Großes Interesse am Thema Palliativbehandlung - Dr. Katja Sielhorst beim Hospizkreis Menden

Dr. Katja Sielhorst

Die Palliativärztin hat eine Praxis für Allgemeinmedizin und leitet zusätzlich die Palliativstation der Paracelsus Klinik in Hemer. Hilfreich für diese schwierige Aufgabe ist, dass heutzutage zur Allgemeinmedizin eine Psychotherapieausbildung gehört. Die Station beherbergt 6 bis 8 Patienten. Die meisten von ihnen leiden unter Krebs- oder Herzerkrankungen.
Schon das Aufnahmegespräch unterscheidet sich wesentlich von dem einer normalen Krankenhausstation, deren Ziel die Heilung einer Krankheit ist. Die Patienten auf der Palliativstation sind „austherapiert“. Hier geht es um Symptom- und Schmerzkontrolle, wobei psychosoziale und spirituelle Bedürfnisse integriert werden. Sie kommen aus einer schwierigen Situation. Das erfordert Zeit zum Reden, und das im Sitzen auf Augenhöhe mit dem Patienten. Das fördert die Basis für Vertrauen zwischen Patient und Arzt. Geduld, Offenheit und aufrichtiges Zuhören ist gefragt. Integrität und Autonomie müssen gewahrt bleiben. Es geht darum, Ängste und Wünsche des Patienten kennen zu lernen und das, was ihm wichtig ist. Erfahrungsgemäß fällt es Frauen leichter als Männern ihre Gefühle zu äußern. Nicht selten bauen Patienten eine „Mauer“ auf als Schutz. Sie können die Schwere ihrer Krankheit noch nicht akzeptieren. Sie verharmlosen sie oder schieben sie weg. Es braucht oft Zeit, bis die Tragweite der lebensbedrohenden Krankheit verstanden wird. Jeden Tag wird diese ein wenig mehr klar, wenn Angehörige nicht blockieren. Denn mit dem Sterben konfrontiert zu werden, fällt jedem schwer, den Patienten sowie den Angehörigen. Deshalb sind Gespräche mit letzteren auch sehr wichtig. Eine entscheidende Frage ist: Hat der Patient verstanden, wie es um ihn steht? Ist er bereit zu sprechen? Manche Patienten möchten auch erst einmal in Ruhe gelassen werden. Eine wichtige Frage wird oft gestellt: „Wie lange habe ich noch zu leben?“ Da kein Arzt diese Frage genau beantworten kann, stellt sich für die Palliativärztin die Frage: Warum ist das heute so wichtig für den Patienten? Manchmal hat dieser noch wichtige Dinge zum Abschluss zu bringen, will noch bestimmte Menschen sprechen oder den Zuspruch seines Gemeindepfarrers. Dann ist es hilfreich, wenn sie seine Lebenszeit versucht einzugrenzen. Im Laufe der vertrauensvollen Gespräche wird die Frage an den Patienten wichtig: Glauben Sie, dass Ihre Familie von der Schwere Ihrer Krankheit weiß? Oder im Umkehrschluss die Frage an die Angehörigen: Glauben Sie, dass der Betroffene über seine Krankheit Bescheid weiß? Schwierig wird das Gespräch mit ausländischen Patienten, die wenig oder keine Deutschkenntnisse haben. Eine kleine Hilfe bietet dann ein Computerprogramm, in dem wichtige Sätze übersetzt werden. Manchmal klappt die Übersetzung vom deutschen in die jeweilige Muttersprache über Handy. Ein Angehöriger, der der deutschen Sprache mächtig ist, fungiert dann als Dolmetscher.
Der Tagesablauf der Palliativstation ist ganz auf die Patienten ausgerichtet. Medizinische Aufnahmeuntersuchungen müssen nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeschlossen sein. Wenn ein Patient sich für eine Untersuchung nicht in der Lage fühlt, sie ihn zum jetzigen Zeitpunkt zu stark belastet, wird sie auf später verschoben. Wunschkost sowie Getränke nach Wunsch, flauschige Decken, die etwas Farbe ins Zimmer bringen, das Angebot von Kaffee für die Angehörigen sollen so wenig wie möglich Krankenhausatmosphäre aufkommen lassen.
Für die nicht leichte Aufgabe der Palliativbehandlung ist ein gutes Team erforderlich. Dazu gehören: Palliativmediziner, Fachärzte, PKD (Palliativ-Konsiliararzt-Dienst), Krankenschwestern, Physiotherapeut, Ergotherapeut, grüne Damen, Seelsorger und Hospizkreis. Jeden Mittag findet bei Schichtwechsel ein Austausch statt. Einmal in der Woche sitzen die Mitarbeiter, die sich regelmäßig um die Palliativpatienten kümmern, zu einer ausführlichen Teambesprechung zusammen. Neuerdings besteht für die Palliativstationsmitarbeiter das Angebot einer regelmäßigen Supervision, die helfen soll, ihre Begegnung mit Leid und Schmerz der Patienten seelisch gut verarbeiten zu können. Dass man für diese verantwortungsvolle Aufgabe schon etwas Lebenserfahrung braucht, zeigt sich im Alter (zwischen 45 und 54) der auf der Station Tätigen. Die Einweisung der Patienten erfolgt durch den Hausarzt oder durch Verlegung von anderen Stationen. Hausärzte der Umgebung, Nachbarkrankenhäuser und Hospize wissen über Palliativbehandlung Bescheid. Nach einer solchen Behandlung soll der Patient wieder nach Hause. Ungefähr ein Drittel dieser sterbenskranken Menschen geht danach in ein stationäres Hospiz.
Jeder, der noch mehr über die Palliativstation wissen will, ist eingeladen anzurufen (Tel.: 02372 / 903295) oder die Station zu besuchen. Die Station darf auch Spenden annehmen.

Autor:

Anni Grüne aus Menden (Sauerland)

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