtig zu wissen ist, dass das auf keinen Fall für verwirrte Menschen gilt. Sie werden ängstlich und unsicher, wenn Situation oder Umgebung sich verändert. Zu beachten ist, dass alle Anreize dosiert, in kleinen Portionen angeboten werden sollen.
Im zweiten Teil des Abends ging es darum, Hilfestellungen am Bett praktisch zu zeigen:
Am Bett auf Augenhöhe mit dem Patienten sitzen, wenn man ihn anspricht; bei Traurigkeit etwas näher an ihn heranrücken, aufs Bett setzen; zum Trinken Kopfteil höher stellen, Nackenkissen unter den Kopf, kleines Handtuch auf die Brust legen; bei unter Morphin stehenden Kranken die Becher haltende absackende Hand abfangen oder Patient mit Strohhalm trinken lassen; bei Schluckbeschwerden Flüssigkeit mit Sprühflasche in den Mund sprühen; bei Panik des Patienten selbst nicht panisch werden sondern ruhig mit ihm sprechen; Essen mit kleinem Löffel in kleinen Portionen reichen, dabei Schluckvorgang beobachten; macht der Patient beim Berühren der Lippen mit dem Löffel den Mund nicht mehr auf, dann Mahlzeit sofort beenden; bei Luftnot den Patienten niemals flach legen.
Die Referentinnen zeigten auch, wie man als Pflegender den Patienten Rücken schonend vom Bett auf den Stuhl hebt.
Wichtig ist, den bettlägerigen Kranken mindestens alle zwei Stunden zu lagern oder so wie es dieser braucht. Bei Knochenmetastasen sollte der Kranke am Lebensende nur auf Wunsch gelagert werden.
Zum Schluss wies Christa Frigge, Krankenschwester in einem stationären Hospiz, noch einmal auf folgendes hin: Am Ende des Lebens ist Essen nicht mehr wichtig. Wichtiger sind Sauerstoff und Schmerzbehandlung. Viele Kranke tun sich selbst dann noch schwer Hilfe anzunehmen. Sie machen sich etwas vor. Dann muss die Krankenschwester deutlich machen was ansteht. Trotzdem sollte die Selbständigkeit und Eigenverantwortung des Kranken so weit wie möglich gewahrt werden.
Autor:Anni Grüne aus Menden (Sauerland) |
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