Temperamentvolles Konzert im Fröndenberger Kulturbahnhof

Keine Barriere zwischen sich und dem Publikum zulassen: direkte Ansprache mit Witz und Enthusiasmus
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  • Keine Barriere zwischen sich und dem Publikum zulassen: direkte Ansprache mit Witz und Enthusiasmus
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Der Fröndenberger Kulturbahnhof entwickelt sich zu einem Fokuspunkt für Veranstaltungen der besonderen Art, aus der Kategorie „Klein, aber fein“. Am Samstagabend verwandelte Kelsey Klamath aus Großbritannien die ehemalige Schalterhalle in eine Zeitmaschine. Sie zelebrierte einen Auftritt, wie er Kennern der britischen Musikszene aus den vielen Pubs und Clubs der Insel bekannt ist. Kleine Bühne, kleines Publikum, und im Rücken ein großartiger Sonnenuntergang, der durch die großen Fenster hineinschaute. Im Zuschauerraum ein Publikum, das sich in sein drittes Lebensjahrzehnt zurückversetzt fühlte, als Kelsey Klamath in die Saiten griff.
Ein Repertoire entfaltete sich vor Augen und Ohren, das geprägt wurde durch so unterschiedliche Eckpunkte wie Dolly Parton und Joan Baez. Die Stimme, vor allem die Modulationsfähigkeit der britischen Sängerin, erinnerte an Melanie, die in den 60er und 70er Jahren die Liedermacherszene bereicherte. Allerdings versteht sich Kelsey nicht als Nachlassverwalterin einer in die Jahre gekommenen Zunft, sondern rollt gleichsam die Ärmel auf und gibt den Liedern ein völlig neues Feeling, besonders eindrucksvoll vorgeführt an „Bad Leroy Brown“ von Jim Croce, das den meisten Zuhörern in der öligen, gequetschten Fassung eines zunehmend kurzatmigen Frank Sinatra bekannt sein dürfte.
Die Conference, mit denen sie ihre Titel verband, zeigten die launige Seite einer Frau, die durchaus ihre scharfzüngige, aber immer humorvolle Sprache pflegt. Passend zum Liedvortrag von überbordendem Temperament stellte sie den Kontakt her zu einem Publikum, das diese Form des Konzerts erst noch erlernen muss. Ihre Kommentare gaben einen gewissen Vorgeschmack darauf, mit welchen Späßen und Wortspielen sie das Publikum in einem englischen Pub überrollen würde, wo die Sprachgrenze den Wortwitz nicht stoppt. Langsam nahm das Publikum Fahrt auf und erlernte dann rasch, die richtige Antwort auf die Animation der Sängerin zu geben, die mit Witz und Musik die Sauerländer aus der Reserve lockte.
Die letzte halbe Stunde war von schierer Spiellust und Spaß an der improvisierten Musik geprägt, als Simon Pitney auf die Bühne eingeladen wurde; eine Einladung, der er sichtlich erfreut nachkam, zumal die beiden alte Bekannte sind. Dass die letzten Titel hörbar ungeprobt vorgetragen wurden, tat dem Ohrenschmaus keinen Abbruch. Das unorthodoxe Aufeinandertreffen eigentlich nicht verwandter Harmonien wurde von beiden mit Späßen und mimischen Kommentaren munter überspielt. Am Ende war die Musik die klare Gewinnerin des Abends.
Letztlich führte Elisa Pitney ein weiteres Mal eindrucksvoll vor, was sich hinter dem trockenen, bürokratischen Begriff der "Inwertsetzung einer Nutzungsbrache" verbergen kann. Auf dem Weg zu den Zügen, die vor den Fenstern hielten und fuhren, nahmen die Reisenden die Harmonien auf, die sich in der alten Schalterhalle ausbreiteten. Der Fröndenberger Kulturbahnhof führt einfach vor, wie es richtig gemacht wird.

Autor:

Franz-Josef Knur aus Menden (Sauerland)

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