Von Heiner Redeker, Gemeindereferent im Pastoralverbund Fröndenberg.
Das Wort zum Sonntag
Ich bin ein Gemeinschaftsmensch. In meinem Beruf und in meinem Privatleben pflege ich eine Vielzahl von persönlichen Kontakten. Und ich merke, dass mir schon in dieser kurzen Zeit des „eingeschränkten Lebens“, genau wie den meisten Menschen, diese Gemeinschaftserlebnisse immens fehlen!
Zum Glück gibt es das Internet und die Sozialen Medien, mit denen man zu liebgewordenen Menschen Kontakt halten und sich nach ihrem Wohlergehen erkundigen kann. Die ersten Einschränkungen im öffentlichen Leben habe ich mit Verständnis, aber auch mit Verwunderung über die Geschwindigkeit entgegengenommen.
Zuerst mulmiges Gefühl
Als die ersten Gottesdienste am vorigen Sonntag abgesagt wurden, überkam mich ein mulmiges Gefühl. Ein Osterfest ohne Gründonnerstags-, Karfreitags- und Ostergottesdienste, ohne Kreuztracht in Menden, kann ich mir derzeit noch gar nicht vorstellen. In Beruf, Privatleben und auch im kirchlichen Leben verlieren wir immer mehr das Gefühl, eine Gemeinschaft zu sein. „Gemeinschaft“ - etwas, was unserem Leben bisher Sinn und Halt gegeben hat, ist plötzlich zu einer Gefahr geworden und darf nicht mehr sein.
Bedeutung der kleinen Dinge
Papst Franziskus betonte in der letzten Woche in der italienischen Zeitung „La Repubblica“ die Bedeutung der „kleinen Dinge“. „…die kleinen Aufmerksamkeiten gegenüber uns Nahestehenden, unseren Verwandten, unseren Freunden. Wir müssen verstehen, dass diese kleinen Dinge ein Schatz sind“, erklärte Franziskus. Diesen Schatz gilt es in dieser Ausnahmesituation neu zu heben.
Der Verlust des direkten Kontakts zu unseren Mitmenschen fordert uns auf, kreativ zu werden. Oder vielleicht auch, sich auf alte Kommunikationswege zu besinnen. Wieder öfter einmal telefonieren, um eine gewohnte Stimme zu hören, oder auch dem anderen das Gefühl von Zuwendung zu geben. Vielleicht sogar mal wieder die Zeit der Entschleunigung nutzen, um einen Brief zu schreiben.
Geistliche Impulse im Internet
Im kirchlichen Leben gibt es gerade eine Vielzahl kreativer Angebote mit der Intention, das Gemeinschaftsgefühl in dieser schwierigen Zeit aufrecht zu erhalten. Neben den traditionellen Fernsehgottesdiensten gibt es im Internet eine Fülle von Gottesdiensten und geistlichen Impulsen. Ein besonders lohnenswertes Angebot ist dabei die „Audiochallenge“ des Erzbistums Paderborn mit täglichen 90-sekündigen Andachten. Die Kirchen sind teilweise zu den gewohnten Gottesdienstzeiten geöffnet und ermöglichen ein stilles Gebet und das Entzünden einer Kerze.
Auf unserer Homepage bieten wir für die jeweiligen Sonntage Hausandachten und Familienandachten an, welche auch in den Kirchen ausliegen. Die Fröndenberger Kfd (Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands) hat sich als Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls eine besondere Gemeinschaftsaktion ausgedacht. Sie stellen an jedem Abend ein Licht auf den Fenstersims, das in die Dunkelheit leuchtet als Dank für die Berufsgruppen, die in dieser Zeit des Coronavirus besonders belastet sind, und als Bitte um Genesung für alle Infizierten.
In all diesen christlichen Aktionen wird deutlich, was wir in jedem Gottesdienst leben und verkünden: „Wir sind eine Gemeinschaft des Glaubens“.
Eine Gemeinschaft des Glaubens
Und dies ist in diesen schweren Zeiten eine unglaubliche Stärke. Wenn wir auch die Gemeinschaft im Gottesdienst derzeit nicht erleben können, so wissen wir uns doch, wenn wir das „Vater unser“ beten, allein oder in der Familie, verbunden mit Gott und den Christen in der ganzen Welt, denen in dieser Zeit das Gebet Kraft, Halt und Orientierung gibt. Und so verstehen und erleben wir, dass die kleinen Dinge zu einem großen Schatz werden.
Heiner Redeker, Gemeindereferent im Pastoralverbund Fröndenberg.
Autor:Uwe Petzold aus Dortmund-Süd |
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