Demenz: Was macht das mit dem Betroffenen und wie können wir lernen damit umzugehen?
Mit diesem Thema beschäftigte sich der Hospizkreis Menden am vergangenen Freitag. Cornelia Schrecke, Uta Lahme und Anni Grüne beleuchteten das Thema theoretisch sowie durch Erfahrungen aus der Praxis. Auszüge aus dem Buch, Der alte König in seinem Exil, von Arno Geiger machten die Problematik und den liebevollen Umgang des Sohnes mit seinem alzheimerkranken Vater deutlich und regten die Besucher des Abends zum anschließenden Gespräch an.
Im Zeitalter des medizinischen Fortschritts werden die Menschen immer älter. Gleichzeitig rückt die Wahrscheinlichkeit näher, im Alter dement zu werden. Eine Form der Demenz ist die Alzheimerkrankheit. Wie fühlt sich ein Mensch, der nach und nach seine Erinnerungen verliert und orientierungslos wird? Unverständnis, Unsicherheit, Überforderung und Angst bestimmen sein Leben. Oftmals ist er nicht mehr in der Lage, sich nach gesellschaftlichen Regeln passend zu verhalten. Dies ist den Angehörigen mitunter peinlich. Maßstab für den Umgang miteinander sollte dennoch die Achtung der Würde des Kranken sein. Diskrete Hinweise für ihn aber keinesfalls Sprechen über ihn in seinem Beisein! Sein Scham- und Ehrgefühl, das er immer noch hat, sollte nicht verletzt werden. Dennoch erleichtert es den Umgang miteinander, wenn nahestehende Menschen der Umgebung über die Ursache des peinlichen Verhaltens, nämlich die Krankheit, informiert sind. Offenheit hilft Unsicherheiten beseitigen und Situationen realistischer einzuordnen. Es wird für die Angehörigen schwierig, wenn sie versuchen, den hirnorganisch Kranken über den Verstand zu erreichen. Logische Erklärungen helfen nicht weiter. Hilfreicher ist es seine Gefühlsebene herauszufinden, die hinter seinem Verhalten steckt; denn die Gefühlswelt des Kranken bleibt bestehen. Für Angehörige auf den ersten Blick als sinnlose Tätigkeit eingestufte Beschäftigungen des Erkrankten können auf Verhaltensmuster hindeuten, die das Erlebte in der Vergangenheit widerspiegeln. Deshalb ist es sinnvoll, die Biographie des Kranken zu kennen. Nicht das, was der kranke Angehörige nicht mehr kann, sollte hervorgehoben werden, sondern das was er noch kann. Der Alzheimerkranke kann nicht mehr die Welt des hirnorganisch Gesunden erreichen. Deshalb ist es notwendig, sich auf dieser Ebene mit ihm einzulassen, auf der er steht, oder durch eine andere Metapher ausgedrückt: Der Gesunde sollte in den Schuhen des Kranken gehen. Arno Geiger verwendet hierfür das Bild der Brücke: Dem Kranken ist es nicht mehr möglich auf die andere Seite zu kommen. Der Gesunde muss zu ihm hinübergehen. Es tut dem Kranken gut, wenn man sich auf seine momentane Stimmung und Situation einlässt. Angehörigen tut es gut, wenn sie Unterstützung bekommen können, was die verantwortungsvolle Betreuung des Kranken betrifft. Es gibt Hilfen vor Ort, die sie stundenweise entlasten. Das sog. M.I.A.-Projekt (Mendener Initiative Altenhilfe) bietet u.a. einen häuslichen Entlastungsdienst und Betreuungsgruppen an. In Unna und Schwerte gibt es Wohngemeinschaften für an Demenz erkrankte Menschen, in denen gute Erfahrungen gemacht werden.
Autor:Anni Grüne aus Menden (Sauerland) |
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