Eins der wertvollsten Dinge, das den vielen traumatisierten Flüchtlingen vermittelt werden kann: das Gefühl, dass die Fremde Schritt für Schritt zum Zuhause wird. Es gibt kaum etwas, das mehr Normalität verschaffen kann als so ein Erste-Hilfe-Kurs. Jeder, der hierzulande seinen Führerschein will, muss in jungen Jahren einen machen. Und wer ganz ehrlich zu sich selbst ist, absolviert den Kurs später nochmal, um längst vergessenes Wissen aufzufrischen und anderen im Notfall nicht nur in einer verblassenden Theorie helfen zu können.
Jedes Jahr gibt es viele solcher Kurse. Nun wird beim Roten Kreuz das Projekt „Erste Hilfe für junge Geflüchtete“ auch im Jahr 2019 weitergeführt.
In Rahmen der „Jugendverbandsarbeit mit Geflüchteten“ des Landes-jugendrings NRW und dem Jugendrotkreuz Westfalen-Lippe hatte man in Wattenscheid schon in den letzten Jahren entsprechende Erste-Hilfe-Lehrgänge für junge Geflüchtete (14-27 Jahre) angeboten.
Projekt läuft auch in 2019 weiter
Das nun verlängerte Angebot richtet sich insbesondere an die jungen Flüchtlinge und kombiniert hier einen Erste-Hilfe-Kurs mit der Vermittlung von Deutschkenntnissen. Mit den DRK-Ausbildern und im Bedarfsfall auch Dolmetschern absolvieren die Teilnehmenden den Kurs und lernen dabei auch grundlegende Begriffe aus dem Gesundheits- und Medizinbereich. Gleichzeitig unterstützt das Rote Kreuz mit dem Projekt auch die berufliche Integration einiger der jungen Flüchtlinge, da der Nachweis eines Erste-Hilfe-Kurses in vielen Pflege- und Gesundheitsfachberufen Voraussetzung für den Beginn einer entsprechenden Ausbildung ist. Auch für den Erwerb des Führerscheines ist ein solcher Lehrgang notwendige Voraussetzung.
„Viele der Flüchtlinge, die seit ein oder eineinhalb Jahren hier in Deutschland sind, sprechen bereits recht gut Deutsch. Aber die Erklärungen und Begriffe in der Ersten Hilfe sind teilweise doch etwas spezieller. Deswegen haben wir den normalen Kurs ein wenig überarbeitet, um den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, die Inhalte besser zu verarbeiten“, so Markus Eisenhuth. „Außerdem können wir im Bedarfsfall Dolmetscher hinzuziehen, die als Übersetzer fungieren und die Inhalte z.B. in Arabisch vermitteln. Bisher sind wir allerdings mit Deutsch, Englisch, Französisch und manchmal Arabisch ganz gut klar gekommen und die Teilnehmer haben sich auch oft untereinander geholfen.“
Als Herausforderung gilt bei diesen besonderen Lehrgängen auch die Hürde der gleichgeschlechtlichen Behandlung. „Da stellt sich beispielsweise die Frage, wie ein Mann einer fremden Frau helfen soll“, meint Erste-Hilfe-Ausbilder Christian Lange und fügt weitere Themen hinzu: „Oder wie erklärt sich der Sachverhalt, dass man in Deutschland vom Gesetzgeber her verpflichtet ist zu helfen? Dass "Wegsehen" keine Option ist?“ Er machte bisher auch die Erfahrung, dass einige der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in ihrem Leben zum Teil schon schwere Schicksalsschläge und oftmals Gewalt und Respektlosigkeit hinnehmen mussten.
"Win-Win-Situation für DRK und Teilnehmer!"
„Es ist wichtig, den Respekt und die Wertschätzung für Menschen immer wieder deutlich zu machen. In unserer Kultur stehen wir gerade auch jenen zur Seite, die von Respektlosigkeit oder sogar Gewalt bedroht sind, wie etwa geflüchtete Menschen. Wir müssen als Gesellschaft in allen Bereichen aufzeigen, dass respektvoller Umgang und Zusammenhalt für uns alle die Grundlage des Zusammenlebens sind. Wir müssen Respekt aktiv leben, vorleben und verteidigen. Nur so können wir Respektlosigkeit und Gewalt dauerhaft entgegentreten“, erklärt Ausbildungssachbearbeiter Markus Eisenhuth die Dinge, die ganz nebenher in den Kursen beim Roten Kreuz vermittelt werden. Für die DRKler ist der Kurs daher in zweierlei Hinsicht wichtig. „Wir lernen durch die Teilnehmer auch andere Kulturen kennen und geben gleichzeitig unser Wissen weiter“, beschreibt Ausbilder Sertan Gürbüz die Win-Win-Situation.
Dass dieses Konzept sinnvoll ist, kann auch Christian Lange nur bestätigen: Während des Kurses werden sie mit gestellten Übungssituationen konfrontiert und sollen dabei einen kühlen Kopf behalten. „Hier das richtige Händchen zu haben und die Balance zu halten ist schon eine Herausforderung für unsere Ausbilder. Doch das ist es, was es auch spannend und interessant macht und zu wissen, dass man den traumatisierten Menschen wieder etwas Sinnvolles weitergegeben hat und ihnen ein Stück weit Normalität vermitteln konnte“, freut sich der erfahrene Ausbilder.
Ausbildungstermin im Januar
Die nächsten kostenlosen Kurse für Flüchtlinge veranstaltet das Rote Kreuz zusammen mit seinem Jugendverband in Wattenscheid, jeweils samstags ab 10 Uhr in den DRK-Räumen. Der erste Kurstermin unter der Leitung von Sertan Gürbüz ist der Samstag, 19. Januar 2019 und findet ab 10 Uhr im DRK-Zentrum an der Sommerdellenstraße 26 statt. Der Kurs ist für die Teilnehmer kostenlos und werden durch eine Förderung des Jugendrotkreuzes Westfalen-Lippe und des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert.
Eine Anmeldung zu den Lehrgängen kann unter der Rufnummer 02327-87017 oder Email an info@drk-wattenscheid.de erfolgen.
Autor:Christian Lange aus Wattenscheid |
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