Mit dem Persönlichen Budget wird der Behinderte zum Arbeitgeber - Beratung im Kreis Unna

10. August 2015
14:00 Uhr
Gesundheitshaus, 59423 Unna
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13. Juli 2015
14:00 Uhr
10. August 2015
14:00 Uhr

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Martina Siehoff ist an MS erkrankt und kann ihr Leben mithilfe von vier persönlichen Assistenten selbstständig organisieren.
  • Martina Siehoff ist an MS erkrankt und kann ihr Leben mithilfe von vier persönlichen Assistenten selbstständig organisieren.
  • hochgeladen von Elke Böinghoff

Behinderten Menschen stehen unzählige Möglichkeiten offen, ihr Leben selbstbestimmt führen zu können. Um diese Möglichkeiten nutzen zu können, muss aber oft wahre Detektivarbeit verrichtet werden - und man darf keine Scheu vor zermürbenden Behördengängen haben. Dies trifft auch auf die Möglichkeit des Persönlichen Budgets zu.

Dabei handelt es sich um ein sinnmachendes Unterstützungsangebot für Menschen, die aufgrund von Behinderung oder Krankheit außerhalb der Pflege auf Hilfe bei der Bewältigung ihres alltäglichen Lebens angewiesen sind.

Das Persönliche Budget ist ein Angebot des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Der stellt den Betroffenen ein persönliches Budget zur Verfügung, damit diese eigenverantwortlich in der so genannten „Organisationsform des Arbeitgebermodells“ persönliche Assistenten einstellen können. Diese helfen beim Einkaufen, putzen, helfen im Job, begleiten zu Kino- oder Theaterbesuchen und sorgen schlichtweg dafür, dass der Behinderte am Leben teilhaben kann - auf einer professionellen Basis.

Auch die Unnaerin Martina Siehoff beschäftigt ganz offiziell seit einigen Wochen vier persönliche Assistenten. Die an Multipler Sklerose (MS) erkrankte 54-Jährige erfuhr eher zufällig von den Möglicheiten des Persönlichen Budgets. „Die Sozialberatung in meiner Reha-Klinik machte mich auf dieses Modell aufmerksam, bis ich jedoch jemanden gefunden hatte, der mich dazu kompetent beraten konnte, hat es noch einmal gedauert“, berichtet Siehoff. Fündig wurde sie beim Dortmunder Verein „Mobile“.

Organisationsform: Arbeitgebermodell

„Mobile - Selbstbestimmtes Leben Behinderter e.V.“ baut unter anderem Unterstützungsangebote auf, die behinderten Menschen ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben ermöglichen. Als Kontaktstelle „Persönliche Assitenz“ informiert und berät der Verein behinderte Menschen, die ihre Assistenzkräfte in der Organisationsform des Arbeitgebermodells selbst einstellen und anleiten.

„Dort hat man mich beraten und auch durch das mehr als komplizierte Antragsverfahren hindurchbegleitet“, berichtet Martina Siehoff.
Besonders schwierig war die Ermittlung des Bedarfs, der zunächst auf ein Jahr berechnet und dann auf einen Tagessatz heruntergerechnet werden muss. Letztendlich ermittelte die gebürtige Bochumerin einen Assistenzbedarf von 24 Stunden in der Woche, den der LWL nach Kontrolle bestätigte. Der LWL stellt Martina Siehoff nun ein Persönliches Budget zur Verfügung, dass es ihr ermöglicht, Assistenten einzustellen, die diese 24 Stunden abdecken.

Assistenzkräfte sinnvoll einsetzen

„Bei Mobile hat man mir dann geraten, für diese 24 Stunden vier Mini-Jobber anzustellen, so dass auch bei Urlaub oder Krankheit immer jemand für mich da ist“, so die gelernte Physiotherapeutin. Auch die Anstellung von Teil- oder Vollzeitkräften ist je nach Bedarf möglich.

Martina Siehoff kann frei über ihr Budget verfügen, so war sie auch für die Auswahl ihrer Assistenzkräfte selbst verantwortlich. Bei den Lohnabrechungen hilft ihr der „Mobile“-Verein in Dortmund. „Nachdem der ganze Antragsstress gelaufen ist, ist das weitere Verfahren im Kontakt mit dem LWL relativ unbürokratisch“, freut sich Martina Siehoff nicht ohne Stolz, dass sie das Antragsverfahren durchgehalten hat. "Und ich bin wirklich froh, dass ich nun nicht immer Freunde bemühen muss. Mit meinen Assistenten habe ich ein Netzwerk, in dem niemand das Gefühl bekommt, ausgenutzt zu werden", so Martina Siehoff.

Ihre vier Assistenten setzt Martina Siehoff ganz nach Bedarf ein. "Ich habe einen Assistenten der gut kochen kann und einen Assistenten der ausgebildeter Altenpfleger ist. Und eine Assitentin wohnt gleich um die Ecke und kann mir auch mal kurzfristig Hilfestellung geben", berichtet Siehoff. So hat jeder Assitent seinen eigenen "Fachbereich". "Es soll ja für alle Seiten so angenehm wie möglich sein", schmunzelt Martina Siehoff, die ein aktives Leben führt, sich auf lokaler Ebene politisch engagiert und schlicht "am Leben teilhaben" will, wie es sos chön im Beamtendeutsch heißt.

Einzigartig

Das Angebot von „Mobile“ als Kontaktstelle zur „Persönlichen Assistenz ist in Westfalen einzigartig. Im Rahmen einer Vorstudie im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAIS) soll nun die Bedarfs- und Angebotssituation genau untersucht werden. Dafür führt „Mobile“ auch im Kreis Unna Sprechstunden durch, die über das Angebot des persönlichen Budgets informieren. Die Beratung steht allen Interessierten offen.

Vom 1. Mai bis zum 31. August wird die Kontakstelle in vier westfälischen Kommunen außerhalb Dortmunds öffnen, um das Interesse der Bürgerinnen und Bürger zu untersuchen.

Sprechzeiten in Unna für den Kreis Unna:

 In Unna finden die Sprechstunden statt am Montag, 13. Juli, von 14 bis 17 Uhr und am Montag, 10. August, von 14 bis 17 Uhr.

 Jeweils im Gesundheitshaus an der Massener Straße 35 (Lindenbrauerei).

Sprechzeiten in Lünen für den Kreis Unna:

 In Lünen finden die Sprechstunden am Montag, 27. Juli uind am Montag, 24. August jeweils von 14 bis 17 Uhr statt.

 Ort: Gesundheitshaus Lünen, Roggenmarkt 18-20.

Kontakt:

 Infos und Anmeldungen unter Tel. 0231/9128376 oder per Mail an kpa@mobile-dortmund.de

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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