Es gilt nicht als alltägliches Einsatzgeschehen einer Feuerwehr, doch der Umgang mit gefährlichen Stoffen und Gütern im täglichen Leben nimmt stetig zu. Und so muss sich auch die Feuerwehr darauf einstellen, wenn es mal zu einem sogenannten Zwischenfall kommt.
Der Löschzug Sundern hat sich am Dienstag bei Ihrem wöchentlichen Übungsabend einen Chlorgasunfall im Hallenbad Sunden als Übungsziel gesetzt.
Chlorgas ist ein gebräuchliches Desinfektionsmittel für Schwimmbäder; so auch im Sunderner Hallenbad. Es wird entweder nach Bedarf aus Natriumhypochlorit-Lösung und Salzsäure erzeugt oder aus Druckgasflaschen dosiert. In jedem Fall handelt es sich um gefährliche Chemikalien, die ätzend und beim Einatmen giftig sind.
Wichtigste erste Einsatzmaßnahme ist, Abstand zu halten, d.h. für die Feuerwehr, die Umgebung großflächig abzusperren. Bereits bei der Anfahrt ist auf die Windrichtung zu achten, d.h. mit dem Wind anfahren. Die Berliner Straße wird für die Dauer der Übung für den Durchgangsverkehr gesperrt – eine Umleitung über den neuen Friedhof und Teckelsberg ist eingerichtet.
Unter Einsatz von umluftunabhängigem Atemschutz und Chemikalienschutzanzügen gehen nun die ausgerüsteten Einsatzkräfte vor, um die Leckage abzudichten. Die austretende Chlorgaswolke kann mittels Sprühstrahl mit viel Wasser eingegrenzt werden. Bei der angenommenen Evakuierung der ca. 50 Badegäste stöst der Löschzug jedoch personell schon an seine Grenzen. „Die wäre im Realeinsatz so nicht zu bewältigen.“
Ein Blick auf das Datenblatt des Stoffes gibt der Einsatzleitung Auskunft: „Niedrige Konzentrationen führen zu einer Reizung der Schleimhäute und der Atemwege. Je höher die Konzentration, desto größer die Reizung bzw. Verätzung. Größere Konzentrationen zerstören irreparabel die Schleimhäute, insbesondere der Lungen. Darüber hinaus führen höhere Konzentrationen zu einem Bronchospasmus. Daneben gibt es eine verzögerte pulmonale Wirkung, die zu einem (toxischen) Lungenödem führt.“
„Eine anspruchsvolle Übung, die dem Löschzug einiges abverlangt: Für einen solchen Einsatz sind viele Kräfte erforderlich, man benötigt viel Zeit, die Einsatzkräfte durch die Schutzanzüge zu sichern, die eingesetzten Kräfte müssen nach dem Einsatz dekontaminiert werden, eine große Menge an Einsatzkräften muss unter Atemschutz eingesetzt werden.“ sagt der Einsatzleiter A. Siebert nach der Übung.
Bei der Einsatznachbesprechung am Feuerwehrhaus sind die Kameraden grundsätzlich zufrieden mit dem Ablauf der Übung. Jedoch hätte man bei einem realen Einsatz sicherlich auf weitere Löschgruppen zurückgreifen müssen, um die erforderliche „Manpower“ zu stellen.
Auch die anwesenden Mitarbeiter des Hallenbades sowie die Mitarbeiter der zuständigen Firma für die Chlorgasanlage sind begeistert vom Ablauf der
Übung.
M. Harmann • Pressesprecher Feuerwehr Sundern
Autor:Michael Harmann aus Sundern (Sauerland) |
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