Geburtstagsfeier des ADFC mit einer Träne im Knopfloch

Gäste vom ADFC Unna eröffneten den Reigen der Ankömmlinge.
8Bilder
  • Gäste vom ADFC Unna eröffneten den Reigen der Ankömmlinge.
  • hochgeladen von Franz-Josef Knur

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club Fröndenberg-Menden feierte am Samstag die zehnte Wieder-kehr seiner Gründung. Was zu Beginn des Jahrhunderts als eine Aktion von fast exotischem Charakter begann, hat sich in der Zwischenzeit ausgewachsen zu einem gesellschaftlichen Pull-Faktor, der in der Kommunalpolitik der beiden Schwesterstädte Fröndenberg und Menden nicht mehr ignoriert werden kann.
„Ignoranz“ war heute erst einmal Sache des ADFC selbst: die Geburtstagkinder ignorierten die bescheidene Wetterprognose ebenso wie die übermächtige Konkurrenz weiterer Veranstaltungen, die gleichzeitig stattfanden. Und sie behielten recht damit, denn es fanden sich neben Radfahrern auch Vertreter der Kommunalpolitik ein. Verspätet, aber trotzdem hochwillkommen, fand sich der Fröndenberger Bürgermeister Rebbe als Gratulant ein. Schon vor einigen Wochen hatte es ein erstes Ge-spräch zwischen ADFC und dem Bürgermeister gegeben, in dem gemeinsam der kühne Plan gefasst wurde, Fröndenberg in das Fahrwasser der fahrradfreundlichen Städte in NRW zu bugsieren. Auch die CDU und die GRÜNEN aus Fröndenberg ließen es sich nicht nehmen, durch ihren Besuch und Spenden dieses Projekt in Fahrt zu bringen.
Auch die GAL aus Menden entsandte eine Botschafterin mit guten Wünschen und einem hilfreichen Geschenk für die Fahrradlobbyisten.
Es gab keine tumultuöse Massenparty vor der Radstation, aber es fand sich eine erfreuliche Anzahl von unerschrockenen Gratulanten ein, die sich ein kleines Programm gefallen ließen. Wer keine Furcht vor Seekrankheit hatte, der konnte sich auf Jux – Fahrrädern mit den Tücken der Physik vertraut machen oder den Unzulänglichkeiten in der Zusammenarbeit der beiden Gehirnhälften ausliefern. Dies zeigte sich in den Versuchen, ein Fahrrad zu lenken, bei dem man die Pedale rückwärts bewegen muss. Für Kinder war all dies überhaupt kein Problem, wie sich zeigte.
Dies galt im besonderen Maße für die Kinder der Gesamtschule, die sich eingefunden hatten, um einem staunenden Publikum vorzuführen, wie man ohne Lenker Rad fahren kann. Vom Sprecher des Mendener ADFC kam die Versicherung, dass er sich durch keine Macht der Welt dazu bewegen lassen würde, dergleichen selbst zu versuchen.
Ohne Regenschauern und andere Widrigkeiten verlief der Nachmittag mit kurzen Radtouren und Show-Einlagen.
Allerdings wurde Wasser in den Wein des Geburtstags gegossen durch die Tatsache, dass der ADFC zum gleichen Zeitpunkt seine Heimat, sein Vereinslokal im Café Satchmo abschreiben muss. Durch die bizarre Personalpolitik und die einsamen Beschlüsse eines einzelnen Vertreters der AWO Unna sieht sich die Radstation vor die Situation gestellt, dass Elisa Pitney nicht mehr bereit ist, ihre Arbeitskraft für ein Almosen bereit zu stellen. Ihre Bemühungen um ein angemessenes Arbeitsverhältnis wurden nicht entsprechend honoriert. Die Folgen sind unübersehbar: die Stadt Fröndenberg verliert eine Power-Frau, die ein Leuchtturm-Projekt in kurzer Zeit angeschoben und unübersehbar gemacht hat. Sie hat wesentlichen Anteil an der Entstehung des Begriffs vom „Fröndenberger Kulturbahnhof“. Dies geht nicht zuletzt auch auf die Mitarbeit ihres Ehemanns Simon Pitney zurück, der immer wieder Künstler für Konzerte um sich versammeln konnte. Für den August plante er eigentlich ein „jam-session“ mit Musikern, die vorher nie miteinander gespielt hatten. Jetzt blieb nur die Gelegenheit für ein ergreifendes Abschiedskonzert vor einem Publikum, das durch eine Unterschriftenliste seinen Protest gegen die entstandene Situation ausgedrückt hat.
Elisa Pitney und ihr Mann sollen Arbeit und Heim verlieren, und der ADFC verliert einen Stützpunkt, der – nahe der Kreisgrenze – von Art und Umfang her ein Neidobjekt für alle benachbarten Ortsgrup-pen nah und fern ist.
Ein wenig Trost liefert da die Tatsache, dass der ADFC sich mittlerweile zu einer politischen Kraft entwickeln konnte, die in beiden Nachbarstädten zur Kenntnis genommen und als positives Kraftmoment akzeptiert worden ist. Der Radverkehrsplan 2011 und die Hönnetal-Route sind nur zwei der Ideen, die verwirklicht werden sollen.
Alle negativen Begleiterscheinungen haben den ADFC in den vergangenen Jahren nur stärken können.

Autor:

Franz-Josef Knur aus Menden (Sauerland)

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.