Stadtwerke Fröndenberg/Wickede
Wasserschnecke und Fischtreppe in Betrieb genommen
Nach 19 Monaten Bauzeit konnte am Nachmittag des 6. Juni offiziell die neue Laufwasserkraftschnecke nebst der neuen Fischtreppe an der Ruhr in Fröndenberg in Betrieb genommen werden. Alexander Loipfinger, Geschäftsführer der Stadtwerke Fröndenberg Wickede sagte: „Mit dem aktuellen Projekt können wir Energieerzeugung, Artenschutz und Ressourcenschonung beispielhaft verbinden. Wir hier in Fröndenberg haben schon immer Strom aus Wasserkraft gewonnen und haben damit Erneuerbare Energien bereits genutzt, als es den Namen dafür noch gar nicht gab.“
Anwesend waren bei der offiziellen Inbetriebnahme auch Gerd Greczka, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke sowie Bürgermeisterin Sabina Müller und weitere Vertreter aus Politik und Verwaltung.
In den zurückliegenden Monaten waren Restarbeiten am Ruhrufer und an den technischen Anlagen vorgenommen worden. Letzter großer Meilenstein war im November der Einsatz der Laufwasserkraftschnecke nebst Getriebe, Generator und Anbauteilen neben der Fischtreppe gewesen. Mit der Turbine sollen 135 Kilowatt Strom je Stunde bzw. 1.000.000 kWh pro Jahr erzeugt werden. Das entspricht dem Bedarf von ca. 400 Haushalten. Das für die Fischtreppe und Wasserschnecke erforderliche „naturnahe Gerinne“ (ein künstlich angelegter Bachlauf) auf der Kiebitzwiese war bereits im Sommer vergangenen Jahres fertig gestellt worden; die Fischtreppe ebenfalls. Die Baumaßnahmen betrafen das Hauptwehr, direkt am Naturschutzgebiet Kiebitzwiese im Süden von Fröndenberg-Westick.
Fischtreppe und Schnecke gemeinsam sorgen inzwischen für eine so genannte „Lockströmung“, anhand derer die Fische erkennen, dass sie den Wasserlauf bergauf schwimmen können. Die Gefahr, versehentlich in die Schnecke einzuschwimmen, besteht nicht. Dazu ist die Strömung zu stark. Die Fischtreppe besteht aus 34 Stufen mit einer Höhendifferenz von je 11 cm.
„Danke dafür an alle Projektbeteiligten. In Zeiten wie diesen, wo Material und Personal knapp sind, ist das alles nicht selbstverständlich“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Greczka.
Verbaut wurden für die eigentliche Fischtreppe 600 Kubikmeter Beton sowie 110 Tonnen Beton-Bewehrungsstahl. Anhand von Luftbildern wird eine rechteckige „Wanne“ neben dem Wehr erkennbar, in welche die Fischtreppe im Serpentinenverlauf errichtet wurde.Die Schnecke zur Stromerzeugung konnte erst nach der Brutzeit der Vögel auf der Kiebitzwiese eingebaut werden. Teils waren auch Arbeiten unterhalb der Wasseroberfläche erforderlich, wie Projektleiter Matthias Stephan von den Stadtwerken erläuterte. Damit wurden die Voraussetzung geschaffen, den Gesamthöhenunterschied von 5,83 Metern zwischen künstlichem Bachlauf auf der Kiebitzwiese und Ruhr unterhalb des Wehres mit der Fischtreppe zu überwinden.
400 Liter Wasser pro Sekunde fließen über die Fischtreppe; weitere 3,4 Kubikmeter Wasser kommen über die Schnecke. Somit werden die Fische es nicht schaffen, in die Schnecke einzuschwimmen – wohl aber in die Treppe, wo nur 0,4 Kubikmeter Wasser pro Sekunde strömen. Ohne technische Hilfe wäre es den Fischen nicht möglich, an einem Wehr vorbeizukommen. „Mit der neuen Treppe können sie ohne Probleme stromaufwärts schwimmen. Damit kommen sie an allen unseren Wehren vorbei“, erklärt Matthias Stephan.
Durch diese Maßnahme, mit einem Invest von mehr als 1 Mio. Euro, erfüllen die Stadtwerke die EU-Wasserrahmenrichtlinie, nach der in allen Gewässern eine vollständige ökologische Durchgängigkeit gewährleistet sein muss. Forellen, Aale, Barben und weitere Arten der Ruhr können sich so wieder in alle Richtungen bewegen und werden nicht durch menschliche Bauwerke gestört. Das hatten die Stadtwerke durch ähnliche Maßnahmen bereits im letzten Jahr an der Wasserkraftanlage Schwitten an der Ruhrbrücke sowie in der Vergangenheit in Langschede und Wickede ermöglicht.
Autor:Lokalkompass Menden-Fröndenberg-Balve-Wickede aus Menden (Sauerland) |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.